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Damon Knights Collection 5

Damon Knights Collection 5

Titel: Damon Knights Collection 5
Autoren: Damon Knight
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käme, an seinem Sarg weinte und flehentlich um eine zweite Chance mit ihm bäte. Ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht, und er sog kräftig an der Zigarette, brachte sie zu Ende, und es kümmerte ihn nicht, ob er hustete oder nicht. Ein Rückfall, und er mußte sich wohl darum kümmern, das wußte er. Er wartete, bis es vorbei war, und kehrte dann in sein Zimmer zurück zu den Programmen, die durchgesehen werden mußten.
    Wie ziehen uns an den spitzen Felsen des Kliffs empor, und als wir oben angekommen sind, bleibt uns kein Atem zum Sprechen. Paula perlt der Schweiß im Gesicht, und sie streicht mit dem Handrücken nachlässig darüber und hinterläßt dabei einen Schmutzstreifen, der von der Stirn bis zum Kinn reicht. Ich lehne mich zurück und versuche, jetzt nicht zu weinen. Ich hoffe, nie über meine Mutter zu weinen. Paula sagt: »Mutti und Vati sagen, daß du bei uns wohnen kannst, bis du im Herbst in die Schule gehst. Klar?«
    Das ist keine wirkliche Frage. Ich kann zu ihnen gehen oder zu meiner Tante und meinem Onkel, die von Ohio zum Begräbnis kamen. Der Staat würde mich nicht allein bleiben lassen, weil ich erst siebzehn bin. Meine Tante hat mir das soweit erklärt. Sie ist ärgerlich, daß meine Mutter, ihre Schwester, Selbstmord begangen hat. Das war gottlos von ihr. Das war selbstsüchtig von ihr. Ich verachte meine Tante.
    Ich fühle, wie Paulas Zeh mich in die Seite knufft, und ich druckse, weil ich nicht losweinen will. Sie kichert, und der nackte Zeh schubst mich nochmals, stubst und kiekst mich in die Seite. Ich sehe sie an und weiß, daß ich jetzt nicht weinen werde. Ich springe auf und packe sie in der Absicht, sie zu beuteln, aber ich halte sie nur, und sie hört auf zu kichern. Wir regen uns eine ganze Weile nicht, bis uns Gregory unterbricht. Er hat nichts mitgekriegt, es kann also sein, daß es gar nicht so lang war, aber dieser Moment wirkt weiter und weiter.
    Als wir zu mir nach Hause zurückkommen, schimpft meine Tante mit mir. Sie sagt, ich sei selbstsüchtig, weil ich jetzt weggegangen bin, wo die Leute hergekommen sind, um zu kondolieren. Sie setzt zu einer Standpauke an, da geht Paula zu ihr und legt ihre schmutzige Hand auf den glatten, sauberen Ärmel meiner Tante, und Paula sagt etwas, was ich nicht verstehen kann. Dann sagt sie: »Es kommt alles in Ordnung. Wir werden uns um ihn kümmern.« Meine Tante bricht in Tränen aus und läßt sich in einen Sessel fallen und weint wie nur was, geschüttelt, häßlich vom Weinen, und Paula, Gregory und ich verlassen sie so.
    Thornton wachte auf, erinnerte sich an den Traum in allen Einzelheiten. Er machte davon Notizen zu Feldmans Verwertung, dann rollte er sich herum und schlief weiter.
     
    Die Arbeit ging langsam voran, und schlecht. Sie hatten ein gewisses Stadium erreicht und kamen offensichtlich nicht weiter. Aber jeder von ihnen hatte den nächsten Schritt so klar vor Augen, und jeder wußte, daß das Projekt ohne den nächsten Schritt fehlschlagen würde. Der Sekretär kam wieder vorbei und mauschelte mit dem Direktor und einigen anderen Spitzenmännern, und nach dieser Sitzung war das Projekt mit irgend etwas nicht ganz Klarem, irgend etwas Schmuddeligem behaftet. Aus der Sitzung sickerte nichts durch, und mit einemmal setzten die Gerüchte aus. Ein neues Gehirn wurde installiert, und die Hoffnung stieg, als es nach vierundzwanzig Stunden immer noch funktionierte, sogar sechsunddreißig Stunden überstand. Ein Geländeversuch wurde angesetzt, aber bevor er stattfinden konnte, drehte das Hirn durch.
    Schwermut bedrückte die Männer noch stärker, und Fehler wurden gemacht, die in früheren Monaten undenkbar gewesen wären. Man analysierte die Ergebnisse der letzten Psycho-Modelleinheiten, ihre Krisen und den schließlichen Zusammenbruch, und zu dieser Zeit erfuhr Thornton, daß dieses Gehirn besonders ausgewählt worden war. Er wußte ungefähr, wer Lester Ferris gewesen war, aber er wußte nicht, wie er gestorben war, noch wie sein Gehirn in den Besitz des Institutes gekommen war. Ferris war ein Wunderkind gewesen, ein brillanter mathematischer Naturforscher, der die Welt der Physik im Alter von fünfzehn Jahren erschüttert hatte. Körperlich verkrüppelt, mit einem messerscharfen Verstand begabt, hatte er die Aufmerksamkeit der ganzen Welt mit Theorien erregt, die möglicherweise in einiger Zukunft bewiesen werden konnten, oder auch niemals bewiesen werden würden, aber unverkennbar originell und brillant waren.
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