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Dan

Dan

Titel: Dan
Autoren: Roxanne St. Claire
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vorläufig nicht. Er will das Geld, und sie weiß, wo es ist.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich gehe davon aus, dass Ramon nicht mit Joel zusammenarbeitet – Achtung, festhalten …« Ohne abzubremsen, machte Dan eine scharfe, schlingernde Wendung, und Quinn hielt die Luft an, bis sie wieder auf allen vier Rädern gelandet waren. »Ramon ist allein gekommen. Wahrscheinlich hat er beobachtet, was im Haus vor sich ging, und dann den passenden Zeitpunkt abgewartet, um sie zu schnappen.«
    »Na, hoffentlich hast du recht.«
    Dan überholte einen langsameren Wagen.
    Der Adrenalinpegel in Quinns Blut war allmählich so weit gesunken, dass er wieder halbwegs klar denken konnte. Er musterte Dan und ließ sich alles das durch den Kopf gehen, was er gerade erfahren hatte. Warum hatte er das nicht gleich gesehen? Der Mann sah aus wie sein Spiegelbild.
    »Ist es wahr?«, fragte Quinn.
    Dan warf ihm einen raschen Blick zu. »Ja.«
    Quinn sah auf die Straße. Sein Herz raste. »Wolltet ihr es mir sagen?«
    »Sobald alles vorbei war. Halt dich fest.« Er riss erneut das Steuer herum, und brachte das Auto wieder beinahe zum Kippen. »Ich musste abwarten, bis deine Mom sich an den Gedanken gewöhnt hatte.«
    »Hat sie es nicht gewusst?«
    »Sie dachte, ich wäre tot.«
    Quinn drehte sich auf dem Sitz und sah Dan ungläubig an. »Wirklich? Davon hab ich nichts gelesen.«
    »Du hättest überhaupt nichts lesen sollen. Und du hättest Max’ Haus nicht verlassen dürfen.«
    »Ich weiß«, erwiderte er zerknirscht. »Es tut mir leid.«
    »Aber ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe«, sagte Dan mit belegter Stimme.
    »Musst du weinen?«, fragte Quinn.
    »Nur wenn deiner Mutter etwas zustößt. Ich liebe sie.«
    »Ich auch.« Er lachte verlegen. »Ich meine, hey, sie ist meine Mom.« Er räusperte sich, als er merkte, dass er selbst den Tränen nahe war. »Jedenfalls ist das cool … das mit dir und mir. Aber du musst sie retten.«
    »Genau das werden wir tun.« Dan trat das Gaspedal durch, und der Motor des Pick-ups kreischte auf, während sie mit hundertsechzig Stundenkilometern über die Landstraße bretterten.
    Wenn irgendjemand Mom retten kann, dann dieser Typ hier
. Quinn fiel unwillkürlich seine Lieblingszeile aus
Top Gun
ein. »Du kannst jederzeit mein Flügelmann sein«, flüsterte er.
    »Blödsinn«, gab Dan zurück, aufs Stichwort genau wie Maverick. »Du meiner.«

25
    Maggie blickte auf die lilablaue Schlange auf Ramons Arm. In der rechten Hand hielt er einen Revolver, seine linke lag am Steuer. Ihr Blick wanderte die Straße zurück.
    Das war nicht der Weg, über den sie gekommen waren. Sie fuhren Richtung Osten, zurück nach Maracaibo, zum Lagerhaus. Wenn Dan versuchte, ihr zu folgen, würde er sie nie finden – sicher war das ein Schleichweg, den nur die Einheimischen kannten.
    Weder andere Autos noch Fußgänger waren zu sehen, als sie um einen weiteren Bergrücken herum auf das Gold zuholperten, auf das Ramon so scharf war.
    Wolken hatten sich gebildet, und leichter Regen sprenkelte die Windschutzscheibe. Die Scheibenwischer schwangen hin und her. Tattoo, Regen und Wischer versetzten Maggie zurück in die Vergangenheit, eine andere Autofahrt, Ramon am Steuer.
    »Du hast Schande über mich gebracht.« Der Satz kam aus dem Nichts heraus und klang so hasserfüllt, dass sie einen Seitenblick auf die Pistole wagte, um zu sehen, ob er sie auf sie hielt.
    »Das tut mir leid.« Es tat ihr überhaupt nicht leid. Leid tat ihr nur, dass sie jetzt hier war. Dass sie Dan hatte ziehen lassen, um nach Quinn zu sehen, und selbst zurückgegangen war, um Joel in dem Schlafzimmer einzuschließen, nur um unvermutet Ramon gegenüberzustehen. Sie bedauerte, dass sie nicht um Hilfe geschrien hatte – doch dann hätte er sie gleich an Ort und Stelle umgebracht.
    »Du wirst mich zum Geld bringen, oder du wirst sterben.«
    Danach sprach er nicht mehr, sondern raste stumm weiter, über einen Pass und durch einen völlig überwucherten Tunnel. In jeder Kurve rollte der Müll, der auf dem Boden lag, hin und her, eine Rolle Klebeband, eine leere Dose. Bald wurde der Verkehr stärker, und der Regen nahm zu, sodass er die Scheinwerfer einschalten musste.
    Als sie sich Maracaibo näherten, häuften sich die Favelas, und alsbald erreichten sie die Straßen von Las Marías, fuhren an den Marktständen entlang und den Lagerhäusern, die eines wie das andere aussahen.
    »Es muss irgendwo hier sein«, sagte sie und sah sich um. »Aber es ist
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