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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5
Autoren: Damon Knight
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Mit fünfundzwanzig hatte er sich am Institute for Advanced Study niedergelassen, und soweit Thornton wußte, hatte man nichts mehr von ihm gehört.
    Thornton begann die Tageszeitungen zu lesen, die ins Institut gebracht wurden, und jedesmal, wenn man ein Gehirn erprobte, das erfolgreicher war als die vorangegangenen, durchforschte er die Todesanzeigen, aber er stellte niemandem irgendwelche Fragen. Niemand stellte Fragen.
    Er und Feldman besprachen den Selbstmord seiner Mutter mehrere Male, und langsam fand er heraus, daß er sich im Zusammenhang mit Paula an Einzelheiten erinnern konnte, die er vollkommen vergessen hatte. Feldman kannte ihr Werk und war beeindruckt, daß Thornton ihr Liebhaber gewesen war. Thornton bemerkte, daß er darüber so frei sprechen konnte, als ob es irgend jemand anderem geschehen wäre.
     
    Manchmal ging Thornton auf Spaziergänge in die Wälder, die jetzt dunkelgrün und sommerig waren, hinter Felsen und Baumstämmen Schlangen beherbergend, belebt von Kaninchen, Vögeln und Insekten, die sangen und sirrten und summten. Er kam nicht so oft dazu, wie er es gern wollte, weil er nicht die Zeit hatte. Sein Jahr ging aufs Ende zu. Der nächste Test war innerhalb einiger Wochen fällig, und obwohl man den Gefechtstest in Gedanken schon aufgegeben hatte, war der Geländetest noch auf dem Plan. Sie fanden heraus, welche Arten von Gehirnen am besten geeignet waren für eine symbiotische Beziehung mit dem Computer, der Phalanx genannt wurde, aber sie waren nicht in der Lage, genau das richtige zu finden. Die Gehirne drehten weiter durch.
     
    Sie hatten eine Sondersitzung, auf der jedermann Fragen beantworten mußte, die die Art des Verstandes und der Mentalität betrafen, die mit der Phalanx zusammen funktionieren würden. Thornton biß auf seinen Bleistift und setzte langsam die Antworten zu den vorgedruckten Fragen ein. Hinterher lasen sie sie laut vor und sprachen darüber. Die Bögen wurden vom Direktor eingesammelt.
     
    »Was denken Sie jetzt über Paula Whitfield?« fragte Feldman.
    »Oh, das ist doch eine bindungslose Nutte. Erregend, wahrscheinlich noch sehr schön. Sie war das, wissen Sie, aber in einer wilden, unbeabsichtigten Weise. Nicht der Covergirl-look mit eingeübter Lieblichkeit.«
    Feldman nickte. »Ihre Frau ist sehr nett«, sagte er einen Augenblick später. Er redete jetzt nur so daher, weil die Stunde fast herum war und Thornton ausgewrungen.
    »Ethel ist schön«, sagte Thornton. Er war selbst überrascht. Sie war es wirklich. Er hatte einen Brief von ihr in der Tasche. Sie würde ihn treffen, und sie würden nach Florida fahren und von dort weiter nach Nassau. Sie freute sich auf die Reise. Sie sehnte sich nach ihm.
    »Ist Paula Whitfield wirklich promiskuös?« fragte Feldman neugierig. »In ihrem Werk gibt es keinen Hinweis darauf.«
    »Sie schläft so rundherum«, sagte Thornton und hörte die Verachtung in seiner Stimme. »Sie hat eine ganze Reihe unehelicher Kinder, wissen Sie.« Er zuckte die Schultern und stand auf. »Ich glaube, ich bin unfair. Ich weiß eigentlich nicht, wie sie jetzt wirklich ist. Es sind jetzt zwanzig Jahre her, seit ich sie zuletzt sah. Ein Genie mit der Moral einer streunenden Katze. Das war sie damals.«
    Er öffnete die Tür. Feldman sagte: »Morgen um fünf, eine Stunde, klar?« Thornton schaute zurück und nickte, und Feldman setzte hinzu: »Warum haben Sie sie als das Gehirn angegeben, das mit der Phalanx bestehen könnte?«
     
    Er aß wenig zu Mittag und ging danach spazieren. Er hatte nicht. Er wußte, er hatte nicht. Er vergegenwärtigte sich den Fragebogen mit seinen Antworten, und er wußte, daß ihn sein Gedächtnis nicht täuschen würde. Er hatte ihren Namen nicht angegeben. Die Fragen führten natürlich alle zu dieser einen: Können Sie irgend jemanden benennen, von dem Sie glauben, daß er sich als Psycho-Modelleinheit eignen würde?
    Er hatte es offengelassen.
    Er betrachtete es nochmals in seiner Vorstellung, und es war leer.
    Ein Angstgefühl versetzte ihm einen Stich. Worauf wollte Feldman hinaus?
    Er hätte Paula nicht angegeben, selbst wenn ihm der Gedanke gekommen wäre. Als Gregory vor achtzehn Jahren starb, hatte sie jenes verrückte Gedicht geschrieben über den Jungen, der eher den Tod wählte als selbst zu töten. Gregory war im feindlichen Feuer gestorben. Er hatte ihr den Schlagbolzen seines Gewehrs geschickt und war dann aufrecht über das Kampfgebiet gelaufen, bis er fiel. Ein dummer Wahnsinnsakt. Er hatte
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