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Damiano

Damiano

Titel: Damiano
Autoren: R. A. MacAcoy
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konzentrieren, solange sein Feuer sowohl das Dorf als auch die savoyischen Streitkräfte einschloß.
    »Wo ist Eure Laute? Und Eure Hündin?« fragte Gaspare, der bei der offenen Tür stand. Er wartete nicht auf Antwort. »Nehmt Euch von dem Käse und trinkt aus dem Spundloch des Fasses, auf dem er liegt. Da verschüttet man zwar eine Menge, aber wir haben mehr Wein als genug.«
    »Ich glaube wirklich, das Dorf brennt.«
    »Zerbrochen«, antwortete Damiano. »Und tot. Nein, danke. Ich habe heute keinen Appetit auf Käse. Und auf Wein auch nicht.«
    Gaspare trat näher und sah seinem Freund ins Gesicht.
    »Es tut mir leid, Festelligambe, wenn Eure Hündin gestorben ist. Ich mochte sie. Ich mag überhaupt Hunde. Und Eure Laute, tja…« Der Knabe zuckte mit den Schultern. »Wir leben in einer schrecklichen Zeit.«
    Jan Karl und Evienne murmelten unverständliche Zustimmung.
    »Mitten im Winter sind wir, und da reißen sie alle Häuser ab«, fuhr der Knabe fort. »Dann zünden sie aus dem Stroh und den Möbeln Feuer an. War das vernünftig, frage ich Euch? Jeder, der anderswo Freunde oder Verwandte hat, ist abgehauen.
    Ich bin geblieben, weil ich auf Evienne aufpassen muß, aber für sie lohnt sich’s hier auch nicht. Das Geschäft geht zwar gut, aber – «
    »Wenn man’s so nennen kann«, warf die Hure ein und blickte wütend auf den Käse.
    »Aber sie zahlen nicht«, fügte ihr Bruder hinzu. »Und Jan Karl hier – Wo soll der hin mit seiner wunden Hand, mit der er kein Ding anrühren kann und ohne einen Heller in der Tasche? Ich frage mich, wo bleibt der Heilige Gabriel, wo wir ihn jetzt brauchen?«
    Damiano schüttelte nur den Kopf auf alle diese Fragen.
    »Nun, mein Freund, für Pardo ist das Spiel jetzt aus. Das Heer von Savoyen ist im Dorf.«
    Er stand auf.
    »Und ich muß jetzt zu den Soldaten zurück«, fügte er hinzu und ging zur Tür.
    »Der Grüne Graf?« fragte Gaspare verdutzt und sprang von einem Fuß auf den anderen. »Ihr seid beim savoyischen Heer?«
    »Umgekehrt, das savoyische Heer ist mit mir gekommen«, verbesserte Damiano. »Und es gefällt ihm nicht sonderlich.« Er trat hinaus.
    »Mögen Jesus und alle Heiligen Euch schützen«, fügte er leise und mit einer gewissen Förmlichkeit hinzu. Dann schloß sich knarrend die Tür.
     
     
    Die Flammen loderten und tosten prasselnd, und er schritt durch sie hindurch. Die Savoyer blickten ihm entgegen.
    »Ich weiß, wo Pardo sich versteckt hält«, erklärte er kurz, und das Feuer, das das Dorf in zwei Sektoren gespalten hatte, flackerte auf und erlosch dann.
    Ogier rief scharf einen Befehl, und die Männer stellten sich zum erstenmal an diesem Abend in Reih und Glied auf. Damiano führte sie die Hauptstraße des Dorfes entlang.
    Paolo Denezzi war wieder an seiner Seite. Er hatte nur noch wenig Bärenhaftes an sich; Bart- und Haupthaar waren bis auf die Wurzeln versengt, und seine bloße Haut glänzte feuerrot.
    »Du wolltest meine Barriere durchbrechen«, bemerkte Damiano. »Das war ein Fehler. Das Feuer ist kein Trug.«
    Denezzi gab nur einen unartikulierten Laut von sich.
    Damiano wandte sich dem Befehlshaber zu.
    »Mein Herr Marquis«, begann er, »sehe ich noch immer aus wie vorher? Als stünde ich in Flammen?«
    Ogier verbarg seine Belustigung hinter gespielter Höflichkeit.
    »Ihr müßt verzeihen, Herr Dämon, wenn Ihr Toilette gemacht habt, und ich es nicht bemerkt haben sollte. Mir erscheint Ihr ganz wie zuvor.«
    Damiano nickte nur, und sie marschierten durch den Qualm und den Wind zum Marktplatz von San Gabriele, wo nur einige Steinbauten noch unversehrt waren.
    »Hier ist er«, sagte Damiano und blieb mit geschlossenen Augen vor einem trutzigen Turm stehen. Sein Kopf bewegte sich nach rechts und dann nach links, als wälze er ihn auf einem Kissen hin und her. »Er hält sich mit ein paar Männern im Keller versteckt. Folgt mir bitte.«
    Ehe Ogier oder der lästige Paolo Denezzi Einwendungen erheben konnten, hob Damiano seinen Stab vor sich und sprang auf die äußere Treppe. Er rannte hinauf.
    An der Pforte wollte ihn ein mit einem Schwert bewaffneter Wachposten aufhalten. Der Mann schrie auf und ließ die blitzende Klinge fallen. Damiano eilte ins Innere des Turms.
    Er fühlte sich an sein Zuhause erinnert. Der Boden der Vorhalle war mit roten und blauen Kacheln ausgelegt, und die Wände waren frei von Ruß, mit frischem Weiß getüncht. Keiner der geschnitzten Eichenstühle oder der samtbezogenen Diwans war als Brennholz für die
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