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Damon Knights Collection 1

Damon Knights Collection 1

Titel: Damon Knights Collection 1
Autoren: Damon Knight
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mich die Hexe genau hier in eine häßliche Kröte verwandelt. Owen legte eine Blume auf meinen Kopf, und das verwandelte mich in Helen zurück.«
    »Eine richtige echte Blume? Die du mit nach Hause nehmen konntest?«
    »Eine rot-gelbe Blume, größer als meine beiden Hände«, sagte sie. »Ich wollte sie mit nach Hause nehmen, aber unterwegs sind alle Blütenblätter abgefallen.«
    »Nimmt Owen jemals etwas mit nach Hause?«
    »Steine, manchmal«, sagte sie. »Wir verstecken sie in einem geheimen Nest im Schuppen. Wir glauben, es sind vielleicht verzauberte Eier.«
    Ich stand auf. »Komm, zeig sie mir.«
    Sie schüttelte energisch den Kopf und wich zurück. »Ich will nicht nach Hause«, sagte sie. »Nie mehr.«
    Sie sträubte sich schmollend, aber ich zog sie hoch. »Bitte, Helen, für mich«, sagte ich. »Bloß einen kleinen Augenblick.«
    Ich zog sie hinter mir her zum Jeep zurück, und wir fuhren zu dem alten Anwesen der Price. Sie hatte nie hingesehen, wenn wir daran vorbeikamen, und sie sah auch diesmal nicht hin. Sie igelte sich schnell wieder in die Büro-Helen ein. Aber sie führte mich um das eingefallene alte Haus mit den zerbrochenen Fensterscheiben herum in einen baufälligen Schuppen. Sie scharrte etwas Stroh in einer Ecke weg, und da lagen die Steine. Wie aufgeregt ich war, merkte ich erst, als die Enttäuschung mich wie ein Schlag in den Magen traf.
    Es waren wertlose, vom Wasser abgeschliffene Kiesel aus Quarz und rosenrotem Granit. Das einzig Außergewöhnliche an ihnen war, daß diese Basaltwüste sie nicht hervorgebracht haben konnte.
     
    Nach einigen Wochen ließen wir den Vorwand der Geländeberichte fallen und fuhren einfach in die Wüste, um zu spielen. Ich hatte eine fast vollständige Karte von Helens Märchenland angefertigt. Anscheinend war es ein neuzeitlicher Tafelberg mit einem parallel zu seinem Fuß verlaufenden Fluß und einer leicht abschüssigen Ebene jenseits des Flusses. Die Steilwand war bewaldet und von tiefen Schluchten durchzogen, an deren abgeflachten Vorsprüngen Schlösser und Burgen klebten. Ich stellte Helen laufend auf die Probe, stieß aber nie auf Widersprüche. Es kam vor, daß ich ihr, wenn sie selbst im Zweifel war, sagen konnte, wo sie sich befand, was mich ihr wieder ein paar Schritte näher brachte. Wie nahe, das erfuhr ich eines Morgens.
    Sie saß auf einem Baumstumpf im Wald und flocht ein Körbchen aus Farnblättern. Ich stand neben ihr. Sie sah zu mir auf und lächelte.
    »Was sollen wir heute spielen, Owen?« fragte sie.
    Das hatte ich nicht erwartet, und ich war stolz darauf, wie schnell ich reagierte. Ich machte einen Buckel, sprang vor und zurück und kauerte mich dann zu ihren Füßen nieder.
    »Schwesterchen, Schwesterchen, ich bin verzaubert«, sagte ich. »Nur du allein kannst mich erlösen.«
    »Ich erlöse dich«, antwortete sie mit ihrer Kleinmädchenstimme. »Was bist du, Bruder?«
    »Ein großer schwarzer Hund«, sagte ich. »Ein böser Riese namens Lewis Rawbones hält mich an einer Kette hinter seinem Schloß, während er mit den anderen Hunden jagen geht.«
    Sie strich den grauen Rock über ihren Knien zurecht und zog eine Schnute.
    »Du bist einsam, und du heulst den ganzen Tag, und du heulst die ganze Nacht. Armes, armes Hundchen.«
    Ich warf den Kopf zurück und heulte.
    »Er ist ein scheußlicher, böser Riese, und er hat alle möglichen furchtbaren Zauberkräfte«, sagte ich. »Du brauchst dich nicht zu fürchten, Schwesterchen. Wenn du mich erst erlöst hast, bin ich ein schöner Prinz und schlage ihm den Kopf ab.«
    »Ich fürchte mich nicht.« Ihre Augen funkelten. »Fürcht nicht Feuer noch Schlangen noch Dolch noch Messer noch sonst irgendwas.«
    »Ich nehm’ dich mit mir in mein Königreich, und wir leben glücklich bis an unser Lebensende. Du wirst die schönste Königin auf der ganzen Welt sein, und alle werden dich lieben.« Ich wedelte mit dem Schwanz und legte meinen Kopf auf ihre Knie. Sie streichelte meinen seidigen Kopf und zog an meinen langen schwarzen Ohren.
    »Alle werden mich lieben.« Sie war jetzt sehr ernst. »Wird Zauberwasser dich erlösen, armes kleines Hundchen?«
    »Du mußt meine Stirn mit einem Stück vom Schatz des Riesen berühren«, sagte ich. »Das ist die allereinzigste Weise, mich zu erlösen.«
    Ich spürte, wie sie sich in sich zurückzog. Sie stand auf, und ihr Gesicht war plötzlich von Kummer und Zorn gefurcht.
    »Sie sind nicht Owen, Sie sind bloß ein Mann! Owen ist verzaubert, und ich bin
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