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Damian

Damian

Titel: Damian
Autoren: Susanne Caspary
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existiert. Überhebliche, sterbliche Menschen!
    Damian inhaliert erneut tief diesen betörenden Duft. Sie ist aufgebracht. Irgendetwas, das er gesagt hat, hat sie verärgert. Er hört ihr Herz kräftiger schlagen und ihr Duft wird intensiver. Damian schluckt schwer, senkt den Blick für den Bruchteil einer Sekunde. Schon spürt er diesen bitteren Geschmack in seinem Mund und sein Kiefer beginnt sich zu spannen. Er konzentriert sich und lässt das Monster in ihm nicht die Oberhand gewinnen. Der Duft. Es ist ihr Blut, das dieses süße Aroma verbreitet. Sie schaut ihn aufmerksam an. Hat sie etwas bemerkt? Er muss es tun. Er wollte es vermeiden, zumindest hinauszögern, aber nun bleibt ihm keine andere Wahl. Er muss sie lesen. Ein winziger Moment der Konzentration und…
    „Rachel, geht es Ihnen nicht gut?“, fragt Professor Rubins besorgt. Rachel fasst sich mit den Zeigefingern an die Schläfen.
    „Nein, alles in Ordnung. Ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen. Der lange Flug und die Zeitumstellung. Ich denke, ich werde mich bald zurückziehen.“
    Während sich Rachel über die plötzlich aufgetretenen Kopfschmerzen wundert und Professor Rubins interessiert verfolgt, wie der Butler Tee und Kuchen serviert, bemerkt niemand Damians zusammengezogene Augenbrauen. Er scheint angestrengt über etwas nachzudenken. Oder aber er ist zu einer Erkenntnis gekommen, die ihm Sorgen bereitet und ihn vielleicht in ernsthafte Schwierigkeiten bringen könnte. Es ist bereits nach zehn Uhr als sich Professor Rubins und Rachel von Cunningham verabschieden.
    „Ich hoffe, sie fühlen sich wohl in meinem Haus und alles ist zu ihrer Zufriedenheit. Sie können sich jederzeit an Henry wenden, wenn sie etwas brauchen“, damit deutet er mit einem Kopfnicken auf seinen Butler. „Gute Nacht und Salem Aleikum“, verabschiedet sich der Hausherr mit einer leichten Verbeugung.
    Rubins steigt schnaufend die Treppe empor, während Rachel dem Hausherrn für einen Augenblick nachsieht. Er geht durch den Innenhof, um am anderen Ende durch eine Flügeltür zu verschwinden. Dort werden sich seine privaten Räume befinden, mutmaßt Rachel und folgt dem Professor die Treppe hinauf.
    „Gute Nacht, mein Kind und schlafen Sie gut. Wir haben morgen einen anstrengenden Tag vor uns“, kichert er, leicht beschwipst vom Wein und verabschiedet sich in sein Zimmer. Als Rachel schließlich allein in ihrem Zimmer ist, fällt ihr auf, dass sie keine Kopfschmerzen mehr hat. So schnell wie sie da waren, sind sie auch wieder verschwunden. Sie schaut sich um und ihr fallen die wehenden Vorhänge vor den bis zum Boden reichenden Fenstern auf. Eine leichte Brise ist aufgekommen und Rachel geht hinüber, um einen Bick hinaus zu werfen. Dabei bemerkt sie, dass zu ihrem Zimmer ein  wunderschöner Balkon gehört, auf der Korbmöbel stehen und Kübel mit wunderbar duftenden Blumen. Sie tritt hinaus und die Aussicht hinunter auf das Tal verschlägt ihr fast die Sprache. Vor ihren Augen erstreckt sich ein fantastischer Blick auf das Niltal. Die Lichter der Stadt spiegeln sich im Fluss und die Kreuzfahrtschiffe liegen eng an eng an der Hafenpromenade. Vom Tal weht ein leichter Wind herauf und ein einzigartiger, aromatischer Duft umspielt ihre Nase. Sie atmet die immer noch warme Luft tief ein und genießt diese fantastische Aussicht. Endlich ist sie hier. Endlich hat sich ihr Kindheitstraum erfüllt. Seit sie denken kann, wollte sie das Land der Pharaonen kennenlernen. Selbst ihre ersten Bücher handelten von den Pyramiden, wunderschönen Prinzessinnen und der Pracht der königlichen Paläste. Dieses ferne Land hat sie bereits als Kind und Jugendliche so sehr fasziniert, dass sie jede Dokumentation und jeden Reisebericht über das alte Ägypten wie ein Schwamm in sich einsog. Und nun ist sie hier. Sie kann einen glücklichen Seufzer nicht verhindern. Plötzlich wird ihre Aufmerksamkeit jedoch auf etwas anderes gelenkt. Sie geht ein Stück nach vorn und lehnt sich an das Balkongeländer. In der Einfahrt erkennt sie eine Gestalt. Sie ist groß und geht mit schnellen Schritten auf das Einfahrtstor zu, offensichtlich um das Anwesen zu verlassen. Es ist ein Mann, und kaum dass sie dies für gewiss hält, bleibt dieser auch schon stehen, dreht sich herum und sieht direkt zu ihr herauf: Cunningham! Rachel taumelt vor Schreck ein paar Schritte zurück. Nach einigen Augenblicken und nachdem sie die angehaltene Luft wieder aus ihren Lungen entlässt, geht sie vorsichtig wieder einige
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