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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt
Autoren: P. D. Baccalario
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gar nicht zu seinem muskulösen Schwimmerkörper passte.
    Otto versuchte auszubrechen und trat kraftvoll in die Pedale, wich dabei den Zwillingen aus und quetschte sich dicht neben der Leitplanke hindurch.
    »Bleib hier, du Feigling!«
    »Willst du etwa abhauen?«
    Otto reichte es jetzt. Er beugte sich nach unten und tastete den Kettenschutz ab, wo ein winziger Knopf versteckt war. Nach der Rückkehr von seiner Reise in den hohen Norden hatte er eine kleine Veränderung an seinem Fahrrad vorgenommen: Direkt neben den Pedalen war eine kompakte Lumen-Batterie angebracht und mit der Gangschaltung verbunden. Mit einem Knopfdruck schaltete er sie an.
    Dann zeigte er auf den Helm eines der Zwillinge und sagte: »Sei vorsichtig! Nicht, dass du dir wehtust!«
    Mit einer halben Umdrehung der Kette brachte er die Pedale in Startposition und nahm eine Hand vom Lenker, um sich lässig zu verabschieden. »Bye-bye, Giulia!« Dann trat er einmal kräftig in die Pedale.
    Die Lumen-Batterie funktionierte wie ein Dynamo. Die Kette des alten Bianchi-Rads wurde von einer bläulichen Aura eingehüllt, mit einem donnernden Geräusch schoss Otto wie eine Rakete nach vorne, immer noch das coole Grinsen im Gesicht und die Hand lässig erhoben. Mit einem zweiten Pedaltritt legte er mindestens zwanzig Meter zwischen sich und die Mofas seiner Verfolger, und beim dritten hörte er sie nicht einmal mehr. Er stellte sich vor, wie sie kopfschüttelnd nebeneinander auf der Fahrbahn herumstanden und sich fragten, was da eigentlich gerade passiert war. Und vielleicht sagte Giulia zu ihrem Herkules mit der Piepsstimme: »Tja, der ist weg, mein Lieber.«
    Mit einem zufriedenen Lächeln bog Otto nach links ab, in eine der schmalen Straßen, die hoch in die Berge führten und die außer ihm kaum jemand kannte. Er schaltete die Lumen-Batterie wieder aus und bog in den Waldweg ein, der zu Tante Medeas Haus führte. Eine Viertelstunde später stellte er sein Rad im Hof ab. Das Garagenfenster war offen, sodass man die Schnauze des VW Käfers sehen konnte. Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel, es war heiß. Otto stieg die Steinstufen zur Eingangstür hoch und klingelte. Er musste einige Minuten warten. Als er auf die Uhr sah, stellte er fest, dass es genau eins war. Er war auf die Minute pünktlich.
    Die Tür öffnete sich.
    »Hi«, schnarrte eine metallische Stimme.
    »Hallo. Hübscher Hut!«
    Galeno hatte einen extravaganten hawaiianischen Strohhut auf dem Kopf. »Wie ein echter … Gentleman«, meinte er, in Erinnerung an die ersten Worte, die Otto ihm beigebracht hatte, als er ihn aus dem Museum in Florenz geholt hatte. »Gefällt er dir? Ich habe ihn im Internet gekauft.«
    »Neuigkeiten aus Cyboria?«
    »Im Augenblick nicht, mein Freund«, antwortete der Roboter und ging schnurstracks in die Küche. »Aber es ist nicht leicht für die beiden, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Und wie sagt doch das Sprichwort: Keine Nachrichten sind gute Nachrichten.«
    Otto setzte sich auf einen Hocker. »Hast du ihnen die Briefe mit unseren Informationen geschickt?«
    »Ja. Theo hat sie sicher schon gelesen, zusammengefasst und archiviert.«
    »Und?«
    »Nichts und, bis jetzt. Wir warten auf Antwort.«
    Otto dachte kurz an seine Eltern in der Villa Folgore, dann wanderten seine Gedanken weiter auf den Bahngleisen nach Paris und durch die Luft nach Norden, bis auf die Insel Cyboria, wo seine Tante Medea jedes Gebäude der Stadt untersuchte und die Forschungsergebnisse in einer wissenschaftlichen Studie dokumentierte, während Jago endlich in Ruhe malen konnte. Er fragte sich, was Theo machte, außer die Neue Stadt zu bewachen, Bücher für die Weiße Bibliothek zusammenzufassen und die Korrespondenz der Ausgesandten zu katalogisieren (in der Praxis waren das nur ihre Briefe). Dann lächelte er. Otto war froh, wieder zu Hause zu sein.
    »Hast du Neuigkeiten von den anderen Führern?«
    Wieder schüttelte Galeno den Kopf. »Nein, aber ich habe einen neuen Kontakt in New York, vielleicht befindet sich dort einer meiner Kollegen, den die Amerikaner mit einer Statue verwechselt haben. Und es gibt einen zweiten Führer, der als Vogelscheuche in der Nähe von Krakau steht. Aber … das sind bis jetzt alles nur Vermutungen.«
    Otto nickte. Cyboria hatte eine komplizierte Geschichte: Die über die ganze Welt verstreuten Führer; die Todesmaschinen, die während des Krieges zerstört worden waren; Elisabeth und ihr Sohn, die mit dem ersten Schiff abgereist waren, und Ettore
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