Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Titel: Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
und zufrieden atmet der Wombat tief ein und schafft es auf einmal, sich unter dem Schrank herauszuschieben, dabei sind
     Bauch und Brust dicker als zuvor. Der Wombat sieht sich nach dem Jungen um.
    David ist eingeschlafen.
    Es ist längst nach seiner Zeit, ins Bett zu gehen. Seine Mutter wird heute Abend nicht mehr kommen, um ihm Gute Nacht zu sagen.
     David hat sich zwischen seinen Kissen auf dem Boden zusammengekauert.
    Der Wombat kann den Jungen in Ruhe betrachten. Natürlich hat er schon Menschen gesehen. Gewöhnlich haut er vor ihnen ab.
    Er rückt so dicht an David heran, dass er den Atem des Jungen auf seiner Schnauze fühlen kann.
    Nie zuvor war der Wombat so dicht an einem Menschen dran.
    Die Haut des Jungen ist ganz nackt oder versteckt unter Stoff. Die Männer, die den Wombat fingen, hatten dichte, dunkle Haare
     an den Armen und einer auch über den Lippen.
    Der Kopf des Jungen ist voll mit einem hellen, struppigen Fell. Die Haare am Rand der Haut über seinen Augen sind lang und
     gebogen, sie gefallen dem Wombat gut. Am liebsten würde er sie mit seiner Pfote berühren, um zu fühlen, ob sie mehr flaumig
     oder borstig sind. Aus Angst, den Jungen aufzuwecken, lässt er es lieber bleiben.
    Der Kopf ist bei jedem Tier die empfindsamste Stelle, deshalb kauert sich der Wombat weit weg davon, an des Jungen Beine.
    Von den zwei Tafeln Schokolade isst er nur eine ganze und eine halbe und noch ein kleines Stück. Sonst müsste der Wombat sich
     schämen, wenn der Junge aufwachte und hungrig wäre.
     
    Die ganze Nacht lang passt der Wombat auf David auf. Wombats schlafen am Tag. Während der Nacht schaufeln sie ihre Gänge,
     suchen nach Fressen und gehen in ihrem Revier spazieren. Sie können im Dunkeln ausgezeichnet sehen.
    Der Wombat liegt an Davids Füßen und betrachtet durch die Glastür den Garten. In Gedanken zieht er Wege zwischen dem Ahorn
     und der Akazie, den Himbeersträuchern und dem Lorbeerbusch. Die niedrige Bank um Davids Sandkasten, die dicken Steine am Rand
     des Blumenbeets und der kleineKomposthaufen in der hintersten Ecke des Gartens scheinen ihm für sein Vorhaben ausgesprochen gut geeignet.
     
    Er schmiedet Pläne für ein neues Revier, die erste gemeinsame Nacht der beiden geht langsam zu Ende. Als es zu dämmern beginnt,
     wacht David auf.
    Weil er öfters nachts auf dem Boden liegt, merkt er erst nach zwei, drei Minuten, was anders ist an diesem Morgen, an der
     Wärme auf seinen Füßen.
    Er richtet sich auf und schaut auf Schnauze. Gestern Abend hatte David ja nicht mehr als die Schnauze gesehen.
    Der Wombat fühlt sich wohl auf dem weichen Teppich und hat sich lang ausgestreckt. Er zeigt sich David in seiner ganzen Länge
     und Breite. Das ist nicht wenig. Ein ausgewachsener Wombat wird einen Meter lang und siebenundzwanzig Kilo schwer. Dieser
     Wombat gehört zu der kräftigen Sorte.
    David erschrickt trotzdem nicht.
    Er sieht sich den Wombat ganz genau an, und es ist schließlich der Wombat, der das stumme Betrachten beendet.
    »Thank you for the sweets.«
    Wahrscheinlich hat das Tier ihn begrüßt. David antwortet mit einem leisen »Hallo«.
    Er ist längst nicht fertig mit Staunen. Für einen Bär ist Schnauze zu klein geraten und für ein Meerschweinchen zu fett. Da
     hebt Schnauze die Pfote, als wollte er David die Hand geben, und schnappt sich das Stück Schokolade.
    »Let’s share the rest?«
    Er sieht ihn fragend an, David nickt und glaubt zu verstehen. Schnauze wird ihm den letzten Rest wegfressen. Da zieht Schnauze
     die Schokolade schon aus dem Papier, streift die Silberhülle ab und legt seine Pfote in die Kerbe zwischen beiden Rippen,
     bis sie auseinander brechen. Die eine hält er David hin und schiebt sich die andere mit der Pfote selbst ins Maul.
    Schnauze schmatzt, Schokolade scheint ihm zu schmecken. Als sein eigenes Stück zwischen den Fingern klebrig wird, denkt David
     daran, selbst was zu essen. Schnauze leckt sich das Maul und tippst die letzten Krümel auf. Da schenkt David ihm sein kleines,
     schmieriges Stück.
    Erst frisst das Tier die Schokolade auf, dann bedankt es sich dafür.
    »That’s very nice, thank you.«
    »Thank you« kennt David, wieder nickt er nur.
    »Have you something to drink?«
    Auch trinken versteht David.
    »Ich hole gleich was, aus dem Bad.«
    Schnauze wischt sich die Schokoladenflecken aus dem Fell wie Davids Opa die Krümel aus seinem Bart, sonntags nach dem Essen.
     Er sieht zufrieden aus, schiebt seine Pfoten über Davids
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher