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Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Dämmerung in Mac's Place (German Edition)

Titel: Dämmerung in Mac's Place (German Edition)
Autoren: Ross Thomas
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neunzehnhundertvierundsiebzig nicht mehr, Mr. Haynes, als Sie und Ihr Vater bei uns dinierten. Das war an Ihrem achtzehnten Geburtstag, wie ich mich erinnere, und am nächsten Tag reisten Sie ab zur Universität in Charlottesville.« Herr Horst machte eine Pause, senkte die Stimme zu einer ernsten Note und fügte hinzu: »Ich war äußerst betrübt, als ich von seinem Tod hörte.«
    »Sie sind sehr freundlich«, sagte Haynes.
    Tinker Burns, der noch immer die Speisekarte studierte, sagte: »Haben Sie je dran gedacht, mit dieser Gedächtnisnummer zu einem Wanderzirkus zu gehen?«
    »Nicht in jüngster Zeit«, sagte Herr Horst.
    Burns blickte auf. »Der McCorkle in der Nähe?«
    »Leider nein.«
    »Was ist mit Padillo?«
    »Ich sage ihm, daß Sie hier sind.«
    »Nicht nötig.«
    Herrn Horsts Lippen zuckten, als ob er mit dem Gedanken spielte zu lächeln. »Aber er wäre untröstlich, wenn er es nicht erführe.«
    Nachdem sich der Oberkellner abgewandt hatte und davongeschritten war, als führe er noch immer eine unsichtbare Prozession an, eilte ein Kellner herbei, um ihre Getränkebestellung entgegenzunehmen. Burns wollte einen Martini ohne Eis, Gelinet einen Wermut und Haynes eine Flasche Becks. Mit dem Kellner und den Getränken kam Michael Padillo.
    Haynes konnte sich von dem scheinbar endlosen Geburtstagsdinner von vor über vierzehn Jahren nicht mehr an Padillo erinnern. Doch hatte er etwas an sich, das er merkwürdig vertraut fand.
    Während er sich das lange zurückliegende Geburtstagsdinner ins Gedächtnis zurückrief, stellte Haynes fest, daß er mit
    Leichtigkeit ein geistiges Bild des Mannes zeichnen konnte, von dem Tinker Burns als »der McCorkle« gesprochen hatte – ein großer Mann, gut über eins achtzig, der an ihrem Tisch stehengeblieben war, um mit Steadfast Haynes ein paar Freundlichkeiten und geistreiche Bemerkungen auszutauschen. McCorkle hatte zu viele Lachfältchen um die selbstironischen Augen gehabt, die entweder haselnußfarben oder braun waren. Er besaß außerdem ein skeptisches Grinsen, die meisten seiner Haare und die Figur eines in die Jahre gekommenen Sportlers, der sich schon lange nicht mehr mit dem Training der Canadian Air Force abgab. Aber der eigentliche Grund dafür, warum du dich so gut an ihn erinnerst, entschied Haynes, sind die zwei Cognac, die er hatte vorbeibringen lassen, weil dies das erste Mal war, daß ein Wirt dir einen Drink spendiert hat.
    Während er noch immer Padillo beobachtete, der sich über die Hand der lächelnden Isabelle Gelinet beugte, fühlte sich Haynes in seine alte Rolle als Detective beim Morddezernat zurückversetzt, während er Padillos Größe auf knapp eins achtzig, sein Gewicht auf 72 bis 75 Kilo schätzte, seine Nase als lang und gerade, seinen Mund als schmallippig und breit, seinen Teint als hellbraun und seine Haare als ein von grauen Strähnen durchzogenes Dunkelbraun einstufte.
    Haynes fragte sich kurz, ob Padillo Halbmexikaner oder Halbspanier sei, entschied aber, daß das wirklich keine Rolle spielte, weil er noch nie jemand in diesem Alter gesehen hatte, der sich mit soviel athletischer Anmut bewegte, die gewöhnlich das Vorrecht derer war, die damit ihren Lebensunterhalt auf irgendwelchen Sportplätzen verdienten – oder in Manegen, in die man entweder den Stier oder ein anderes Mittelgewicht schickte.
    Padillos Augen waren es, wodurch er Haynes seltsam vertraut schien. Nicht ihre Farbe, die auf Haynes’ privater Tabelle als Kühles Graugrün Nr. 1 klassifiziert war, sondern mehr ihr
    Ausdruck eines halbreligiösen Fatalismus. Diesen Ausdruck, so glaubte er, erwarben nur diejenigen, die mit einigem Risiko in den menschlichen Abgrund geblickt hatten und von dem, was sie dort sahen, alles andere als beruhigt waren.
    Haynes hatte alte Hasen aus dem Morddezernat, kurz vor der Pension, gekannt, die den gleichen Ausdruck gehabt hatten. Und zwei Lyrikerinnen, die eine alt, die andere jung. Und einmal hatte sich auf dem Dach eines Bürogebäudes am Wilshire Boulevard in Westwood ein siebenundvierzig Jahre alter Psychiater umgedreht und Haynes kurz mit demselben Ausdruck angestarrt, bevor er sich wieder abwandte und einen Schritt über den Rand machte.
    Isabelle Gelinet übernahm es schließlich, Padillo und Granville Haynes einander vorzustellen. Nachdem sie sich die Hand geschüttelt hatten, sagte Padillo, das mit Steadys Tod tue ihm sehr leid. Haynes dankte ihm und fragte, ob sie gute Freunde gewesen seien.
    »Gute Bekannte«, sagte
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