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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5
Autoren: Damon Knight
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Bund Hauptschlüssel aussah, und versuchte ihn zunächst im Vogelhaus. Es funktionierte.
     
    Die Namen der Vögel auf den verblaßten Holztafeln waren ebenso farbenfroh wie ihr Gefieder. Hier gab es einen Papua-Papagei, einen Kakadu mit schwefelfarbenem Federschopf, den Zilpzalp und den Kookaburra, Riesenkönigsfischer und Motmot, Chachalaca, Drongo und den lieben alten Seepapagei. Er öffnete ihre Käfige und verfolgte ihren leidenschaftlichen, frohen Weg in die Freiheit. Ein Pelikan stelzte drollig heraus, Mißtrauen in den runden Augen. Er wich einem Habicht aus und verkroch sich vor einem schnellen, wütenden Adler. Eine Eule blieb blinzelnd zurück, bis er sie schließlich laut rufend zum Ausgang scheuchte. Bis zuletzt zögerte er, zwei brütende Geier, so ekelhafte Kreaturen, freizulassen. Aber es gab auch Aufgaben für Straßenreiniger. Er öffnete ihren Käfig und rannte, um vor ihnen außerhalb des Hauses zu sein.
     
    Nach der Kakophonie im Vogelhaus überraschte ihn die Ruhe, als er sich dem Affenhaus näherte. Er würde beim Gorilla verdammt aufpassen müssen, der sicher erschossen werden mußte. Auch mit den großen Schimpansen war nicht zu spaßen. Aber das Affenhaus war leer. Ihre Spuren waren zu erkennen und ihr Geruch hing in der Luft, aber die Affen, ob groß oder klein, waren fort. Ob sie sich selbst befreit haben konnten? Aber die Käfige waren alle verschlossen.
     
    Verwirrt wandte er sich zu den kleineren Säugetieren, befreite die harmlosen, die Waschbären, die Mungos, die deflorierten Skunks, die Wiesel und Präriehunde – sogar das stachelige Stachelschwein, das ihn über die Schulter hinweg ansah, als es zur Tür trippelte.
     
    Er ließ auch die Füchse frei, und die rannten davon, als gelte es, eine unterbrochene Aufgabe zu vollenden. »Schnappt euch die Ratten«, rief Rolfe ihnen hinterdrein.
     
    Er merkte sich die Behausungen der Wölfe und Großkatzen. Hierher würde er mit seinen Gewehren wiederkommen.
     
    Als allerletzten machte er den einsamen Elefanten los, der kaum erwachsen war und dessen Trompetenruf ihn herbeigeholt hatte. Der Elefant – ein inoffizielles Schild vermerkte, daß es ein Weibchen, Geraldine, war – folgte ihm in kurzem Abstand bis fast zum Wagen, fiel dann in einen plumpen Trab und trank aus dem Seelöwen-Tümpel.
     
    Als Rolfe mit den Gewehren zurück zu den Käfigen ging, wurde ihm klar, warum es keine Affen mehr gab. Die großen und kleinen Affen gehörten wie der Mensch zu den Hominiden. Ihr Platz auf der Evolutionsleiter hatte auch sie verdammt.
     
    Er tötete die Raubtiere, ein grauenhaftes Geschäft. Er war selbst auf kurze Entfernung kein guter Schütze, und die Hinrichtungen forderten viele Kugeln. Ein geschmeidiger fauchender schwarzer Panther bekam sechs, bis er sicher war. Die eingesperrten Tiere weigerten sich, für den Gnadentod stillzustehen, und machten daraus eine heiße, blutige, stinkende Sache. Aber er dachte, das alles sei wohl notwendig.
    Schließlich hatte er es hinter sich. Zitternd und schwitzend kehrte er zum Auto zurück. Die Seelöwen bellten und schwammen quer durch den Teich herüber auf seine Seite. Jetzt sah er, daß es drei Babys und zwei ausgewachsene Tiere waren.
    Was sollte er mit ihnen anfangen? Zu einer weiteren Schlachterei konnte er sich nicht entschließen. Und was sollte er mit all den anderen gefangenen Tieren machen – drüben im Zoo in der Bronx, in den Zoos der Welt? Er konnte doch keine Ein-Mann-Tier-Rettungs-Liga sein.
    Rolfe hatte die kurze Vorstellung davon, wie er die Seelöwen in sein Auto setzte (vier auf den Rücksitz, einen vorn) und sie hinüber zum East-River fuhr, wo sie ins Wasser schnellten und dankbar bellend auf das offene Meer zuschwammen.
    Aber er wußte, daß er so erschöpft war, daß er nicht einmal die Babys aufheben konnte, und ohne Hilfe war es ihnen unmöglich, ihrem Gefängnis zu entkommen. Vielleicht konnte er wiederkommen, mit Lastwagen, Brettern und Fisch, um sie herauszulocken. Er schob dieses Problem – und das der Zoos in der Bronx und im Prospect Park und das des Aquariums (um nicht zu weit zu gehen) – erst einmal beiseite und fuhr an.
    Geraldine schaute ihm hinterdrein. Er hätte gerne einen Trompetenstoß zum Abschied gehört, aber sie hatte hohes Gras entdeckt und fraß gerade.
    Als er durch die breiteren Straßen zu ihrem Haus fuhr, gingen ihm, während er vorsichtig den liegengebliebenen Autos auswich, die Gedanken an jene anderen gefangenen Tiere nicht aus dem Sinn,
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