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Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Titel: Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?
Autoren: dtv
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Beine, als seien sie ein Kissen, und ruht seinen Kopf darauf aus.
     In diesem Augenblick wirkt Schnauze wie eine Mischung zwischen Hund und jungem Wolf.
    Die Augen fallen Schnauze zu. Wären seine Arme nicht zu kurz, würde David ihn gerne hinter den Ohren kraulen. Aus Angst, ihn
     zu wecken, bleibt er ruhig sitzen.
     
    Draußen wird es allmählich hell.
    David achtet nicht darauf, dass die Vögel im Garten lärmen und die Leute zur Arbeit fahren.
    In seinem Kopf folgt auf Frage nur Frage. Er findet keine Antwort darauf, welches Tier da vor ihm liegt, warum es gerade zu
     ihm gelaufen ist und was er mit ihm anfangen soll. Vor zwei Stunden ist Schnauze eingeschlafen, David ist nicht von der Stelle
     gekommen mit seinen Gedanken. Nur die Zeit ist weitergegangen, David hat es nicht gemerkt.
    Auch im Haus beginnt der Tag: Schritte auf der Treppe, Rauschen im Bad, Davids Vater zieht die Rollläden hoch und öffnet das
     Fenster. Nur Benni schläft.
    Wenn seine Mutter geduscht hat, weckt sie die beiden Jungen und richtet das Frühstück, während die zwei sich anziehen sollen.
    Gerade trocknet sie sich die Haare, schlüpft in ihren Bademantel und schaut sich im Spiegel an.
    Während sie die Treppe hinunterläuft, überlegt sich Davids Mutter, wer gestern Abend gelogen hat, David oder Benni, öffnet
     vorsichtig die Tür zu Davids Zimmer und lugt hinein. Sein Bett ist leer. Sekundenlang hat sie Angst, David sei abgehauen,
     aus Wut, weil sie meistens zu Benni hält.
    Erleichtert seufzt sie auf. Davids blonde Locken sehen hinter der Sofalehne hervor. Aus Trotz hat er sich also gestern Abend
     nicht mehr ausgezogen. Davids Mutter geht leise und auf Zehenspitzen durch das Zimmer und streicht ihm über die Haare.
    »Hey, aufwachen, Kleiner!«
     
    Wäre der Wombat jetzt erschreckt aufgesprungen, wie David, wäre die Geschichte schon zu Ende. Wahrscheinlich hätte Davids
     Mutter ihn eingepackt und zum Zoo gebracht, oder im Tierheim abgeliefert.
    David schnellt hoch und wirft rasch ein Kissen über den Wombat.
    »Habe ich dich jetzt erschreckt?«

    David muss nichts sagen, seine Mutter drückt ihn fest.
    »Hast du die ganze Nacht auf dem Boden geschlafen, wegen gestern, wegen der Schokolade?«
    Morgens riecht Davids Mutter immer gut, nach Schreibtisch und Telefonklingeln und vielen Leuten, die alle was von ihr wollen.
     David reibt seinen Kopf an ihrem Kleid. Sie stehen beide vordem Schrank. Von hier aus kann Davids Mutter Schnauze auf keinen Fall sehen.
    »David, jetzt sind wir doch allein. Hast du die Schokolade genommen?«
    Er schüttelt den Kopf ohne aufzuschauen und drückt sich ein bisschen tiefer in ihr Kleid.
    »Gut.«
    Mehr sagt sie nicht und tritt einen Schritt zurück.
    »Es wird Zeit. Wenn du dich beeilst, nehme ich dich im Auto mit.«
     
    David wartet, bis er seine Mutter in der Küche hantieren hört, bevor er Schnauze von seinem Kissen befreit.
    Er passt auf, dass er ihn dabei nicht berührt.
    »Ich muss in die Schule. Bis heute Mittag kommt keiner hier runter, du musst nicht zurück unter den Schrank.«
    »I’m very thirsty.«
    »Heißt du Ernsti?«
    »Can you get me some water?«
    »Walter? So heißt bei uns keiner, Ernst oder Walter. Bist du schon so alt?«
    Davids Opa heißt Heinz, früher hatten die Männer altmodische Namen.
    David findet, dass Schnauze ihn traurig ansieht.
    »Ich bin ja bald wieder da, und den ganzen Mittag bleibe ich bei dir.«
    »I didn’t have any water for two days.«
    Schnauze richtet sich auf. Auch David würde viel lieber bei seinem neuen Freund bleiben. Erst hat Schnauze auf David, dann
     hat David auf Schnauze aufgepasst, in dieser Nacht hat ihre Freundschaft begonnen.
    Zum Glück fällt ihm was ein, David hüpft auf das Bett. Sammy, sein Koalabär, wird Schnauze gefallen.
    David legt Sammy auf das Kissen, direkt vor Schnauzes Kopf.
    »David, wo bleibst du denn?«
    David hört seine Mutter von der Küchentür aus rufen. Sie wird hinunterkommen, wenn er nicht gleich oben erscheint.
    »Er gleicht dir doch ein bisschen! Du kannst Sammy haben, ich schenke ihn dir.«
     
    Die Tür fällt hinter dem Jungen zu. So bald wird der Wombat nichts zu trinken bekommen. Könnte er nur die Tür zum Garten öffnen,
     würde er draußen das Regenwasser aus den Pfützen lecken.
    Er tippst mit der Zunge auf die weißen Körner im Teppich, doch sie machen seinen Durst nur schlimmer.
    Der Junge versteht nicht, was er sagt. Er würde ihm sonst helfen, das glaubt der Wombat ganz sicher, weil David ihn
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