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Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Titel: Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?
Autoren: dtv
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leben in Australien und sind Beuteltiere wie die Kängurus. Aber ihr Beutel ist offen, damit der Dreck nicht darin
     hängen bleibt, das hat uns Rapp heute in Bio erklärt, Simon hat ihn danach gefragt. Fast die ganze Stunde ging für den Wombat
     drauf.«
    »Wetten, dass euch niemand reinlässt?«
    Benni dreht sich zu seinem Vater.
    »Vielleicht haben wir Glück, einer lässt uns rein und genau da sitzt der Wombat im Keller.«
    »Und wenn nicht, vertreibt ihr euch den Mittag mit Klingelstreichen, stimmt’s?«
    Benni grinst und sein Vater greift ihm in den Nacken.
     
    Wenigstens seinen Nachtisch hat David gerettet, vorsichtig trägt er das Schälchen Obstsalat die Treppe hinunter. Es ist seiner
     Mutter nicht aufgefallen, dass er es bis zum Rand voll geladen hat. Nach dem Essen musste sie gleich weg.

    Am Tisch hat David es eben ausgerechnet, sieben Stunden lang hat er Schnauze seit heute Morgen allein gelassen. Jetzt wird
     er es ihm gemütlich machen. David ist heute Mittag allein im Haus und kann Schnauze mit allem versorgen, was er braucht.
    Er schiebt leise die Tür auf, Schnauze soll nicht erschrecken, trägt das Schälchen zum Schreibtisch und schaut sich im Zimmer
     um.
    Seinen Platz zwischen den Kissen hat Schnauze verlassen, David entdeckt ihn nirgendwo sonst im Zimmer.
    Er kniet sich vor den Schrank und sieht nicht bis hinten an die Wand. Er will Schnauze rufen und hat seine richtigen Namen,
     die von heute Morgen, vergessen.
    »Komm doch, ich bin’s, David, du kennst mich doch!«
    Gestern hat Schnauze auch nicht gleich geantwortet, David wartet.
    Am frühen Mittag ist es meist stickig und heiß in seinem Zimmer, weil die Sonne den Vormittag lang über den Garten wandert.
     David döst auf dem Teppich ein.
     
    Hätte David tatsächlich jetzt auf dem Teppich die Mittagsmüdigkeit ein, zwei Stunden im Schlaf festgehalten,wäre die Geschichte schon vorbei und der Wombat verdurstet.
    Am Garten läuft ein Junge seinem Freund hinterher, fängt ihn und lacht, da schreckt David auf.
     
    Schnauze ist nicht unter dem Schrank herausgekommen.
    David spürt plötzlich ganz tief, dass Schnauze nicht mehr herauskommen kann.
    Es geht Schnauze schlecht und er steckt unter dem Schrank.
    David schiebt sich dicht an den Schrank heran, tastet sich mit der Hand weit vor und berührt das Fell.
    Es ist schlaff und die Haut darunter glühend heiß.
    David hat Angst und weint.
    »Schnauze, sag doch was.«
    Gestern hat Schnauze geredet und sich gegen den Schrank gestemmt. David weiß, dass keine Antwort, keine Schnauze kommen wird.
     Unter seiner Hand liegt ein heißer Klumpen Fell.
    David schreit »Schnauze!« und zerrt an dem Fell, zwängt Schnauze durch den Spalt und zieht ihn an den Pfoten unter dem Schrank
     heraus.
    Wäre er tot, wäre Schnauze kalt. Davids Finger sind nass, wegen der Tränen. Sie ziehen dunkle Striemen in Schnauzes Fell.
    Es ist niemand da. David ist ganz allein im Haus.
    Da fallen ihm seine Namen wieder ein, Ernst und Walter, und dass Schnauze Wasser wollte, schon heute Morgen.
    David läuft ins Bad, füllt einen Becher mit Wasser und trägt ihn zu Schnauze. Er kann nicht aufhören zu weinen, weil Schnauze
     gleich vertrocknet und stirbt. Es ist Davids Schuld.
    Schnauze muss trinken, David weiß, wie es geht.
    Im Bettkasten liegt sein Arztkoffer, mit der Spritze. David füllt sie mit Wasser, greift in Schnauzes Maul, drückt die krustigen
     Lippen auseinander undschiebt die Spritze zwischen die Zähne hinein. Wasser läuft in Schnauze rein und läuft wieder raus, die Spritze ist sofort
     leer.

    David hört nicht auf.
    Er hält die Spritze ins Wasser und in Schnauzes Maul. Als der Becher leer ist, läuft er ins Bad und füllt ihn auf, weint und
     redet drauflos. Schnauze freut sich doch, wenn er Davids Stimme hört.
    Am Ende ist alles nass, Schnauzes Fell, Davids Hemd, und ein riesiger Fleck im Teppich.
    Am Ende schlägt Schnauze die Augen auf, und David lacht und weint.
    Schnauze lacht auch und verzieht sein Maul, zu einem Flüstern.
    »You’ve been away for so long.«
    Es war viel zu lang, das versteht David. Nie wieder wird er Schnauze alleine lassen.
     
    Schnauze ist schwach und liegt in Davids Schoß.
    David streichelt über sein Fell und erzählt. Von der Schule, von seinem Judoverein, von seinen Eltern und Benni, und auch
     vom Mittagessen und Bennis verrückter Idee, in fremden Kellern nach einem australischen Känguru zu suchen.
    Da hebt der Wombat den Kopf, weil es zwei Wörter in der
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