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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
Autoren: Tabita Lee Spencer
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und ich halte nach Sam Rosells Lieferwagen Ausschau. Doch der Parkplatz ist leer. Erst spätnachts wird er sich füllen, wenn Leute kommen, die in den Club wollen.
    Wir müssen einen Schritt nach dem anderen gehen, denke ich.
    Der erste Schritt ist, dass wir Miley aus der Schusslinie bringen müssen. Nichts leichter als das, rede ich mir ein. Selbst Indie hat mir geglaubt, dass ich ihm den Laufpass gegeben habe. Sie hat keinen Moment an meinem Entschluss gezweifelt. Der zweite Schritt ist, Dusk zu finden und mit ihm zu reden. Nur Dusk weiß, wer uns unsere Kräfte geben kann, wer uns zeichnen kann. Wie es weitergehen soll, wenn Dusk nicht mehr lebt, daran wage ich nicht zu denken.
    Ich biege in die Franklin Lane, die Straße, in der Kalo und Miley wohnen. Hier steht der Nebel so dicht, dass ich im Schritttempo fahren muss, obwohl ich am liebsten auf die Tube drücken würde, um Miley möglichst schnell zu Hause abzuliefern. Die Engel können jeden Moment wieder hier sein. Die Angst sitzt mir im Nacken. Die Angst vor dem grollenden Geräusch sich nähernder Motorräder. Davor, dass Lilli-Thi schon auf uns wartet. Ich habe keine Ahnung, ob Kalo Miley schützen kann. Aber ich hoffe es. Ich hoffe, dass die Wölfe ihn schützen, obwohl ich weiß, dass Dusk nicht auf seiner Seite ist. Denn Dusks einziges Ziel ist es, unsere Mission zu unterstützen, und einfacher wäre das, wenn ich nicht durch Miley erpressbar wäre. Eine Katze huscht über die Fahrbahn, ich bremse, sie sieht uns kurz mit grün schillernden Augen an, bevor sie zwischen den Häusern verschwindet, und ich habe das Gefühl, dass ich gleich losschreie, so tief sitzt die Angst in meinen Knochen.
    »Ich glaube, es ist nicht gut, wenn du mich nach Hause bringst«, sagt Miley und dreht so lange am Lautstärkeregler, bis fast nichts mehr von der Musik zu hören ist.
    Indie atmet einmal tief ein und aus.
    »Miley«, sagt sie, »Ich mag dich wirklich. Seit wir dich gestern da rausgeholt haben, bist du mir richtig ans Herz gewachsen, und ich versteh auch nicht so wirklich, wieso sie ausgerechnet jetzt mit dir Schluss macht. Aber manchmal muss man solche Entscheidungen akzeptieren.«
    »Halt die Klappe, Indie.« Vor uns hängt die Sonne als blasse Scheibe über der Franklin Lane, dann wirbeln die Wolken durcheinander und sie ist verschwunden.
    »Indie hat recht«, sage ich, »wir haben dich da rausgeholt, aber jetzt ist es vorbei. Verstehst du? Jetzt lebt jeder sein Leben. Du deines und ich meines.«
    Ich drehe mich jetzt doch zu ihm und sehe in seine Augen. Unsere Verbindung ist so stark, dass ich sie fast körperlich spüren kann, ein leichtes Lächeln spielt um seinen Mund und ich habe Angst, dass er uns verrät. Sein Lächeln wird tiefer und warm, dann sieht er wieder nach vorne hinaus auf die Straße.
    »Ich hab noch jede rumgekriegt.«
    »Da bist du bei Dawna an der falschen Adresse, wenn sie Nein sagt, dann meint sie auch Nein.« Die Papiere knistern an Indies Brust.
    »Ja«, sage ich, »Indie und ich. Wir wollen jetzt mal ein bisschen alleine sein.«
    »Das kannst du auch Rudy ausrichten. Und Beebee«, fügt Indie hinzu. »Wir haben einfach furchtbar viel um die Ohren.«
    »Verstehe.«
    Wieder lächelt Miley und vertreibt damit kurz die Angst, die sich um mein Herz klammert. Vor uns taucht Kalos Haus aus dem Nebel auf. Schemenhaft sehe ich jemanden davor stehen, kann aber nicht erkennen, wer es ist. Nawal oder Kalo.
    »Warte, Dawna«, er legt seine Hand auf meinen Unterarm, »ich muss dir noch etwas sagen.«
    Sein Gesicht ist mir so vertraut, als würde ich es viele Leben hindurch immer wieder ansehen, als hätten wir uns nicht das erste Mal getroffen.
    »Ich weiß, was du bist«, flüstert Granny. Ihre Stimme ist so jung. Trotzdem erkenne ich den leicht schleppenden Klang. Die Art, wie sie die Enden der Wörter verschluckt, als würde ihr Atem nicht dazu ausreichen, sie ganz auszusprechen.
    »Meine Mutter ist eine Wölfin«, sagt Miley.
    »Ach, du Schreck!« Indie legt ihren Kopf zurück an die Kopfstütze. »Wie furchtbar! Mann, Miley, ihr seid echt so was von asozial.«
    Ich lasse den Pick-up ausrollen. Ich habe keine Ahnung, wie wir aus der Nummer wieder rauskommen.
    »Kannst du deiner Schwester sagen, dass sie einfach mal den Mund halten soll?«, sagt Miley freundlich, »oder besser noch. Sie soll aussteigen. Indie, mach die Fliege.«
    »Kommt ja gar nicht infrage«, sagt Indie und lässt ihren Gurt einschnappen, »ich will hier schließlich nicht
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