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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor
Autoren: Caroline Lenz
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Plastick!!! Kein Papier!!! Und auf einer besonders stinkenden Tüte: Die Zettel an den Teebeutel sind Papier!! Also bitte. Ich schneide doch nicht die Fenster der Briefumschläge aus und die Teebeutelschilder ab. So weit kommt’s noch. Ich wasche ja nicht mal meine Joghurtbecher aus, und die Hüllen von Tampons und Kontaktlinsen sortiere ich auch nicht extra zum Plastik – das hat sie auch gemerkt. Fluchend raffe ich den Müllberg zusammen und ertaste schrittweise mit den Füßen den Weg die Treppe hinunter. Der Müll versperrt mir die Sicht. An der Haustür stoße ich auf ein Problem: Ich habe keine Hand mehr frei, um die Tür zu öffnen. Ich traue mich auch nicht, den Müllberg abzusetzen. Nachher fällt noch alles auseinander, und ich muss das blöde Treppenhaus putzen.
    Â»Warte, ich helfe dir«, ertönt es hinter mir. Es ist der Fahrradnachbar.
    Â»Oh, der Querulant«, begrüße ich ihn über die stinkenden Mülltüten hinweg.
    Â»Gib mal her, das ist ja nicht mit anzusehen.« Er nimmt mir einen Großteil meiner Mülltrennungssünden ab und hält mir die Tür auf. »Hast wohl den Müll nicht ordentlich getrennt, was? Ich bin übrigens Arne«, stellt er sich vor, während er die Mülltonne öffnet.
    Â»Anna«, ich werfe den Müllhaufen in die Restmülltonne, »vielen Dank für deine Hilfe.«
    Â»Solltest du den Müll nicht auf die Tonnen verteilen?«
    Â»Vergiss es. Ich trenne den ganzen Kram doch nicht noch mal.«
    Wir gehen zurück zum Haus.
    Â»Musstest du die arme Frau Beier so verärgern?«, frage ich ihn leicht vorwurfsvoll.
    Â»Tut sie dir etwa leid?«
    Â»Nein, ich tue mir leid. Weil ich sie nicht im Kampf gegen dich unterstützt habe, hat sie mich jetzt noch mehr auf dem Kieker als sonst.«
    Â»Geht so was überhaupt?«
    Â»Vermutlich nicht. Hat sie deinen Müll etwa auch schon mal durchwühlt?«
    Â»Das macht sie jede Woche.«
    Â»O Mann. Das ist echt krank. Wie hast du es überhaupt geschafft, deinen Anspruch auf die heilige Nische durchzusetzen?«
    Â»Das war gar nicht so schwierig.« Arne grinst. »Ich habe mich dazu hinreißen lassen, der Hausverwaltung eine schriftliche Beschwerde wegen sexueller Diskriminierung zu schicken. Bislang durften ja nur Frauenräder im Hausflur stehen. Das Argument, dass auch Männer ein Recht darauf haben, hat sofort gezogen.«
    Â»Und Frau Beier dreht jetzt völlig durch.«
    Â»Ach was, die zetert vielleicht ein bisschen mehr als sonst. Das war’s dann auch schon. Du weißt doch, Hunde, die bellen …«
    Auf dem Gehweg, direkt vor der Haustür liegt noch ein vergammelter Apfel. Rasch bücke ich mich danach, ich möchte die Situation ja nicht eskalieren lassen. Ein leises Rauschen lässt mich zusammenfahren.
    Â»Vorsicht«, ruft Arne und zieht mich zur Seite. Hinter mir höre ich einen lauten Knall und zerberstendes Porzellan. Erschrocken drehe ich mich um. Genau an der Stelle, an der sich eben noch mein Kopf befand, ist ein Geranientopf zerschellt. Ich blicke nach oben und sehe gerade noch, wie eines der Fenster, die vom Hausflur zur Straße zeigen, geschlossen wird. Meine Knie werden weich.
    Â»Alles in Ordnung?«, fragt Arne besorgt.
    Â»Das war echt knapp. Vielen Dank.«
    Â»Also, der Beier hätte ich ja viel zugetraut, aber so was! Ich hab mich wohl in ihr getäuscht.«
    Â»Du meinst, sie war das?«
    Â»Wer sonst? Das war ein richtiges Attentat.«
    Mit wackligen Knien betrete ich den Hausflur. »Langsam fange ich an, den Gerüchten zu glauben, die behaupten, Frau Beier persönlich habe ihren unglücklich verstorbenen Mann die Kellertreppe hinunter gestoßen.«
    Â»Echt? Ist ja krass.«
    Â»Das ist unheimlich.«
    Â»Wir sollten einen Nachbarschafts-Anti-Beier-Schutz aufstellen.«
    Â»Gute Idee.« Ich schließe mein Fahrrad auf und schiebe es auf die Straße, wobei ich misstrauisch nach oben blicke.
    Â»Vielen Dank noch mal und einen schönen Tag.«
    Ich muss mich echt sputen, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen.
    Völlig durchgeschwitzt, mit hochrotem Kopf und wild abstehenden Haaren betrete ich wenig später die Moby-Fit -Ambulanz. Alles ist wie immer. Frau Goldstein begrüßt mich strahlend mit einem Kaffee und bekundet ihr Mitgefühl dafür, dass ich mich so abhetzen musste. Katharina sitzt an Nils’ Platz und
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