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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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die Kaiserschnittquote Brasiliens, die aktuell um die 80 Prozent dümpelt.
    Wir haben aber schließlich auch das ein oder andere Ass zur Abwehr operativer Entbindungen im Ärmel, zum Beispiel in Form eines PDA-mächtigen, anästhesistischen Kollegen – und so naht die Rettung kurze Zeit später in Form von Dr. Brause, der meine Patientin planmäßig und ausgesprochen professionell via Rückenmarksnarkose in die Schmerzfreiheit sticht. Sandmänner , welch gesegnete Fachrichtung! Sie kommen, stechen und siegen. So einfach hätte ich es auch gern mal.
    80 Prozent aller durch Rückenmarksanästhesie schmerzbefreiten Frauen geben in den ersten Minuten nach Einsetzen der Wirkung an, dass sie den Betäuber gerne heiraten würden. Oder zumindest ihr Erstgeborenes nach ihm benennen. Auf jeden Fall ist Frau Schwarz jetzt schmerzfrei und glücklich, so dass ich nun zurück zu meinem Dienstbett gehen könnte. Die Betonung liegt auf könnte , wäre da nicht die Frau im Zustand nach geplatztem Kondom zur Pille danach im Wartebereich meiner Notfallambulanz.

    Leute, Lauscher auf! Ich kenne ALLE Geschichten zur Pille danach. Von »Mein Hund hat das Kondom gefressen« über »Ich hab Magen-Darm und deswegen die Pille gleich wieder rausgekotzt« bis »Hab vergessen, ob ich Sex hatte …?!« – Aber es ist mir schlicht EGAL! Habt Sex miteinander, nehmt die Pille, Kondome oder lasst es bleiben. Ich will es NICHT WISSEN! Ich will auch nicht mitten in der Nacht aufstehen müssen, um euch das Rezept für dieses unsägliche Medikament aufzuschreiben, allein: mein Arbeitgeber zwingt mich dazu! Also tut mir doch den Gefallen, pinkelt einfach brav in den Becher und zieht dann möglichst rasch mit dem Rezept von dannen. Lautlos, wenn möglich. Denn je weniger Gespräch, desto schneller kommen wir alle wieder ins Bett. Zum Poppen, Schlafen oder what ever. Und kommt doch bitte gerne erst dann, wenn alle ausgeschlafen haben. Also, auch normale, ebenfalls arbeitende Menschen. Alles klar? Super! Dann sind wir für immer Freunde.
    Aber in diesem Dienstabend ist einfach der Wurm drin: Kaum habe ich meine Pille-Danach zur Tür hinausgescheucht, bimmelt auch schon wieder dieses penetrante Telefon. Frau von Sinnen teilt mir mit verschwörerischem Unterton mit, dass meine Patientin jetzt leider »nur noch ein bisschen Blutdruck« hat.
    »Ein bisschen Blutdruck« in Verbindung mit einer Rückenmarksanästhesie kommt immer wieder mal vor: Die betäubenden Medikamente regulieren den Blutdruck der Mutter herunter, der Mutterkuchen bekommt daraufhin weniger Saft ab, was das Kind wiederum nicht lustig findet und mit komischen Herztonkurven auf dem CTG-Streifen quittiert. Nervig, aber normal. Nach einer halben Ampulle blutdrucksteigerndem Mittel ist alles wieder so, wie es sein soll: Kindliche Frequenz und mütterlicher Blutdruck steigen parallel und vorbildlich an. Ich will gerade erneut den Trampelpfad zu meinem Zimmerchen einschlagen, als die Ambulanz sich schon wieder zwischen mich und meinen wohlverdienten Feierabend schmeißt. Die Arbeitsdiagnose laut Ambulanzzettel lautet wie folgt: »Fragliche Schwangerschaft bei fraglichen Unterbauchschmerzen!«
    Ich würde jetzt gerne laut weinen. Nicht fraglich , sondern ganz sicher . Aber dafür werde ich ja nicht bezahlt, wie mich Ambulanzschwester Notfall gehässig wissen lässt. Die fragliche Schwangerschaft sitzt mittlerweile – völlig sinnentleert dreinschauend – in meinem Untersuchungszimmer und gibt auf gezieltes Nachfragen bereitwillig zu, vor drei Tagen schon den Kollegen Fred vom Jupiter belästigt zu haben. Diagnose: »Zustand nach positiv ausgefallenem Schwangerschaftstest zu Hause«.
    Isses wahr …!
    Leider hatte aber Fred Vollpfosten im Ultraschall außer hoch aufgebauter Schleimhaut nichts sehen können. Okay, ausnahmsweise mal nicht sein Fehler: in Woche drei plus sechs der Schwangerschaft und somit gerade mal 13 Tage nach der Befruchtung ist da einfach noch nichts zu sehen! Denn das arme Ei ist zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in der Gebärmutter angekommen. Dümpelt noch am Kreuz-Eileiter vor sich hin. Oder so.
    Meine eigenen Schwangerschaftshormone brodeln gerade ein wenig unmotiviert in mir herum, weshalb ich dem Engelchen gerne vors Schienbein treten würde, aber das fände mein Arbeitgeber bestimmt nicht lustig. Also mache ich widerwillig noch mal einen Ultraschall und zwei Sekunden später kommt zum Vorschein – TATAAAA! : Die Frau ist schwanger!
    Werft Konfetti, lasst die
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