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Dämonenfalle Rom

Dämonenfalle Rom

Titel: Dämonenfalle Rom
Autoren: Jason Dark
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Blick klar und standhaft auf die Erscheinung zu bannen.
    Wovor wollten sie warnen?
    Diese große, alles umfassende Frage stellte sich der einsamen Besucherin, und, ohne es zu merken, umklammerten ihre Hände das Holz der Kirchenbank. Sie hatte vor, eine Frage zu stellen, öffnete auch den Mund, wobei es ihr unmöglich war, auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen. Das schaffte sie einfach nicht, die seltsame Erscheinung hielt sie zu sehr in ihrem Bann.
    Hell waren die Stimmen. Obwohl sie eigentlich nur eine hörte, glaubte sie, zwölf herauszufinden, und diese zwölf Stimmen der Sibylle wurden in ihren Warnungen konkreter.
    »Er kommt zurück. Er wird seine blutigen Taten weiter fortführen. Er hat die Christen damals gehaßt und wird sie auch heute hassen, denn er ist nicht tot. Scorpio…«
    Das war der Name.
    Scorpio!
    Signora Fachetti sank zusammen. Sie konnte damit nichts anfangen, noch nichts, denn der Name Scorpio war vielfältig. Es gab Tausende in der Riesenstadt Rom.
    Was hatte das zu bedeuten?
    »Scorpio«, flüsterte die Signora. »Scorpio…« Sie hob den Blick, um noch einmal nachzufragen und nachzuschauen. Es war nicht mehr möglich. So lautlos, wie die Erscheinung der Sibylle entstanden war, so verschwand sie auch wieder.
    Aus, vorbei…
    Zurück blieb die einsame Beterin. Und ein Name, den sie vernommen hatte. Scorpio…
    Eine Gefahr. Ein Begriff, der Angst machen konnte. Angst für die Heilige Stadt. Über den ahnungslosen Menschen schwebte unsichtbar das Schwert des Todes.
    Sie ahnten nichts, sie würden auch nichts wissen, wenn die ersten Taten geschehen waren. Nur sie, Eleonora Fachetti, wußte es. Die Erscheinung der Sibylle hatte sich ihr offenbart.
    Mit wem konnte sie darüber sprechen? Wer würde ihr glauben? Der Pfarrer? Möglicherweise, aber er bildete gleichzeitig ein Hindernis. Er war ein junger Mann, erst knapp ein Jahr in der Gemeinde tätig. Dementsprechend waren auch seine Ansichten. Er hielt nichts mehr von den alten Warnungen und Weissagungen, das entnahm sie auch seinen Predigten. Der Pfarrer würde ihr kaum Glauben schenken, und wenn, dann würde er nichts unternehmen und es als Spinnereien einer alten Frau abtun.
    Sie wußte nicht, was sie machen sollte, und sie fühlte, daß jemand ihr eine schwere Bürde aufgeladen hatte, unter der sie seelisch zusammenbrechen konnte.
    Signora Fachetti wollte auch nicht länger in der Kirche bleiben. Hier war nicht mehr der Platz für sie, und trotz ihrer Zweifel mußte sie jemand finden, mit dem sie über die drohende Gefahr sprechen konnte. Mit gebeugtem Rücken verließ sie die Bankreihe und schritt auf ihren alten Füßen schlurfend den Mittelgang hinab, um sich dem Ausgang zu nähern. Jeder Schritt kostete sie Überwindung. Sie besaß nicht mehr die Kraft, der Gang war noch schwerer geworden, aus ihren Augen rannen Tränen, und die Verzweiflung schüttelte sie durch. Vor dem Becken mit dem Weihwasser blieb sie für einen Moment stehen, tauchte die Finger hinein und schlug ein Kreuzzeichen. Irgendwie fühlte sie sich danach erleichtert, und sie warf auch wieder einen Blick zurück zum Altar.
    Er sah aus wie immer.
    Nur die Kerzenflamme war erloschen!
    Ein Zeichen? Ein böses Omen vielleicht? Signora Fachetti schrak zusammen. Noch nie war so etwas geschehen. Wie konnte die Flamme erlöschen, wenn kein Wind herrschte?
    Sie verglich die Flamme mit ihrem Leben. Stand sie bereits dicht vor dem Ende? Hatte sie die Warnung nur empfangen, um sie mit hinüber ins Jenseits zu nehmen? Es waren schwere Gedanken, die sie da wälzte, aber sie konnte sie nicht von der Hand weisen.
    Es wurde wirklich Zeit, daß sie mit jemandem darüber sprach, bevor es zu spät war. Ihre Bewegungen wurden hastiger, als sie sich umwandte und dem kleinen Portal zustrebte. Die Klinke bestand aus Eisen. Sie ließ sich nur schwer nach unten drücken, und Signora Fachetti mußte sich schon gegen die Tür lehnen, um sie aufzubekommen.
    Sonnenlicht traf sie. Sonne im Februar.
    Rom hatte einen Winter erlebt, der wohl in die Annalen der Stadt eingehen würde. Kaum Kälte, fast immer frühlingshaftes Wetter, und auch im Februar stiegen die Temperaturen weit über den sonst jahresüblichen Durchschnitt.
    Es war trotz allem eine blasse Sonne. Der kleine Platz vor der Kirche schimmerte in einem seltsamen Licht. Der Kies erschien ihr fast weiß, und die Hecke besaß noch keine Blätter.
    Nach dem Platz begann der schmale Weg. Ein Auto hatte Mühe, ihn hochzufahren, die Häuser
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