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Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch

Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch

Titel: Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch
Autoren: Wolfgang Ecke
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Auftraggeber ist?”
    „Mein Auftraggeber ist der Bruder Ihrer Frau!"
    „Boris???”
    Er sagte nicht „Boris”, er sagte „Boooooris??”
    „Ganz recht. Und Ihr Schwager ist dafür, daß die Polizei vorerst aus dem Spiel bleibt.”
    Bruno Strietzel breitete die Arme aus, als wollte er mich umarmen. Dabei rief er mit Leidensmiene: „Ja, um Gottes willen, was ist denn passiert?"
    „Nach dem Pokerspiel am Sonntag wurde Ihr Schwager bestohlen. Gewisse Indizien lassen leider nur einen Schluß zu: Der Dieb gehörte der Pokerrunde an. Meine Frage an Sie, Herr Strietzel: haben Sie irgendwelche Beobachtungen gemacht?”
    Er tat mir fast leid, der Schwager Bruno, wie er so dastand und dreinschaute, als wollte er jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    „Das ist ja furchtbar”, flüsterte er endlich.
    Ich wiederholte meine Frage, und er schüttelte den Kopf. „Ich habe nichts bemerkt. Wir haben etwa vier Stunden gespielt. Gegen acht sind wir wieder zu den anderen hinuntergegangen. Ich muß gestehen, daß ich dann nicht mehr darauf geachtet habe, ob einer der anderen noch einmal nach oben gegangen ist.”
    „Welche Familie hat das Haus zuerst verlassen?” Herr Strietzel blickte angestrengt zur Decke. „Benno ging zuerst. Dann wir...”
    Ich nickte und verabschiedete mich.
     
    Ein großflächiger Autofriedhof zeigte mir, daß ich am richtigen Ort angelangt war. Der Schrottplatz gehörte Benno Schlackh. Auch er war mit einer von Sussicas zahlreichen Schwestern verheiratet.
    „Pinsel”, sagte ich zu Pinsel, „sei nett und freundlich zu Benno, dem Säbelschwinger.”
    Pinsel drehte den Kopf hoch und wackelte mit den Ohren. Das hieß soviel wie: „Keine Sorge, Alter. Bevor der den Säbel aus der Scheide hat, bin ich unterm Schrank!”
    Benno schien mindestens so breit wie hoch zu sein. Und ebenso breit lächelte er, als er auf Pinsel zeigte und fragte: „Beißt der?”
    „Jawoll!” antwortete ich mit Schwurgesicht. „Seine Bisse hinterlassen riesige Löcher!”
    Benno lachte, daß alles an ihm schwappte. Doch plötzlich erkundigte er sich besorgt: „Detektiv sind Sie? Was wollen Sie von mir?”
    „Ihrem Schwager, Herrn Sussica, ist am Sonntag ein Kästchen mit wertvollem Inhalt gestohlen worden. Es besteht kein Zweifel daran, daß der Dieb der Pokerrunde angehörte.”
    Der Schrotthändler reckte sich kämpferisch. Drohend fragte er: „Was soll das heißen?”
    „Das soll heißen, daß jeder verdächtig ist, der bei dem Spielchen dabei war.”
    Heiliges Kanonenröhrchen, dachte ich, der wird sich jetzt doch nicht auf dich stürzen. Doch er begnügte sich mit einem wütenden Zischlaut. „Was war in dem Kästchen drin?” wollte er wissen.
    „Diamanten!”
    Schlackh nickte und boxte ein Loch in die Luft. „Es kommt als Dieb also nur einer in Frage, der in finanziellen Nöten ist. Ich bin das nicht, mein Lieber. Und noch was will ich Ihnen sagen, Detektiv: Wer mich verdächtigt, den schleppe ich auf der Stelle vor den Richter! Das können Sie meinem Schwager ausrichten!”
    „Chrrrrrrrr... chrrrrrrü” warnte Pinsel, dem diese Art von Sprechen mißfiel.
    Schlackhs Wurstfinger zeigte auf Pinsel, als er wütend posaunte: „Nehmen Sie Ihren Löcherbeißer hoch, bevor ich ihn unter die Couch blase!"
    „Komm, Pinsel, der Säbelschwinger fürchtet sich vor dir! Nichts für ungut, Herr Schlackh, hehehehe…”
     
    Den dritten Schwager schenkte ich mir. Dafür schlug ich von Schlackh aus den direkten Weg zu Boris Sussica ein.
    „Da bin ich!" sagte ich zu ihm. „Der Fall ist gelöst!”
    „Was, sch-sch-schooon?” stotterte Herr Sussica und hängte drei Fragezeichen an das „schon”.
    „Man könnte direkt meinen, es sei Ihnen nicht recht.”
    „Daß Sie so schnell bei allen dreien waren, das überrascht mich.”
    „Den dritten habe ich mir erspart!”
    „Wer war es, Herr Pfiff?”
    „Ihr Schwager, der Herr Strietzel. Er ist übrigens ein großer Schauspieler. Zuerst bin sogar ich, der Meisterdetektiv, auf ihn hereingefallen. Aber eben nur für kurze Zeit.”
    „Wie haben Sie es herausgefunden?”
    „Er ist über die beiden Tresore gestolpert. Wie konnte er wissen, daß man sich aus dem Tresor in Ihrer Bibliothek bedient hat? Außerdem hätte sich jeder anständige Mensch danach erkundigt, was überhaupt gestohlen wurde — der Strietzel nicht.”
    „Wie soll ich mich nun verhalten?” fragte Herr Sussica, und ich hatte das Gefühl, daß er innerlich seinen Schwager mit dem Kopf unter Wasser
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