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DAEMON

DAEMON

Titel: DAEMON
Autoren: Daniel Suarez
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Kontrollzentrale hier vor der Schleuse ein. Ich will, dass jeder Evakuierte sofort befragt wird.»
    Der Netzwerkdirektor wandte sich an Sebeck. «Wir haben in diesem Gebäude fünf Etagen. Ist es wirklich nötig, die alle zu evakuieren?»
    «Heute sind zwei Ihrer Mitarbeiter durch ‹Unfälle› ums Leben gekommen. Wenn Sie mich fragen, ist das doch ein bisschen viel Zufall.»
    Das Gesicht des Network-Directors verzerrte sich. «Zwei?»
    «Ganz recht. Lassen Sie sich von Ihrem illustren Chef mal auf Stand bringen.»
    Die CyberStorm-Leute wandten sich dem Firmenpräsidenten zu. Kevault kaute an den Fingernägeln – ob vor Ärger oder vor Konzentration, war schwer zu beurteilen. Schließlich sagte er: «Lamont, schalten Sie auf den Spiegelserver um. Und evakuieren Sie dann sämtliche Mitarbeiter.»
    Sebeck sah ihn scharf an. «Sie lassen das Gebäude
sofort
evakuieren. Falls Sie sich irgendwelchen Illusionen hingeben, wer hier das Kommando hat, können Sie gern ein bisschen Bedenkzeit im Polizeigewahrsam haben.»
    Kevault setzte an, etwas zu erwidern, besann sich dann aber eines Besseren. Er stapfte durch den Flur davon. Seine Leute folgten ihm.
    Sebeck nickte Mantz zu, der daraufhin hinter Kevault hertrabte wie ein Rottweiler, der es auf ein Kleinkind abgesehen hat.
    Sebeck hielt den Network-Director, der ebenfalls gehen wollte, am Ärmel fest. «Sie nicht. Sie bleiben hier.»
     
    In vierzehn Jahren beim Sheriff’s Department hatte Sebeck einiges an tödlichen Unfällen mitbekommen, und er wusste, wenn so etwas am Arbeitsplatz der betreffenden Person passierte, bedeutete das eine Menge Papierkram. Arbeitsschutzinspektoren, Reporter, Anwälte, Leute von der Hausverwaltung– sie alle lauerten schon hinter den Kulissen. Doch vorerst gab Sebeck Anweisung, niemanden, der nicht von behördlicher Stelle kam oder eine wichtige Funktion zu erfüllen hatte, an seinen Tatort zu lassen.
    Der Hauptstrom war weg, und sie hatten zudem über Funk veranlasst, die Zuleitung am öffentlichen Verteiler bis auf Widerruf zu unterbrechen.
    Nachdem sie ein paar Tests mit dem Spannungsmessgerät durchgeführt hatten, befanden der Gebäudetechniker und der Mann von den Elektrizitätswerken, dass die Türrahmen nicht unter Strom standen. Sie gaben den Beschäftigten im Datencenter Anweisung, den zweiten Zugang zu öffnen und Polizei und Feuerwehr einzulassen. Dann evakuierten sie die I T-Leute . Jetzt war der Tatort frei von Zivilisten.
    Sebeck wunderte sich, wie heiß und stickig es in dem Raum war. So lange konnte die Klimaanlage doch gar nicht aus gewesen sein. Er musterte die Dutzende von Rechnern, die in den Racks vor sich hin arbeiteten. Das produzierte eine ganze Menge Abwärme. Wahrscheinlich hatten sie deshalb diese Eingangsschleusen – um die Temperatur konstant zu halten. Er wandte sich an den Gebäudetechniker: «Wozu sind diese Dinger überhaupt da?»
    «Dafür, dass Leute im Internet miteinander Spiele spielen können. Mein Enkel macht das.»
    Von so etwas hatte Sebeck schon gehört. Aber er hätte nie gedacht, dass dabei so viel Hardware im Spiel war. Das wirkte alles ganz schön teuer.
    Sie gingen zu der inneren Sicherheitstür. Das Opfer lag direkt hinter der Glasscheibe, und sie konnten es jetzt zum ersten Mal richtig sehen. Sebeck war durch die unzähligen Highway-Unfälle, mit denen er in seiner Zeit als Streifenbeamter zu tun gehabt hatte, ziemlich abgebrüht, aber der Network-Director schnappte nach Luft und entschuldigte sich. WieSebeck schon vermutet hatte, war der Gebäudetechniker härter im Nehmen.
    «Armer Teufel.»
    Ein Vietnam-Veteran, dachte Sebeck.
    Es war schwer, das Personalaktenfoto mit dem übereinzubringen, was da vor ihnen lag. Das Gesicht des Opfers war von Schmerz verzerrt – oder zumindest von den heftigen Muskelspasmen, die der Stromschlag verursacht hatte. Die Augäpfel hingen auf die Wangen. Das Haar war fast völlig weggesengt. Das ganze Gesicht war voller Blasen, aber Sebeck wusste bereits, wen er da vor sich hatte: einen leitenden Programmierer namens Chopra Singh – den angeblichen Absender des gespooften Arbeitsauftrags über die Winde an der Potrero Road.
    Jetzt stand außer Zweifel, dass es in beiden Fällen Mord war. Er musste nur noch Beweise finden.
    Sebeck ließ den Mann von den Elektrizitätswerken die Tür sicherheitshalber noch einmal mit dem Spannungsmesser überprüfen und trat dann beiseite, damit ein paar Feuerwehrleute sie öffnen konnten. Der Gestank von verbranntem Haar und
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