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Damiano

Damiano

Titel: Damiano
Autoren: R. A. MacAcoy
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durften.
    »Wartet hier«, rief er den Männern zu, aber als er Ogiers Ausdruck offener, wenn auch ohnmächtiger Verachtung sah, hielt er inne.
    Die savoyischen Truppen drängten sich in mürrischer Einhelligkeit unmittelbar innerhalb des Tores zusammen. Die aus Piemont vertriebenen Männer bildeten eine zweite Gruppe. Ogiers blaue Augen, die auf Damiano gerichtet waren, blitzten wie harter, kalter Stahl. Und Denezzi – nun Denezzi stand zu Damianos Linker und haßte ihn von Herzen.
    Dies waren keine Pferde oder Hunde oder auch menschliche Freunde, die auf ein Wort des Befehls bleiben und warten würden. Diese Männer hatten ihren eigenen Willen, ihre eigenen Pläne. Wenn die Savoyer mit Pardo zusammenprallten, während Damiano seiner eigenen neugierigen Nase folgte, würde es unnötiges Blutvergießen geben. Und gerade das hatte Damiano vermeiden wollen, indem er diese bizarre Methode des Angriffs ersonnen hatte.
    Mit einer Handbewegung zog er einen Kordon aus Feuer durch den Flammenkreis und trennte damit die Streitkräfte Savoyens von Pardo. Zwei Böcke auf der Weide, dachte er mit einiger Belustigung, als er sich abwandte.
    Er schritt eine Straße entlang, die in ihrer Verwüstung und im Spiel tanzender Lichter und Schatten nicht mehr zu erkennen war. Auf halbem Weg etwa, auf der rechten Seite, stand eine Hütte aus Stein, deren Mörtelfassade abgebröckelt war. Dieses Gebäude war offenbar so solide, daß es den Römern nicht gelungen war, es einzureißen. Vielleicht war es ein altes römisches Bauwerk. Damianos Lächeln wurde breiter. Vor der Tür aus Holz und Messing blieb er stehen.
    »Gaspare«, rief er. »Du bist doch da drinnen, nicht wahr? Und – ist das deine Schwester? Oder nein – das ist mein alter Freund Till Eulenspiegel, wie?«
    Es folgte kurzes Gemurmel, dann klapperte die schwere Tür. Damiano drückte sich flach an die Mauer.
    »Komm nicht heraus! Sieh mich nicht an. Sprich durch die Tür.«
    Doch da spähte schon ein bleiches, sommersprossiges Gesicht unter fuchsrotem Haarschopf um den Türpfosten herum.
    »Festelligambe!« rief der Knabe. »Aber warum denn nicht? Ihr seid ja ganz allein auf der Straße. Brennt das Dorf? Wie kann das sein? Es gibt nicht ein Scheit Holz und nicht einen Strohhalm mehr hier. Was habt Ihr Euch nur für einen Moment für Eure Rückkehr ausgesucht, Ihr –
    He, Jan, habe ich dir mal von dem erzählt? Der kann die Laute so schlagen, daß sie nach der Mama ruft!«
    Gaspare streckte den Arm durch die Tür und umfaßte mit seinen dünnen, aber kräftigen Fingern Damianos Handgelenk, um ihn ins Haus zu ziehen.
    Drinnen roch es nach altem Holz und Wein. Licht schimmerte durch die Ritzen zwischen den nackten Steinen, und Damiano konnte lange Reihen übereinander gestapelter Fässer erkennen. Eines der Fässer hatte man zur Mitte der Hütte gerollt und aufgestellt. Auf ihm lag ein großer runder Schafskäse.
    Jan Karl hockte auf einem zweiten aufgerichteten Faß neben diesem provisorischen Tisch. Seine eingebundene Hand lag besitzergreifend auf der grünlich schimmeligen Oberfläche des Käserads. Sehr dicht bei ihm saß die schöne Evienne in ihrem grünen Kleid.
    Damiano atmete auf und ließ die Schultern sinken.
    »Was seht ihr, wenn ihr mich anseht?« fragte er die drei in der Hütte.
    Karl brach sich ein Stück Käse aus dem Rad.
    Evienne kicherte.
    »Was sollten wir schon sehen?« fragte Gaspare. »Es ist ziemlich düster hier. Ihr seht müde aus, finde ich. Das ist verständlich, wenn man die politische Lage bedenkt.«
    Damiano schloß in stummem Dank die Augen.
    »Ich bin verflucht«, versuchte er zu erklären und ließ sich auf das Faß gegenüber der rothaarigen Frau fallen. »Aber vielleicht ist es auch keine Verfluchung, sondern ein Vorgeschmack auf Kommendes. Die Leute sagen mir, daß ich aussehe, als brenne ich bei lebendigem Leibe. Sie laufen vor mir davon. Sie bedecken ihre Gesichter.«
    Seufzend stützte er sich auf seinen Stab.
    »Es war mir sehr von Nutzen.«
    Jan Karl schluckte. Aus seinen schmalen blauen Augen sah er Damiano zweifelnd an.
    »Vielleicht will man sich über Euch lustig machen, Delstrego. Mir seht Ihr nicht anders aus als sonst.«
    »Mir auch nicht«, fügte Evienne hinzu.
    Es schien so, als wolle sie noch mehr sagen, hätte nicht die Anwesenheit des Holländers sie davon abgehalten.
    Damiano schüttelte den Kopf. Es gab allzu viel zu erklären, und er konnte nur einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf die freundliche Szene in dieser Hütte
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