Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Da haben wir den Glueckssalat

Da haben wir den Glueckssalat

Titel: Da haben wir den Glueckssalat
Autoren: Gemma Burgess
Vom Netzwerk:
ein großes Geheimnis gemacht wird und nach dem auch keiner fragt.
    » Guten Tag zusammen!«, ruft Lina fröhlich.
    Sie heben die Köpfe, lächeln kurz und unterhalten sich dann weiter, während Lina ihren Laptop hochfährt. Ich beuge mich darüber und versuche, einen hilfreichen Eindruck zu machen.
    » Kommen Sie mit«, sagt Lina.
    Ich folge ihr zum anderen Ende des Raumes, und sie stellt mich der versammelten Mannschaft vor. Ich versuche, mir die Namen einzuprägen, und gebe einem nach dem anderen die Hand. Ich konzentriere mich darauf, Blickkontakt herzustellen und sie mit einem aufrichtigen Lächeln und einem festen Händedruck zu begrüßen, den mein Vater mir beigebracht hat, sodass die Namen unweigerlich zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinausgehen. Die einzigen beiden, die ich mir merken kann, sind Mike, der CEO , der einen ungeduldigen und gereizten Eindruck macht, aber sehr freundliche braune Augen hat, und Judy, der Chief Investment Officer, die sehr kalte Hände hat.
    » Dann fange ich mal an, ja?«, sagt Lina.
    » Bitte«, sagt Mike. » Es war ein langer Tag.« Er richtet den Blick auf mich. » Nicht, dass wir nicht absolut gespannt wären, natürlich.«
    Natürlich, will ich antworten, mit einem strahlenden Lächeln, aber meine Stimme ist weg. Komplett weg, verschwunden. O Gott. Nicht jetzt.
    » Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich weiß, dass Sie alle schon seit heute Morgen um acht im Haus sind, aber ich denke, uns erwartet eine hochinteressante Stunde«, sagt Lina und geht wieder an das andere Ende des Konferenztisches. Dann sieht sie mich an und tippt auf einen Stuhl vor ihr.
    Ich gehe rasch an meinen Platz und setze mich. Dabei knalle ich mit dem Stuhl gegen den Tisch, und ich will » Sorry« sagen, aber meine Stimme ist immer noch weg. Dann spüre ich, wie mein Magen zu flattern beginnt, o Gott, nicht schon wieder eine Panikattacke…
    » Food Trucks sind mehr als nur ein Trend. Sie sind die Zukunft der Kleingastronomie…«, beginnt Lina.
    Ich klinke mich für einen Moment aus, da ich die Einleitung schon zweimal gehört habe, als Lina sie vorhin im Besprechungszimmer einstudierte, und über das meiste davon haben wir gestern im Chestnut gesprochen. Persönlich, warm, inspirierend, der neue Tante-Emma-Laden…
    Bitte, o bitte, lass mich meine Stimme wiederfinden, bitte, mach, dass ich mich nicht übergeben muss, bitte hilf mir, Lina und die Mädels nicht zu enttäuschen…
    Dann kommt Lina auf das SchlankMobil zu sprechen.
    » Mit einem Startkapital von ungefähr zehntausend Dollar ist es Pia gelungen, aus einem ausgeblichenen rosaroten Truck in nur sechs Wochen einen Verkaufsschlager zu machen. Sie bedient täglich tausendzweihundert Kunden, und sie ist nur an diese Grenze gestoßen, weil die Lagerkapazitäten im Wagen dermaßen ausgeschöpft sind, dass man weitere Vorräte mit einem Hubschrauber aus der Luft auf das Dach laden müsste…«
    Alle lachen, und ich öffne den Mund, um auch zu lachen, aber meine Stimme versteckt sich immer noch. Komm schon, Stimme, komm schon…
    » Aber ich möchte es Pia gern in ihren eigenen Worten erklären lassen. Pia?«
    Ich lächle und springe auf, mein Stuhl kippt um.
    » Ich hab ihn«, sagt Lina rasch. » Auf, auf.«
    Ich gehorche lächelnd, indem ich meinen Platz am Kopfende des Konferenztisches einnehme. Der Tisch erstreckt sich vor mir wie ein Footballfeld, unvorstellbar lang. Ich kann nicht so laut sprechen. Ich kann das nicht.
    » Na los, Pia«, sagt Lina ermutigend.
    Ich sehe sie verzweifelt an. Sie hat mir diese Chance ermöglicht, und ich werde sie enttäuschen.
    » Ich…«, beginne ich, aber es kommt nur ein leises, schüchternes Piepsen heraus.
    Im Saal herrscht Schweigen. Absolutes, schreckliches, den Magen umdrehendes Schweigen.
    » Sprechen Sie lauter!«, ruft Mike.
    O bitte, o bitte, bitte lass mich meine Stimme wiederfinden. Ich bin nicht so weit gekommen, um jetzt zu versagen. Und wenn Lina an mich glaubt und all meine Freundinnen an mich glauben, dann wird es Zeit, dass auch ich an mich glaube. Ich kann das. Ich kann das wirklich.
    » Mein Name ist Pia Keller, und ich bin zweiundzwanzig Jahre alt.«
    Ich sehe, dass Mike sich vorbeugt, um besser zu verstehen, und ich lächle und hebe meine Stimme, während ich aus meiner tiefsten Mitte heraus spreche, wie Lina mir geraten hat.
    » Ich habe vor ein paar Monaten mein Studium an der Brown University abgeschlossen, und mir wurde ziemlich schnell und schmerzhaft
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher