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Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Dante Valentine 05 - Hoellenschlund

Titel: Dante Valentine 05 - Hoellenschlund
Autoren: Lilith Saintcrow
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Dunkelheit. Er musste sehr aufgewühlt sein, wenn sich seine Flügel so stark bewegten.
    Und noch etwas sah ich.
    Die Spitze einer vertrauten, indigofarben lackierten Schwerthülle.
    Er kauerte sich mit dem Gesicht zur Pritsche im Schneidersitz hin und legte mein Schwert gerade außerhalb meiner Reichweite nieder.
    In der vollkommenen Stille, die ihn umgab, klang das Flackern der Kerze richtiggehend laut. Ich sah seine Knie, abgetragene, am Saum eingerissene Jeans und das vernarbte Leder seiner Stiefel. Er war bis zu den Knöcheln in etwas Flüssigem gewatet.
    In was, wollte ich lieber nicht wissen.
    Ich starrte auf die sanfte Rundung meines Schwerts, das ruhig und verlockend dalag. Heißes Wasser rann mir aus den Augen, hinein in das schmutzige, blutverkrustete Haar an meiner Schläfe. Dann verschwamm alles.
    Japhrimel schwieg.
    Es kostete mich jedes bisschen Mut, das mir noch geblieben war, meine rechte Hand zu lockern. Zentimeter um Zentimeter schob ich mich vorwärts, geräuschlos, so wie eine Otter unter einem Stein hervorkriecht.
    Wieder flammte das Mal an meiner Schulter auf, Psinergie strömte heraus, und ein Mantel aus schwarzdiamantenem Feuer schloss sich um meine ramponierten Schlitzschilde. Es war wie ein geborgter Mantel, der meine zitternden mentalen Wälle vor dem Gewicht so vieler Psychen schützte. Und durch die Psinergie, die mir sanft über die Haut glitt, geschah noch etwas anderes: Meine Ringe füllten sich allmählich wieder mit wirbelndem Licht.
    Japhrimels Kraft. Die er mir rückhaltlos und ohne zu zögern zukommen ließ, so selbstverständlich, als füllte er Wasser in eine Tasse. Unwillkürlich musste ich seufzen, und mein Ann fiel matt zu Boden. Die Erleichterung war überwältigend. Kein Geschrei stinkiger Normalohirne belästigte mich mehr in dem Versuch, mich zu ersäufen. Die Stille war so herrlich, dass ich beinahe vor Erleichterung geweint hätte.
    Immer noch sagte er kein Wort. Manchmal war sein Schweigen sehr aussagekräftig und voller vielschichtiger Muster. Aber dieses Mal nicht. Dieses Mal war sein Schweigen einfach nur die Abwesenheit jeglichen Geräusches – ein atemloses Warten.
    Als hätte ich es schon immer gewusst, wurde mir klar, dass er dort so lange sitzen und warten würde, wie ich brauchte, um mich wieder zu fangen. Er würde es mir überlassen, den ersten Schritt zu tun.
    Wenn es nötig wäre, würde er bis in alle Ewigkeit warten.
    Zwei Seiten einer Münze – der Betrug und die Geduld. Ich wünschte nur, er würde sich für eins von beiden entscheiden und dann dabei bleiben, damit ich mit ihm oder gegen ihn kämpfen konnte.
    Ich sog kräftig die Luft ein und unterdrückte den Seufzer, der sich mir entringen wollte. „Ich sehe wohl nicht sonderlich gut aus“, sagte ich mit zitternder Stimme.
    Klasse, Danny. Was Bescheuerteres ist dir wohl nicht eingefallen?
    Japhrimel rührte sich nicht. Als er sprach, klang seine Stimme sanft, gleichmäßig und beruhigend. „Wie du aussiehst, ist mir ziemlich egal, Dante.“
    Meine Erleichterung wuchs, aber es mischte sich auch ungesunde Scham und eine Spur Panik hinein, die mein Herz wie wild schlagen ließ. „Mir ist etwas passiert.“ Ich höre mich an, als wäre ich gerade mal fünf Jahre alt und hätte Angst vor der Dunkelheit.
    AN meinem Vidpokergesicht werde ich wohl noch ein bisschen arbeiten müssen.
    „Tatsächlich.“ Immer noch sehr ruhig. „Ich bin nach wie vor dein Gefallener, und du bist nach wie vor meine Hedaira. Alles andere ist bedeutungslos.“ Er schwieg einen Moment lang und fuhr dann fort: „Es … reicht, dass du noch am Leben bist.“
    Ich zuckte zusammen. Du kapierst es nicht. Unter meinen Rippen schien etwas zu kochen – etwas sehr Scharfes. Klauen, die sich mir in die Brust bohrten und sich durch das geschundene Fleisch wanden und schlängelten. „Mir ist etwas passiert“
    „Vor zwei Tagen wurde mir von einem Boten des Fürsten der Hölle dein Schwert gebracht.“ Auch wenn seine Schutzschilde unbeweglich blieben, kannte ich die feinen Abstufungen in seiner Stimme gut genug, um die grauenhafte, mit äußerster Disziplin unter Kontrolle gehaltene Wut darin wahrzunehmen.
    Japhrimel stand kurz vor einem Tobsuchtsanfall. Ausnahmsweise machte mir dieser Gedanke mal keine Angst. Im Gegenteil, er erfüllte mich mit einer schon leicht krankhaften Schadenfreude.
    Ich wollte durchaus, dass er wütend war.
    „Ich habe dich zurückgelassen“, flüsterte ich. „In Eves Kreis.“ Gefangen. Und ich habe
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