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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz
Autoren: Julia Talbot
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das für mich hat.«
    »Ich glaube nicht, dass euch jemand anzeigt.« Vicky wollte sie, in völliger Verkennung der Umstände, einfach nur beruhigen. »Es hat doch keiner mitgekriegt, dass ihr beide euch da oben getroffen habt.«
    »Ähm … Vicky?«
    »Ja?«
    »An was erinnerst du dich?«
    Sie bemerkte, dass Jean-Baptiste ihr im Rückspiegel einen blitzschnellen Blick zuwarf. Dann konzentrierte er sich wieder auf den höllischen Verkehr in der Innenstadt Palermos.
    Vicky lächelte und kuschelte sich noch tiefer in die weichen Polster der Limousine. Sie hob die Hand vor den Mund und senkte die Stimme, damit der Fahrer nicht mitbekam, was sie Anna zuflüsterte.
    »Er hat mich doch eingeladen.«
    »Wer? Er?«
    Ungläubig starrte Anna auf Jean-Baptistes kreisrunde Mütze. Vicky kicherte leise.
    »Das hab ich dir doch erzählt! Weißt du das denn nicht mehr?«
    Wieder fing sie einen warnenden Blick ihres Vordermannes ein. Mühsam gelang Anna ein verstehendes Nicken.
    »Ach so, ja. Jetzt, wo du es sagst …«
    »Er hat gefragt, ob ich Lust habe, mit an den Ätna zu kommen. Da, wo du mit Weller … na, du weißt schon.«
    Annaschluckte. Was waren das denn für Geschichten? Glaubte Vicky tatsächlich, sie, Anna, hätte sich mit Weller zu einem zärtlichen Rendezvous am Krater des Vulkans verabredet? Und sein Chauffeur nutzte die Gelegenheit, um ein Schäferstündchen mit …
    »Habt ihr?«, flüsterte sie.
    Vickys Augen strahlten vor Glück. »Wir haben.«
    Beide kicherten. Anna sah in den Rückspiegel, aber Jean-Baptiste mied ihren Blick. Sie hatten Palermo verlassen und fuhren nun die Serpentinenstraße entlang. Aber wenn sie nicht alles täuschte, erlebte sie gerade eine zweite Premiere: Jean-Baptiste lächelte.
    »Und Sandrine?«, fragte sie so beiläufig wie möglich. Sie wusste nicht, wie weit die Gehirnwäsche Vickys Gedächtnis gelöscht hatte. Aber dass Jean-Baptiste in sie eingedrungen war – egal auf welche Weise, und sie entnahm Vickys seligem Lächeln, dass es eine höchst angenehme gewesen sein musste –, lag ja wohl auf der Hand. Vicky räkelte sich ein bisschen und blickte sehnsüchtig auf den Hinterkopf ihres Verführers.
    »Oooch, der hab ich abgesagt. Was macht die jetzt eigentlich? Hast du irgendwas von ihr gehört?«
    Anna war beruhigt.
    »Nein«, antwortete sie. Und das war die reine Wahrheit.
    Eine Viertelstunde später hielt Jean-Baptiste vor der Villa Igea. Im Sonnenlicht wirkte das Haus noch schöner, als es in der Nacht gewesen war. Jetzt konnte Anna die weitläufigen Gärten erkennen, die Zitronenbäume und die Palmenhaine, die sich bis ans Ufer des Meeres erstreckten. Es musste einmal vor langer Zeit von sehr reichen Leuten erbaut worden sein. Wieder wurden sie von dem Paar empfangen, das sie schon am Abend zuvor begrüßt hatte. Beide lächelten erfreut, als Anna aus dem Auto kletterte. Das Lächeln verschwand auch nicht, als sie den Pyjama sahen. Nur ein bisschen ratlos wurde es für einen Moment, doch dann hatten sich beide wieder gefasst.
    » Buon giorno, Signorina .«
    Mariadeutete einen Knicks an, ihr Mann einen Diener. Jean-Baptiste wendete den Wagen bereits, hielt aber noch einmal kurz an, damit Vicky sich verabschieden konnte.
    »Ciao. Wir sehen uns. – Er hat bis heute Abend frei«, fügte ihre Freundin flüsternd hinzu. Anna verkniff sich die Frage, wohin die beiden jetzt fuhren. Ebenso interessant hätte sie eine kurze Unterhaltung mit Jean-Baptiste gefunden. Hatte er das Gedächtnis von Vicky nur manipuliert, oder war es wirklich zu einer Annäherung zwischen den beiden gekommen? Aber als sie das Glück in deren Augen sah, schob sie ihre Neugier beiseite. Letzten Endes war das Leben die Summe der Erinnerungen. Wer wollte darüber richten, ob es echte oder falsche waren?
    Sie winkte den beiden hinterher. Dann stieg sie die Treppen nach oben und folgte der freundlichen Signora. Vicky hatte einfach nur eine ganz andere Sicht auf letzte Nacht als sie. Anna würde auch niemand glauben, wenn sie die Wahrheit erzählen würde. In diesem Moment beschloss sie, mit niemandem darüber zu reden, was ihr widerfahren war. Der Einzige, der ihre bohrenden Fragen beantworten konnte, war Weller. Er hatte versprochen, sie an diesem Abend zu sehen. So lange musste sie sich eben gedulden.
    Eine Stunde später hatte Anna ein luxuriöses Schaumbad genommen und fühlte sich endlich wieder präsentabel. Sie schlüpfte in ein champagnerfarbenes Negligé, das man ihr aufs Bett gelegt hatte, und kroch unter
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