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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
Autoren: Tabita Lee Spencer
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eine Bedeutung, die uns irgendwie weiterhilft. Ich schaue zu Morti und Diego hinüber. Diego ist inzwischen unter den Leichenwagen gekrochen und man sieht nur seine Lederstiefel hervorragen. Morti ist in die Hocke gegangen. Sein Atem steigt gefroren in den diesigen Himmel.
    Ich packe die Schachtel mit den Papieren.
    »Okay. Lasst uns losfahren. Ich hätte jetzt alles.«
    Miley, Rudy und Dawna sehen mich total komisch an.
    »Willst du nicht lieber schauen, ob er auch Strapse wegwirft?«, fragt Rudy mit einem breiten Grinsen.
    »Vielleicht finde ich ja einen Stöpsel«, antworte ich mit meiner freundlichsten Stimme. »Für deinen Mund. Dann brauch ich mir dein elendes Gesabber nicht mehr anzutun.«

3
    Dawna

    D iego Rrrrosell, der Klang seiner Stimme hatte sich tief in meinen Bauch gegraben und Bilder durch meinen Kopf gespült. Grannys Hände auf dem breiten Schädel des Wüstenhundes, ihr langer Rock, an den sich Kletten und Dornen geheftet hatten. Der Blick über die Wüste und Indie und ich mittendrin. Hitze strich über unsere Körper, der heiße Südwind und der Atem des Wüstenhunds. »Nicht«, hörte ich Indies Stimme, »nicht, das kitzelt so …«
    »Stopp«, hatte ich geflüstert und ihn dabei beobachtet, wie er um den Leichenwagen herumging. Mein Kopf drehte sich und ich hörte das Zirpen der Grillen, ohrenbetäubend laut.
    »Hör damit auf!«
    Er hatte mir einen kurzen Blick zugeworfen und dann Indie fixiert. Indie.
    Was für ein grässlicher Trick, hatte ich gedacht und mit den Tränen gekämpft, so deutlich waren die Erinnerungen. Deutlich und schrecklich schön. So schön, dass ich mich am liebsten weggebeamt hätte, weg aus diesem nebelig-kalten New Corbie. Weg aus dieser seltsamen Zeit, in der alles gegen uns zu laufen scheint. Jetzt kann ich nur seine Beine sehen, die unter dem Wagen hervorragen. Ich könnte schwören, dass der Typ nur aus Muskeln besteht. Und dass er keinen Gemischtwarenladen in Rosell’s General Store eröffnet. Das ist vermutlich das Letzte, was er in New Corbie zu tun hat. In Wirklichkeit ist er unseretwegen hier. Unseretwegen und wegen der Engel. Um uns noch mehr Steine in den Weg zu legen. Ich drücke meine Schultern zurück und balle die Hände in meinen Jackentaschen zu Fäusten.
    »Soll ich Vince Bescheid sagen, dass er ihn abschleppt?«, brüllt Rudy zu Morti hinüber, doch Morti schüttelt nur den Kopf.
    »Was willst du damit?«, zische ich Indie zu. »Leg es weg. Es bringt …«
    Unglück, will ich sagen, denn ich habe erkannt, was es ist. Und wenn dieser Diego Sams Seele aufgenommen hat, dann kann das nur ein Köder sein. Und ich bin mir so sicher, dass mit diesem Typ etwas nicht stimmt. Taucht hier auf und gibt sich als Sams Bruder aus. Hatte Sam überhaupt einen Bruder? Oder ist das alles nur gelogen?
    »Ich will nicht, dass du hier etwas mitnimmst«, sage ich so heftig, dass mir Miley beruhigend den Arm um die Schultern legen will. Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu.
    Indie presst den Stapel Papier an ihre Brust und marschiert zu unserem Pick-up hinüber. Um sie herum wirbelt der Nebel, kleine gefrorene Eiskristalle. Sie klettert in den Pick-up und setzt ihr bockigstes Gesicht auf. Rudy grinst mich an.
    »Dann macht es mal gut«, sagt er, »und wenn ihr mal wieder Hilfe braucht, ihr wisst ja, wo ihr mich findet …«
    Im Wagen herrscht ungemütliches Schweigen. Indie presst immer noch die Blätter an ihren Körper. Aus den Augenwinkeln kann ich die Zahlenkolonnen erkennen. Sie lassen meine Kopfhaut kribbeln. Sie setzen etwas in Gang, von dem ich nicht weiß, wo es mich hinführt. Miley sitzt zwischen uns. Unsere Schultern berühren sich und ich sehne mich danach, mich zu ihm zu drehen und meine Lippen auf seine zu legen. Ich will es so sehr, dass mir schwindelig wird. Mileys Körper, der sich gegen meinen drückt. Die Leichtigkeit, mit der er mich hochgehoben hat, wie sich seine Hüften zwischen meinen Schenkeln angefühlt haben und dann … Um mich abzulenken, drehe ich das Radio auf volle Lautstärke. I’m gonna leave this city, got to get away…all this fussing and fighting, man, you know I sure can’t stay… grölen Kitty, Daisy & Lewis und ich lehne mich so weit es geht nach links, weg von Miley, und starre auf die Straße hinaus. Ich umklammere mit beiden Händen das Lenkrad und der Scheibenwischer verteilt im Rhythmus des Liedes den Nebel auf unserer Windschutzscheibe. Wir fahren New Corbies schnurgerade Straßen entlang. Das Morrison Motel taucht auf
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