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Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Titel: Darf ich meine Oma selbst verbrennen?
Autoren: Peter Wilhelm
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sinken die Urnen auf den Grund und lösen sich dort in etwa zwei Stunden auf. Die Asche bleibt als kleines Häufchen am Meeresgrund zurück und wird im Laufe der Zeit vom Sediment überdeckt.
    Je nachdem, ob es sich um eine stille Beisetzung oder eine mit Begleitung durch die Angehörigen handelt, werden die Seebestatter einen unterschiedlich großen Aufwand treiben. Ein paar letzte Worte und ein würdevolles Ablassen der Urne können auch bei stillen Beisetzungen vorausgesetzt werden. Allerdings ist es durchaus üblich, bei solchen Beisetzungsfahrten gleich mehrere Urnen zu versenken. Das Abspielen von Musik, besondere Kleidung und Ähnliches darf man bei einer stillen Beisetzung nicht erwarten.
    Sind jedoch Angehörige eines Verstorbenen an Bord, gestalten die Seebestattungsreedereien die Seebestattungen ganz nach den Wünschen der Familie. Es wird Musik gespielt, oft eine Flagge auf Halbmast gesetzt und manchmal die Bootsmannspfeife geblasen. Selbstverständlich trägt die Besatzung Uniform, und auch eine Ansprache des Kapitäns kann man erwarten. In vielen Fällen werden noch Blumen oder Kränze ins Meer geworfen. Zunehmend verzichtet man aber aus Umweltschutzgründen auf größere Gebinde und verwendet nur noch einzelne Blumen oder lockere Gebinde, die ausschließlich aus Blumen/Pflanzen bestehen, die versinken können.
    In der Regel wird bei einer solchen begleiteten Beisetzungsfahrt auch nur die Asche eines einzelnen Verstorbenen versenkt.
    Anschließend werden die exakten Daten und die Position der Bestattung in das Logbuch des Schiffes eingetragen. Auch eine Urkunde mit Seekarte und ein Auszug aus dem Schiffstagebuch für die Angehörigen wird zumeist angefertigt.
    Es ist regional sehr unterschiedlich, ob eine Seebestattung von der Kommune genehmigt werden muss. In vielen Fällen reicht ein Auftrag an einen Bestatter, bei dem man sich einfach für eine Seebestattung entscheidet. In anderen Fällen verlangt die Friedhofsverwaltung eine schriftliche Erklärung der Angehörigen, dass der Verstorbene sich in besonderer Weise mit der See verbunden fühlte.
    Einmal mehr ist aber gerade an diesem Punkt zu erkennen, wie wichtig eine Bestattungsvorsorge sein kann. Denn man geht allen diesbezüglichen Zweifeln am besten dadurch aus dem Weg, dass man schon zu Lebzeiten die entsprechenden Vorkehrungen trifft und Erklärungen abgibt.
    Ich schrieb es schon: Vom Ablauf her ist die Seebestattung zunächst einmal genauso wie eine Urnenbestattung auf dem Friedhof. Am Heimatort des Verstorbenen findet die übliche Trauerfeier statt. Hierbei können alle Freunde und Verwandten teilnehmen.
    Nach der Einäscherung wird die Krematoriumsurne an eine Seebestattungsreederei geschickt.
    Der Unterschied liegt in erster Linie darin, dass keine Grabstätte angekauft werden muss. Auch auf den oft sehr teuren Grabstein kann verzichtet werden, und es fällt keine jahrzehntelange Grabpflege an. Das wiegt den anfangs etwas höheren Preis einer Seebestattung bei weitem auf.
    Diese Bestattungsform kommt allerdings nur für diejenigen in Frage, die eine wirklich anonyme Beisetzung wünschen, denn eines ist klar: Nach einer Seebestattung ist die Asche tatsächlich »weg«.
    Um das zu verstehen, muss man wissen, dass bei anonymen Urnenbestattungen auf einem Friedhof viele Angehörige Probleme damit haben, dass der Verstorbene zwar anonym beigesetzt wurde, man aber doch ungefähr die Stelle kennt, an der er liegen könnte. So kommt dann oft nachträglich doch noch der Wunsch auf, die Urne wieder ausgraben und »richtig« bestatten zu lassen. Das geht bei einer Seebestattung definitiv nicht. Die einen mögen das als Vorteil empfinden, andere sehen darin eher einen Nachteil.
    Man sollte sich diesen Schritt also sehr gut überlegen. Denn Tatsache ist, viele Hinterbliebene haben später Probleme mit der Seebestattung. Es fehlt jegliche Anlaufstelle, um die Trauer bewältigen zu können, und so wird oft eine innere Leere und ein fehlender Bezug(spunkt) empfunden.
    Allerdings finden mehrmals im Jahr Gedenkfeiern für die Seebestatteten statt, z.B. am Marine-Denkmal in Laboe. Auf der Nordsee wie auch auf der Ostsee sind von unterschiedlichen Häfen aus Gedenkfahrten möglich. Viele Seebestattungsreedereien bieten nach vorheriger Anmeldung solche Gedenkfahrten an. Wenn die Angehörigen mehrerer Seebestatteter daran teilnehmen, sind diese Fahrten recht preisgünstig; individuelle Gedenkfahrten für eine Familie sind natürlich teurer.
    Grundsätzlich ist es
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