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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt
Autoren: Lilth Saintcrow
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auf, Dante, hörte ich abermals die unnachgiebige innere Stimme. Japh ist tot. Finde dich endlich damit ab.
    Tue ich doch, antwortete ich der tiefen Stimme. Lass mich in Ruhe.
    Was sie auch tat, wenn auch mit dem Versprechen, mich später weiterzuquälen. Ich rieb mir mit den Knöcheln meiner rechten Hand die Schulter; meine Finger hatten sich völlig verkrampft. Wenigstens tat das Mal nicht mehr weh, zumindest nicht an der Stelle, an der es saß.
    Ich fragte mich – nicht zum letzten Mal –, warum es nach Japhs Tod nicht verschwunden war. Andererseits hatte Luzifer es mir ja auch in die Haut eingebrannt.
    Das war, um es milde auszudrücken, ein äußerst unangenehmer Gedanke.
    Als ich mit dem Aufzug nach unten fuhr und blinzelnd in den grauen Tag hinaustrat, war Jace nirgendwo mehr zu sehen. Auf der Straße hatten sich Pfützen gebildet, die vom Rückstoß der Gleiter vibrierten und aus denen Wasser aufspritzte, sobald ein Airbike oder Wheelbike hindurchfuhr. Der Gleiterverkehr am Boden war heute etwas langsamer als sonst. Auf den Bürgersteigen drängten sich die Menschen, die meisten von ihnen Normalos, die für nichts weiter einen Blick hatten, nachdem die Psione um diese Zeit vermutlich alle im Bett lagen. Es fühlte sich gut an, zu Fuß unterwegs zu sein. Meine Hände baumelten locker an meiner Seite, mein Zopf schlug mir sanft gegen den Rücken, und meine Stiefel fühlten sich auf dem rissigen Boden äußerst leicht an. Bulgarov war in Jersey in Untersuchungshaft gekommen; inzwischen dürfte auch unser Honorar plus die fünfzehn Prozent, die Trina in meinem Auftrag zusätzlich in Rechnung gestellt hatte, auf Jace’ Bankkonto angekommen sein. Ich brauchte das Geld nicht, von Luzifers Zahlung war noch genügend übrig. Auch wenn ich nicht gerade Skrupel hatte, es auszugeben, zuckte ich doch innerlich immer noch zusammen, wenn ich meine Kontoauszüge sah oder am Computer Überweisungen vornahm. Blutgeld, Bezahlung für das Leben, das ich jemandem genommen hatte, weil ich mich von Luzifer hatte manipulieren und beschwatzen lassen – wobei ich Santino auch aus eigenen Stücken umgebracht hätte.
    Ich hatte die Rache unbedingt gebraucht. Luzifer war mir immer noch was schuldig, sowohl für Doreens Tochter als auch für Japhrimel. Ich konnte diese Schuld nicht einklagen, aber dennoch – er war mir was schuldig, und ich schuldete mein Leben einem toten Dämon.
    Ein Schauder lief mir über den Rücken, wie ich so durch den grauen Morgen stiefelte. Vielleicht stand ich immer noch unter Bewachung durch den Fürsten der Hölle.
    Ich schuldete ihm gar nichts, und genau das würde der Fürst der Hölle von mir bekommen. Damit war die Geschichte erledigt.
    Denk an was anderes, Dante. Es gibt noch genügend Dinge, über die du sonst nachgrübeln kannst. Zum Beispiel über Jace.
    Jace hatte für mich seine Mafiafamilie aufgegeben, sie einfach wortlos seinem Stellvertreter überlassen und die Papiere unterschrieben, die die Nachfolge regelten. Nachdem er so hart dafür gekämpft hatte, seine eigene Familie zu bekommen, hatte er ihr einfach den Rücken gekehrt und war bei mir aufgekreuzt.
    Dante, du bist wirklich außerordentlich gut darin, über Dinge nachzudenken, an die du gar nicht denken willst.
    Ich brauchte eine Stunde bis zur Ecke Seventh und Cherry. An einem Stand hatte ich einen Strauß gelber Tausendschön gekauft, mit denen ich nun an der südlichen Ecke unter der Markise eines Lebensmittelgeschäfts stand, das vor zwei Jahren eröffnet hatte. Früher, als ich mit Lewis hier gewesen war, hatte sich gegenüber ein Buchantiquariat befunden.
    Ich spürte meinen Puls an den Schläfen und am Hals pochen, als würde ich wieder einen Flüchtigen dingfest machen. Die Tausendschön in ihrer Plastilinverpackung hielt ich fest umklammert, und ihre fröhlichen gelben Köpfe mit den schwarzen Stempeln nickten im Takt des Zitterns meiner rechten Hand. Jedes Jahr aufs Neue hierher zurückzukehren, war eine Art Buße – aber wer sollte sich sonst auch an ihn erinnern? Lewis hatte keine Familie gehabt, die psionischen Kinder, die er betreut hatte, waren sein Ersatz für Blutsverwandte gewesen. Und für mich war er alles an Familie gewesen, was ich je kennengelernt hatte. Er war mir zugeteilt worden, als ich noch ein kleines Kind war, und blieb mein Sozialarbeiter, bis ich dreizehn wurde.
    Alles, worauf ich stolz sein konnte, hatte ich ausschließlich Lewis zu verdanken.
    Die Erinnerung kam zurück. Das ist der Fluch, eine
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