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Dämonen-Zwillinge

Dämonen-Zwillinge

Titel: Dämonen-Zwillinge
Autoren: Jason Dark
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erlebt. Oder sehe ich das falsch?«
    »Nein, das siehst du nicht. Es ist eine Rückführung gewesen, aber bedingt durch das dritte Auge, denn das hat mir die andere Welt geöffnet, die Vergangenheit eben, in der ich eine Rolle gespielt habe. Verstehst du das?«
    »Du hast dich also selbst durch das dritte Auge gesehen?«
    »Ja, in der Vergangenheit und als eine andere Gestalt, als eine andere Frau.«
    Harry nickte ihr zu. »Es ist sicherlich nicht leicht gewesen, Dagmar. Du musst sehr gelitten haben, denn sonst hättest du nicht so stark reagiert. Was ist geschehen?«
    »Die Frau hatte Probleme. Große Probleme. Und sie litt unter einer starken Angst und regelrechten Wahnvorstellungen. Nicht grundlos, denn ich konnte sehen oder erleben, wie die andere Frau starb.«
    »Bitte?«
    »Ja, ich bin gestorben«, flüsterte Dagmar, und Harry stellte fest, dass sie wieder zitterte.
    Er streichelte ihre Hände. Er küsste sie auf die Wangen und bekam mit, dass sie wieder zu weinen begann. »Es muss schrecklich für dich gewesen sein, das zu erleben und zu durchleiden. Den Tod der Frau zu sehen und dabei...«
    »Nicht einfach nur den Tod der Frau, Harry. Es ist mein Ende gewesen. Das Ende meines ersten Lebens.«
    »Ein gewaltsames Ende?«
    »Ja, ich wurde getötet. Ermordet...« Sie atmete wieder schwerer und schüttelte den Kopf. Sie litt unter den Vorstellungen, wobei sie Mühe hatte, Luft zu bekommen. Sie verdrehte die Augen, schluckte einige Male und wollte, dass Harry sie festhielt.
    »Keine Sorge, jetzt bin ich bei dir.«
    »Danke, das brauche ich auch. Die... die... Erinnerung kehrt wieder zurück, Harry.«
    Nein, nur nicht!, dachte er und fragte mit leiser Stimme: »Ist es dein Traum?«
    »Ja, die geträumte Wahrheit in der damaligen Zeit. Ich spüre, dass sie mich nicht loslässt. Was damals begonnen hat, das setzte sich in der Gegenwart fort. Ich bin sie gewesen, sie ist gestorben, aber nichts vergeht für immer. Die Erinnerung ist noch vorhanden, und ich kann sie durch das dritte Auge sehen.«
    Harry Stahl drückte sich zurück, damit er das Gesicht seiner Partnerin anschauen konnte.
    Es stimmte. Sie log nicht. Sie machte sich und ihm nichts vor, denn es zeichnete sich tatsächlich das dritte Auge auf ihrer Stirn ab. Die Umrisse waren zunächst nur schwach, aber doch deutlich zu erkennen. Ein sehr geschwungenes Auge, größer als das normale menschliche. Gefüllt mit einer Pupille und mit einem rötlichen Schein umgeben, wobei es in der Mitte leicht strahlte.
    »Halte mich fest, Harry – bitte. Es ist wieder da. Ja, das Auge und die Erinnerung sind vorhanden. Meine Güte, das ist einfach nicht zu fassen, Harry. Das ist furchtbar.«
    »Ruhig, Dagmar, ruhig, ich bin bei dir...«
    »Ja, ja, ich weiß«, flüsterte sie. »Aber ich sehe sie. Ich sehe sie schon, sie warten auf mich.«
    »Wer sind sie?«
    »Die beiden jungen schönen Frauen. Die Zwillinge. Sie lächeln, aber sie sind gefährlich. Sie kommen, sie lieben sich, sie sind immer zusammen, ja, das sind sie und...«
    Harry hörte keine Worte mehr. Dafür vernahm er den hellen Schrei. Er sah, wie Dagmar ihre normalen Augen erschreckt aufriss, aber das interessierte ihn nicht mehr.
    Das dritte Auge war wichtiger. Es strahlte viel intensiver. Harry konnte sich gegen die Strahlung nicht wehren. Er wurde nicht nur von ihr angezogen, sondern auch hingezerrt. Er sah das Innere, das nicht leer, sondern von einer anderen Welt erfüllt war, und es kam ihm vor wie eine Kinoleinwand, die sich von Sekunde zu Sekunde vergrößerte und ihn hineinzog in eine andere Welt.
    Er saß auf dem Bett. Aber er fühlte sich nicht mehr so. Er war hineingezerrt worden in eine längst vergangene Zeit. Tief steckte er in der Vergangenheit, die sein gesamtes Sinnen, Fühlen und Trachten ausfüllte.
    Und das Auge weitete sich noch weiter. Immer größer wurde es, um die Landschaft freizulegen, die es mal vor langer, langer Zeit gegeben hatte...
    ***
    Es war Nacht!
    Aber es war nicht dunkel, denn am Himmel stand ein voller und sehr bleicher Mond, der sein Licht über die Landschaft verstreute und ihr dabei eine ungewöhnliche Färbung gab.
    So wurde die Dunkelheit der Nacht durch einen bläulichen Schein aufgelockert, der sich auch am Himmel verteilte, auf dem die Wolken lange Bahnen zeigten, als wären Wattesocken von zwei Seiten her in die Länge gezogen worden.
    Ein blauer Himmel, ein blaues Land, das im ersten Augenblick so leer aussah.
    Das jedoch erwies sich als Täuschung. Harry erlebte ein
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