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… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)

… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)

Titel: … dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
Autoren: Victoria Dahl
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„Danach hatte er’s nicht mehr so mit Beziehungen.“
    Lori verzog das Gesicht. Sie war gerade einmal fünf gewesen, als ihre Mutter weggelaufen war. Vor acht Jahren war sie an Leberversagen gestorben. Hepatitis C. In der dazwischenliegenden Zeit hatte sie kein einziges Mal versucht, Kontakt zu ihrer Tochter aufzunehmen.
    „Sie hat mir mal geschrieben“, sagte Joe.
    Lori schnappte überrascht nach Luft. „Was? Wer?“
    „Deine Mom. Sie hat mir geschrieben. Da warst du … lass mich nachdenken … ungefähr fünfzehn. Sie wollte wissen, wie es dir geht.“
    „Aber warum hat sie dann dir geschrieben?“
    Joe beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf die Knie und starrte gedankenverloren auf den Boden. „Schätze, sie hat sich zu sehr geschämt, um sich bei deinem Vater zu melden. Ich hab ihr zurückgeschrieben und ihr erzählt, was für ein tolles Mädel du bist. Schlau und fleißig. Danach hab ich nie wieder von ihr gehört.“
    Lori räusperte sich. „Und du glaubst nicht, dass sie meinen Vater jemals angeschrieben hat?“
    Joes Blick schoss nach oben. Er sah ihr einen langen Moment in die Augen. „Erzählt hat er jedenfalls nichts.“
    „Klar.“ Sie nickte und drückte ihre Stiefelspitze auf den Betonboden. „Wahrscheinlich hat er wirklich nie wieder von ihr gehört. Danke, dass du mir davon erzählt hast, Joe.“
    „Aber gern doch, Schätzchen. Willst du sonst noch was wissen?“
    „Nein. Ich muss hoch zu Quinn Jennings’ Grundstück. Wenn in der nächsten halben Stunde niemand anruft, kannst du gern Feierabend machen. Ich leite die Anrufe auf mein Handy weiter.“ Sie schnappte sich ihr Buch und wandte sich bereits zum Gehen. Doch Joe hielt sie mit einem lauten Räuspern zurück.
    „Sag mal, hast du schon drüber nachgedacht, wann du das Grundstück am Fluss verkaufen willst?“
    Lori gelang es gerade noch, ein frustriertes Stöhnen zu unterdrücken. Warum nervten sie alle mit diesem verdammten Stück Land? Klar, es lag direkt am Fluss, aber es war nicht so, dass eine versteckte Silbermine darauf gelegen hätte. Na ja, vielleicht ja doch. „Joe, es tut mir leid. Ich bin einfach noch nicht so weit. Ich weiß, sein Tod ist schon ein Jahr her, aber er war so glücklich, als er es gekauft hat. Ach, du weißt schon, was ich meine.“
    Entschuldigend hob Joe die Hände und warf ihr ein trauriges Lächeln zu, in dem so großes Mitgefühl lag, dass Lori sich sofort getröstet fühlte. Kurz nach dem Unfall hatte er ihre finanzielle Misere ermessen können und ihr ein Kaufangebot gemacht. Und falls sie das Grundstück jemals verkaufen würde, dann an ihn. Er liebte das Land dort oben und fuhr häufig zum Angeln hin, obwohl sein Angelkumpel mittlerweile nicht mehr lebte.
    Manchmal gesellte Lori sich zu ihm. Und dann fühlte es sich so an, als wäre ihr Dad ebenfalls dort. Genauso wie früher. Lori und ihre beiden liebsten Menschen auf der Welt. Ihre einzige Familie.
    Joes vernarbte, schwielige Finger schlossen sich um ihren Ellenbogen.„Kein Druck, Lori. Komm einfach zu mir, wenn du darüber reden möchtest. – Sag mal, was liest du denn da?“ Er stand auf und wollte nach dem Buch greifen, aber Lori hielt es so, dass er es nicht erreichen konnte.
    „Bis Montag!“, rief sie, griff nach ihren Schlüsseln und machte sich auf den Weg zu Quinns Grundstück.
    Während der Fahrt kurbelte sie das Fenster nach unten, um die frische Sommerluft ins Auto zu lassen, und drehte die Musik lauter. Der Fahrtwind wirbelte ihr Haar durcheinander, aber ausnahmsweise war das Lori vollkommen egal. Die Musik und das strahlende Wetter verscheuchten ihre finsteren Gedanken.
    Was auch immer in ihrem Leben vorgefallen war, wer auch immer sie dadurch geworden war: Sie wollte sich davon befreien, wenigstens für den Augenblick. Ihr Haar, das Einzige an ihrem Äußeren, was sie wirklich mochte, flatterte in der Brise. Die Musik hämmerte, und sie bewegte sich zu einem sexy Beat.
    Sie war neunundzwanzig Jahre alt. Eine Vollwaise. Single ohne konkrete Aussichten. Aber sie war weit davon entfernt, zu verzweifeln und alles hinzuschmeißen. Was sie brauchte, war ein bisschen Ablenkung.
    Ben hatte eine Menge alter Erinnerungen bei ihr geweckt. Und wenn sie keine Zerstreuung fand, würde sie früher oder später anfangen, in der Vergangenheit zu leben, umgeben von Gespenstern. Sie war ja so schon ständig von ihrem alten Leben umgeben, wohnte im Haus ihres Vaters, fuhr seinen Wagen, führte seine Arbeit fort. Wenn sie nicht aufpasste,
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