Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
keine Ahnung. Außerdem war ihm die Ausbildung zu Kopf gestiegen. Er behauptete allen Ernstes, man dürfe Tomaten nicht zu lange kochen, da sie sonst zerfielen und ihren Charakter verlören. Salvatore sagte va 'fungula zu Tomaten und ihrem Charakter; seine Mutter, seine Großmutter und sogar deren Großmutter hätten die Tomaten immer total verkocht, und ihre Marinarasoße wäre die beste in Europa gewesen. Und wenn der Küchenchef lieber draußen in Bakersfield Tomaten pflücken wolle, statt sie in Thousand Oaks zu kochen, bitte schön. Aber ansonsten solle er ihn mit charakterlosen Tomaten verschonen und sie verdammt noch mal so kochen, wie es sich gehörte. Basta.
    Salvatore Locatelli hatte sich in seiner Welt behaglich eingerichtet. Sein Leben ließ im Grunde nichts zu wünschen übrig. Er hatte drei Kinder, die aufs College gegangen waren und ihn trotzdem jedes Wochenende anriefen. Er hatte eine Frau, die er immer noch liebte, und hin und wieder ein kleines amouröses Abenteuer mit einer Jüngeren, was ihn nicht weiter belastete, da solche Affären für einen Mann vollkommen normal und sicher auch das Geheimnis seiner langen, glücklichen Ehe waren. Salvatore hatte kein schlechtes Gewissen wegen der Geschäfte, denen er nachging. Diese waren vorwiegend krimineller Natur, wenn auch nicht mehr ganz so kriminell wie in früheren Zeiten. Er hatte die Firma seines Vaters, Don Gaitano Locatelli, geerbt, der Los Angeles genauso gemanagt hatte wie sein Import-Export-Unternehmen, sein Kreditbüro, seine drei Restaurants, seine zwei Autohäuser, seine acht Bordelle, das Einbrechersyndikat und die verschiedenen Drogenringe, die er gar nicht mehr zählen konnte. Um nur einige seiner Betätigungsfelder zu nennen. Obwohl Salvatore Betriebswirtschaft studiert hatte, lernte er die wertvollsten Lektionen dadurch, dass er seinem Vater, der in seinem Beruf ein Genie war, bei der Arbeit zusah und ihm die nützlichsten Tricks abschaute.
    Eines Tages nahm Don Gaitano seinen Sohn auf die Seite und erläuterte ihm ausführlich das Wesen der Welt. Don Gaitano sagte, im Leben eines Mannes gebe es zwei Wege, zwischen denen er sich entscheiden müsse. Er könne dem Leistungsstreben und Konkurrenzkampf entsagen und Priester werden, seinen Schwanz einmotten und sich um die Geschicke seiner Mitmenschen sorgen. Daran sei nichts auszusetzen. Im Gegenteil, es sei sogar schön, dass sich jemand finde, der es mache. Man müsse sich allerdings darüber im Klaren sein, dass sich keine Sau dafür interessiere, welche guten Taten man vollbringe, und dass man als armer Mann sterben werde. Auf der anderen Seite, fuhr Don Gaitano fort, könne man sich auch unter die Piranhas mischen, nach der Devise: Fressen, aber nicht gefressen werden. Man könne seinen Schwanz behalten, eine Familie gründen, seine Liebschaften genießen und all die schönen Dinge tun, die das Leben zu bieten hatte. Vorausgesetzt, man könne sie sich leisten; vorausgesetzt, man sei stark genug, um sie sich nicht von irgendeinem hergelaufenen Neidhammel wegnehmen zu lassen. Und es würde immer welche geben, die das versuchten. Der Schlüssel zum Erfolg sei, sich nur um die eigene Familie und einige wenige bewährte Freunde zu kümmern und für sie zu sorgen, nach dem Motto: Eine Hand wäscht die andere. Der Rest der Welt müsse sehen, wo er blieb. Und obwohl Don Gaitano davon überzeugt war, dass Gott ursprünglich eine ganz andere Art von Welt vorgeschwebt hatte, schämte er sich nicht, von dem Durcheinander, das dabei herausgekommen war, zu profitieren. Dann küsste Don Gaitano seinen Sohn, übergab ihm seinen Ring und legte das Familienunternehmen in seine Hände. Es war ein bewegender Augenblick, und Salvatore konnte es nie übers Herz bringen, ihm zu sagen, dass er diese Weisheiten auf der Wharton School of Business längst gelernt hatte.
    Da das Restaurant erst um sechs Uhr abends öffnete, wickelte Salvatore nachmittags gern seine Geschäfte dort ab, umweht von heimeligen Essensdüften. Er besaß ein zwölf Hektar großes Anwesen auf dem Land und ein bis drei Bürogebäude in Santa Monica, aber am liebsten war er in seinem Restaurant. Manchmal - heute zum Beispiel - stand jemand vor der verschlossenen Tür und hoffte, zu ihm vorgelassen zu werden. Und normalerweise war es jemand, der Salvatore um einen Gefallen bitten wollte. So auch der Typ, der heute aufgekreuzt war. Eines musste man ihm lassen: Der Kerl hatte Mumm. Salvatore hätte zu gern gewusst, wie er an seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher