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Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Titel: Darf ich meine Oma selbst verbrennen?
Autoren: Peter Wilhelm
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Eiweiß infolge mikrobieller Zersetzung von Lysin und Ornithin durch Decarboxylierung entstehenden relativ ungiftigen biogenen Amine Cadaverin und Putrescin bezeichnet, die ein Grund für den Verwesungsgeruch von Leichen sind. Lediglich das durch Dehydratation von Cholin entstehende Neurin besitzt eine gewisse akute Toxizität. Daneben spielen auch Schwefelverbindungen wie Schwefelwasserstoff eine Rolle, die zwar an sich giftig sind, aber nicht in hoher Konzentration vorliegen. (…) Im Umgang mit Leichen etwa in Bestattungsunternehmen gilt, dass eine schädliche Wirkung infolge Hautkontakt oder Einatmung von ›Leichengift‹ ausgeschlossen ist.«
    Selbstverständlich kann man sich aber an einem Leichnam infizieren. Es ist ja immerhin möglich, dass der Verstorbene an einer ansteckenden Krankheit gelitten hat, und deshalb müssen die Bestattungshelfer aufpassen, weder über den Mund noch durch Injektion oder andere Verletzungen Blut oder Körperflüssigkeiten des Verstorbenen aufzunehmen.
    Zwar überleben die meisten Viren außerhalb des Körpers und in einem Verstorbenen nicht sehr lange, aber es kommen neben Bakterientoxinen auch mikrobielle Infektion und durch Eiweißfäulnis entstehende Spaltprodukte als Krankmacher in Frage.
    Das bedeutet für denjenigen, der ständig mit Toten zu tun hat und in der Regel über ihre Vorgeschichte nicht allzu viel weiß, dass er schon aus Vorsicht gewisse hygienische Grundregeln beachtet. Dazu gehört das Tragen von Gummihandschuhen, dazu gehören aber auch entsprechende Desinfektionsmaßnahmen am Bestattungswagen und am Arbeitsgerät.
    Grundsätzlich gilt jedoch, dass sich ein Mensch nur dadurch, dass er soeben gestorben ist, nicht automatisch und unverzüglich in einen gefährlichen Leichengiftabsonderer verwandelt.
    Alles, was man kurz vor dem Tod eines Menschen mit ihm tun kann, ist auch danach noch vollkommen ungefährlich. Man darf Tote also ohne weiteres streicheln und anfassen, und es spricht auch nichts dagegen, etwa beim Ankleiden und Einsargen mitzuhelfen.
    Man muss auch nicht die ganze Wohnung mit Chlor auswaschen, nachdem jemand gestorben ist.
    Dass jemand durch das Tragen eines Kleidungsstücks, das zuvor ein Toter getragen hat, vergiftet wird, das gehört ganz sicher ins Reich der Märchen.

Wachsen die Haare von toten Menschen weiter?
    Dies ist eine der am häufigsten gestellten Fragen. Sie wird fast so häufig gestellt wie die Frage, ob denn der Sarg mitverbrannt wird.
    Frage
    Meine Oma hat uns erzählt, dass bei ihrer Schwester, die 1947 früh verstorben ist, in der Leichenhalle die Haare noch etwa einen Zentimeter gewachsen sind. Sie schwört, dass man deutlich einen andersfarbigen Ansatz an der Kopfhaut gesehen habe.
    Ich habe nun im Internet recherchiert und viele Anhaltspunkte dafür gefunden, dass Haare auch nach dem Tod noch wachsen. Wie kommt das, der Mensch ist doch tot?
    Antwort
    Dieses Gerücht hält sich seit Jahrhunderten, und es ist auch durch Aufklärung nicht auszurotten.
    Für die Menschen ist es halt interessanter und spannender, an irgendetwas Übernatürliches und Ungewöhnliches zu glauben, als der schlichten und wenig spannenden Realität ins Auge zu blicken.
    Die Antwort findet man natürlich bei der allwissenden Online-Enzyklopädie Wikipedia. Dort steht es kurz und prägnant im Artikel »Haar«: »Haare wachsen ständig, auch bei Menschen, die im Koma liegen. Dagegen beruht das scheinbare Wachstum der Barthaare bei kürzlich Verstorbenen auf der Schrumpfung der Haut durch Wasserverlust.«

Seebestattung für Nichtschwimmer?
    Hin und wieder, vor allem dann, wenn ich den Eindruck habe, dass der Fragesteller aus reiner Neugier fragt und nicht von einem aktuellen Trauerfall belastet ist, oder wenn ich fast das Gefühl habe, der Fragesteller möchte mich auf den Arm nehmen, lasse ich mich bei besonders blöden Fragen aber auch zu gleichermaßen blöden Antworten hinreißen:
    Frage
    Geht ’ne Seebestattung auch, wenn man Nichtschwimmer ist?
    Antwort
    Grundsätzlich nein! Entweder lässt man sich mit einem Schwimmer zusammen einäschern, oder man bucht schon zu Lebzeiten einen Schwimmkurs. Die Bestatterverbände bieten seit geraumer Zeit gemeinsam mit den Seniorenverbänden und der DLRG in den Altersheimen Seniorenschwimmkurse an. Statt eines Seepferdchens darf man sich dann einen grauen Panther oder eine graue Piratenflagge an den Schwimmanzug nähen.
    Ohne die entsprechende Bescheinigung gibt es für Nichtschwimmer keine
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