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Damon Knights Collection 1

Damon Knights Collection 1

Titel: Damon Knights Collection 1
Autoren: Damon Knight
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meine Schau mit dem Geigerzähler abzog und mein Kauderwelsch anbrachte. Ihre Lippen waren blaß und zusammengepreßt, und ich sah, wie sie gegen den Zauber ankämpfte, den die Wüste auf sie ausübte, und ich merkte, wie sie langsam verlor.
    Schließlich verfiel sie wieder in diese seltsame Stimmung, und diesmal hütete ich mich, sie zu stören. Es war eigenartig, aber herrlich und sehr ergiebig. Von da an nahm ich sie jeden Morgen für einen »Geländebericht« mit, und jedesmal war es einfacher, ihren Widerstand zu brechen. Aber sobald wir ins Büro zurückkamen, verwandelte sie sich wieder in die kühle Helen, und ich fragte mich, wie ein und derselbe Körper zwei so verschiedene Persönlichkeiten beherbergen konnte. Die eine nannte ich »Büro-Helen«, die andere »Wüsten-Helen«.
    Nach dem Essen sprach ich oft mit dem alten Dave auf der Veranda. Eines Abends warnte er mich.
    »Die Leute hier meinen, daß Helen seit dem Tod ihres Bruders nicht mehr ganz richtig im Kopf ist«, sagte er. »Sie machen sich ihre Gedanken über Sie beide.«
    »Ich fühle mich wie ihr großer Bruder«, sagte ich. »Ich würde ihr nie weh tun, Dave. Wenn wir die Ader finden, schiebe ich ihr den besten Anteil zu.«
    Er schüttelte den Kopf. Ich wünschte, ich hätte ihm erklären können, daß ich nur ein harmloses Spiel spielte und niemand da draußen jemals Gold finden würde. Aber als Spiel faszinierte es mich eben.
    Die Wüsten-Helen bezauberte mich, wenn sie unfreiwillig ihr geheimes Leben offenbarte. Dann war sie ein kleines Mädchen im Körper einer Frau. Ihre Stimme wurde kräftig und atemlos vor Aufregung, und sie erfüllte mich mit demselben Staunen, das ihr eigenes Gesicht lebendig und elfenhaft erscheinen ließ. Lachend lief sie durch die schwarzen Felsen und das Beifußgestrüpp und machte sie für einen Augenblick schön. Sie nahm meine Hand und zog mich mit sich, und manchmal rannten wir eine ganze Meile vom Jeep weg. Sie behandelte mich, als ob ich blind wäre oder ein dummes Kind.
    »Nein, nein, Duard, das ist eine Klippe!« sagte sie dann und zog mich fort.
    Sie ging auch immer vor, damit ich die Trittsteine über Bäche besser finden konnte. Ich spielte mit. Sie wies auf Wälder und Flüsse und Klippen und Schlösser. Da gab es zottige Pferde mit Krallen, goldene Vögel, Kamele, Hexen, Elefanten und viele andere Geschöpfe. Ich tat so, als ob ich sie alle sähe, und das gab ihr Vertrauen zu mir. Sie setzte die Märchen in Szene, die sie einst mit Owen gespielt hatte.
    Manchmal war er verzaubert und manchmal sie, und einer mußte dem bösen Zauber einer Hexe oder eines Riesen trotzen, um den andern zu retten. Einmal war ich Duard, und dann wieder glaubte ich fast, ich sei Owen.
    Helen und ich schlichen uns in verwunschene Schlösser und versteckten uns mit klopfenden Herzen, während der Riese brummend nach uns suchte, und wir flohen Hand in Hand vor seiner Rache.
    Jetzt hatte ich sie also. Ich spielte Helens Spiel, aber ich verlor dabei mein eigenes nicht aus den Augen. Jeden Abend zeichnete ich auf meiner Karte ein, was ich am Tag über die topografische Beschaffenheit des Märchenlandes erfahren hatte. Seine Geomorphologie war bemerkenswert konsequent.
    Bei unseren Spielen machte ich oft Andeutungen über den Schatz des Riesen. Helen leugnete seine Existenz nie, aber irgend etwas schien sie daran zu beunruhigen, und sie wich immer aus. Dann legte sie wohl den Finger auf die Lippen und sah mich mit ernsten runden Augen an.
    »Man darf nur das nehmen, was niemand haben will«, sagte sie. »Wenn man Gold oder Juwelen nimmt, bringt das furchtbares Unglück über einen.«
    »Ich habe einen Zauber gegen Unglück, und ich geb dir davon«, sagte ich einmal. »Es ist der größte und stärkste Zauber auf der ganzen Welt.«
    »Nein. Es verwandelt sich alles in Dreck. Es verwandelt sich in Ziegenmist und tote Schlangen und so was«, sagte sie ärgerlich. »Ich weiß das von Owen. Das ist ein Gesetz im Märchenland.«
    Ein andermal sprachen wir darüber, während wir in einer düsteren Schlucht in der Nähe eines Wasserfalls saßen. Wir mußten unsere Stimmen senken, damit der Riese nicht aufwachte. In Wirklichkeit war der Wasserfall nämlich ein schnarchender Riese und auch der Wind, der ewig über die Wüste blies.
    »Nimmt Owen denn nie etwas?« fragte ich.
    Ich hatte inzwischen gelernt, daß ich immer in der Gegenwart von Owen sprechen mußte.
    »Manchmal bleibt ihm nichts anderes übrig«, erwiderte sie.
    »Einmal hatte
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