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Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch

Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch

Titel: Da legte sich Balduin Pfiff auf den Bauch
Autoren: Wolfgang Ecke
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und ei der Daus, da kam dem Jettchen eine abenteuerliche Idee. So abenteuerlich war die, daß die Jungfer Lehmann zwei Tage und zwei Nächte vor Aufregung zitterte.
    Doch dann raffte sie allen Mut zusammen und erbat eine Audienz beim König.
    „Majestät”, sagte sie bebend, und ihre Kniescheiben ächzten unter dem tiefen Hofknicks, „mein lieber Vater ist der geschickteste Hufschmied Sachsens. Könntet Ihr ihn nicht in Eure Dienste nehmen? Ich würde Euch dafür das Rezept von einmaligen Klitschern verraten.”
    „Hm”, murmelte der König nicht uninteressiert und musterte das Jettchen wohlwollend. Dann erhob er sich und sagte: „Gehen wir in die Küche, und du führst mir deine Klitscher vor. Sind sie wirklich so vortrefflich, wie du den Mut hast, zu behaupten, dann will ich deinen Vater in Lohn und Brot nehmen.”
    Das Jettchen jubelte. Innerlich, versteht sich. Und der König, nun, der staunte über das, was ihm das magere Persönchen servierte.
    Von diesem Tag an hießen die Klitscher nicht mehr Klitscher, sondern Königlich-sächsische Quarkkeulchen.
    Der König verputzte damals so viele davon, daß sie ihm fast zu den Ohren heraussahen. Versteht sich, daß Jettchens Vater die versprochene Stellung bekam.
     
    Und jetzt, ihr Quirlakrobaten, verrate ich euch, wie es gemacht wird: Die Kartoffeln werden abgepellt und über das Reibeisen gestrichen. Dazu kommen Mehl, Salz, Eier, Zucker, Zitronenschale, Rosinen, Quark und Backpulver. Das Ganze wird mit sauberen Fingern zu einem freundlichen Teig geknetet. Aus diesem werden dann „Keulchen” geformt. Keulchen sind kreisrunde, handtellergroße und fingerdicke Scheiben. Diese werden schließlich in der Pfanne mit heißem Öl von beiden Seiten gebacken.
    Jede Seite etwa fünf Minuten. Man ißt sie warm und bestreut sie vorher mit Zucker.
    Ich schwör’s: Auch kalt sind sie ein wahrer Gaumenschmaus!
     

 Rezept Nr. 2
    Hottentottenblut
     
    Wir brauchen:
    1 große Kartoffel
    1 Prise Salz
    1 große Prise Pfeffer
    Tomatensaft
     
    Diesmal, meine Freunde, geht’s um ein Getränk, das es in sich hat, obwohl es von außen und innen so harmlos aussieht.
    Der Erfinder von Hottentottenblut war der Hottentottenhäuptling Akonakokakokona, von dem alle Feinde behaupteten, er neige zum Jähzorn und würde aus Wut sogar Pfeilspitzen verschlucken.
    Eines Tages nun erwartete Akonakokakokona den Häuptling des Nachbarstammes namens Sitimubatiti. Man wollte sich über die Verteilung von Jagdgründen einigen. Da Akonakokakokona sein ungezügeltes Temperament kannte, mixte er sich einen Beruhigungstrank. Er quetschte Tomaten aus, ließ Kartoffeln kochen und holte aus einem Versteck Pfeffer, den der Missionar bei seinem letzten Besuch vergessen hatte.
     
    Und ich, der Meisterdetektiv Balduin Pfiff, verrate euch, daß dieses Hottentottenblut nicht nur gegen Aufregung hilft, es beseitigt sogar Angst! Jawoll!! Und so einfach ist die Herstellung:
    Nehmt eine große Kartoffel, schält sie, schneidet sie in ganz kleine Würfel und kocht diese zusammen mit einer Prise Salz und zwei Prisen Pfeffer. Als Wassermenge empfehle ich nicht mehr als zwei Tassen. Sobald die Kartoffel restlos zerkocht ist, gießt ihr das Ganze in ein Trinkglas und wartet, bis es ausgekühlt ist. Dann füllt ihr das Glas — es muß mindestens ein Drittel sein — mit Tomatensaft auf. Umrühren und in kleinen Schlückchen austrinken.
    Ihr werdet sehen — nichts macht euch mehr Angst, und nichts regt euch mehr auf!
     

 Rezept Nr. 3
    Polenrache
     
    Wir brauchen:
    3 Pfund Kartoffeln
    200 Gramm geräuchterten Schweinebauch (gut durchwachsen)
    1 Eigelb
    1 Messerspitze Butter
    Salz
    Buttermilch
     
     
    Wer meinen Freund Tom Knall, den Flieger, kennt, der kennt auch Timothy Mclntosh und die Libelle. Und wer Timothy Mclntosh und die Libelle kennt, der kennt auch Paula Golinsky. Und wer Paula Golinsky kennt, der weiß, was „Stampfkartoffeln und Buttermilch”, genannt Polenrache, bedeutet.
    Und wer von alledem noch nichts gehört hat, dem werde ich jetzt verraten, was es damit auf sich hat. Paula Golinsky stammt aus Polen und ist nach dem Krieg mit ihrem Mann nach London gekommen. Vor einigen Jahren, nachdem sie Witwe geworden war, nahm sie eine Stellung als Haushälterin in der „Luftagentur Tom Knall & Co.” an, wo sie seither Tom Knall und Mclntosh mit einer guten Küche verwöhnt. Und dazu gehört auch die Polenrache. Natürlich gibt’s zur Polenrache auch eine Geschichte. Hier ist sie:
    Vor langer Zeit
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