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Damon Knights Collection 1

Damon Knights Collection 1

Titel: Damon Knights Collection 1
Autoren: Damon Knight
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genähert hatte. »Aber wir hielten es für besser, den Hubschrauber nicht zu nahe beim Schiff landen zu lassen, falls diese Geschöpfe nämlich Harms’ Friedensangebot mit Schüssen beantworten sollten.« Er merkte, daß eine Erklärung nötig war und fügte hinzu: »Diese beiden Boxerkänguruhs sind Harms’ Vertrauensbeweis. Ich bin ein bißchen früh dran, aber er ist unterwegs. Ich weiß ja nicht, was Sie ihm ausrichten ließen, jedenfalls haben Sie ihm eine Heidenangst eingejagt. Er rechtfertigt sich; dies ist Beweis A.«
    Boxer? Was war denn das? Und – Friedensangebot? Wie – ? Godwin wartete nervös, daß die unsichtbare Rechenmaschine im Kopf des Leloc mit ihrer Gegenrechnung zu rande käme, damit die Verhandlungen beginnen konnten. Aber nichts geschah. Dann merkte er, daß weder zwei noch vier Neuankömmlinge den Saal betreten hatten, sondern daß, vom Standpunkt der Leloc aus gesehen, ein ausgewogenes Verhältnis von zwei zu zwei unter ihnen herrschte. Er trat vor den Lelocführer und eröffnete die Verhandlungen mit der sowohl für ihn als auch für die Leloc charakteristischen vorsichtigen Behutsamkeit und Höflichkeit. Er kreuzte die Handgelenke und deutete mit der Geste eines Zeremonienmeisters in Richtung der Neuankömmlinge.
    Sofort begann der Lelocführer eine Rede zu halten, offenbar eine Begrüßungsansprache, die, halb gesungen, halb gesprochen, mit einer Frage zu enden schien. Der Freudenduft im Saal wurde so intensiv, daß Wystan sich einen Augenblick lang fragte, ob er nicht gleich aus schierem Entzücken weinen würde.
    Die beiden Tiere an der Lederleine hatten ein wenig mit den riesigen Hinterpfoten gescharrt und den Redner ausdruckslos angestarrt. Als der Leloc geendet hatte, neigte der größere der Neuankömmlinge den Kopf und begann sich nervös die Vorderpfötchen zu lecken. Auf Seiten der Fremden ging ein Murmeln durch den Saal.
    Der Duft nach frischgemähtem Gras ging plötzlich in einen Geruch nach verfaultem, gärendem Heu über. Das Gemurmel wurde lauter, und es erinnerte ihn an etwas. Dann wußte er, was es war: es klang wie die mißbilligenden und entsetzten Töne, die ältere Schwestern von sich geben, wenn das Baby sich in der Öffentlichkeit ungebührlich beträgt.
    Dann entstand eine unheilvolle Pause, in der absolut nichts geschah. Die Neuankömmlinge verhielten sich passiv – sie hatten aufgehört, ihre Vorderpfötchen zu lecken – und das bekümmerte Gemurmel der Fremden war verstummt. Auch der Gestank nahm ab, oder aber er hatte zeitweilig den Geruchssinn verloren. Der Führer sprach nicht mehr; er wartete nur, wartete mit einer solchen Intensität, daß Godwin es im ganzen Körper fühlen konnte. Worauf wartete er? Auf eine Antwort vermutlich – aber was konnten die Neuankömmlinge sagen? Die Spannung stieg weiter, und Godwin fühlte, wie ihm der kalte Schweiß auf der Stirn stand.
    Plötzlich brach der Dompteur das Schweigen. »Los geht’s«, rief er und ließ die beiden Tiere von der Leine. »Nehme an, Sie warten alle auf die Schau. Machen Sie ihnen Platz. Sie sind bloß ein bißchen plump in engen Räumen.« Er zog ihnen unförmige Handschuhe, wie Godwin sie noch nie gesehen hatte, über die unzulänglich erscheinenden kleinen Hände.
    Es war totenstill, als die beiden freigelassenen Tiere mit ihrer Darbietung begannen. Sie schlugen mit den Schwänzen auf den Boden, duckten sich und begannen einander tänzelnd zu umkreisen, wobei jeder hin und wieder zu einem Schlag mit den Vorderpfoten ausholte und so tat, als wolle er den anderen mit seinen Klauen zerfetzen.
    »Oh, nein!« stöhnte Agnes. »Nein, nein, nein. Wenn wir an ihrer Stelle wären … und die Fremden brächten zwei sabbernde Schwachsinnige herein – Menschen, aber Schwachsinnige – und ließen sie für uns eine abgeschmackte Clownsnummer bringen – wären wir dann nicht –?«
    Wystan sah zu den Leloc hinüber. Die Schwänze der Fremden standen alle senkrecht in die Luft und zitterten heftig. Sie hielten die kleinen Hände vor die Augen und gaben klagende Laute von sich, die im Augenblick noch sehr leise waren, aber mit jeder Sekunde lauter und drohender wurden.
    Der Lelocführer duckte sich fast unmerklich. Sein Schwanz schlug einmal donnernd auf den Boden, und er sprang vorwärts. Mit einem Sprung war er über den boxenden Känguruhs und streckte die Angeber mit einem einzigen mörderischen Peitschen seines Schwanzes zu Boden. Da stießen die versammelten Leloc einen Schrei aus, der Godwin die
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