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Cut

Cut

Titel: Cut
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Petrolatum, eine Batterie und ein paar Drähte benutzt. Noch in zwei Metern Entfernung klingelten mir die Ohren von dem Feuerwerk, und für ein paar Sekunden musste ich mir den Weg durch Millionen winziger Blitze bahnen.
    Johnson lag reglos auf dem Bauch. Die Glock schussbereit in beiden Händen, ging ich vorsichtig zu ihm. Er war zwar ausgeknockt, atmete aber regelmäßig. Ich zog seine dicken Arme nach hinten. Die Handflächen waren versengt.
    «So dramatisch sollte es eigentlich nicht werden», sagte ich zu seinem schlaffen Körper, während ich ihm die Handschellen anlegte, einen Gürtel durchzog und dann um seine Taille wickelte. «Aber ich habe eben überhaupt keine Ahnung von Sprengstoffen.»
    Ich drehte Johnson auf den Rücken, hob seine riesigen Füße an und versuchte ihn wegzuziehen.
Verdammt
. Der Kerl wog mindestens hundertzwanzig Kilo und rührte sich nicht. Ich bin auf Zehenspitzen eins fünfundsechzig groß und wiege fünfzig Kilo. Nachdem ich ihn ungefähr zehn Zentimeter weit geschleift hatte, gab ich auf. Ich hätte über Handy die Polizei anrufen können, aber dort hätte man sich wochenlang über mich lustig gemacht.
    Ich ließ seine Beine fallen und stieß ihm den Lauf der Glock in die Rippen. «Na los, du Riesenbaby, aufwachen.»
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis seine Lider aufgingen und er geradeaus gucken konnte.
    «Hi», sagte ich fröhlich und leuchtete ihm mit der Taschenlampe in die blutunterlaufenen braunen Augen. «Erinnerst du dich an mich?»
    Er krümmte sich wütend und grunzte wie ein Tier, als er merkte, dass seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren.
    «So, willst du jetzt deinen fetten Arsch zum Wagen bewegen, oder soll ich die Bullen rufen?»
    «Und wer bist du, wenn du kein Bulle bist?»
    Gute Frage, dachte ich. «Sobald ich das herausgefunden habe, lasse ich’s dich wissen», sagte ich und stieß ihn erneut, damit er aufstand. Doch da er sich mit den Händen nicht abstützen konnte, hatte er Probleme. Ich stellte mich hinter ihn und zerrte ihn hoch.
    «Schon mal über eine Diät nachgedacht?»
    «Das gefällt dir doch, du Schlampe», lallte Johnson. Er schien ziemlich benebelt zu sein. «Du bist doch scharf auf Antonio. Gib’s doch zu.»
    Aber sicher. Ich steh auf vorbestrafte, fette Arschlöcher.
    «Okay, Fettsack. Dann machen wir beiden mal eine kleine Spritztour.»

3
    D as alte Sears-Roebuck-Gebäude ist ein Wahrzeichen Atlantas. Es wurde 1926 in sieben Monaten erbaut und wirkte mit dem martialischen Turm in der Mitte schon damals eher wie ein Gefängnis als wie ein Einkaufszentrum. Das Ungetüm aus verblichenen Ziegeln erstreckt sich über Tausende von Quadratmetern und erhebt sich neun Stockwerke über die Ponce De Leon Avenue am Rande der Innenstadt, wo man früher nicht zum Tanken anhalten konnte, ohne von Stadtstreichern angeschnorrt oder gar überfallen zu werden. Dann ist die Polizei eingezogen. Seit einigen Jahren steht auf dem Schild am Eingang CITY HALL EAST, es wird als Außenstelle des Rathauses benutzt und beherbergt zurzeit einen Teil unserer ständig wachsenden Bürokratie sowie mehrere Abteilungen von Atlantas riesigem Polizeiapparat. Aber das wird sich bald ändern. Der Bürgermeister hat einen Deal über vierzig Millionen Dollar mit einem Investor abgeschlossen, der behauptet, das Gebäude in ein paar Jahren zur neuen Topadresse der Stadt zu machen. Eigentumswohnungen, Ateliers und Restaurants sollen entstehen. So läuft es in Atlantas Innenstadt, die sich ständig wandelt und wo das Baugewerbe blüht. Die Umzugspläne der Stadt für die jetzigen Nutzer sind recht weit gediehen, aber niemand scheint Lust darauf zu haben, sein Büro zu räumen. Auf jeden Fall die Polizei nicht, wie ich aus erster Hand weiß.
    Etwas weiter östlich bildete sich vor der Suppenküche bereits eine Schlange. Den ganzen Monat über hatte das Thermometer bei Sonnenaufgang nicht unter 25   °C elsius angezeigt. Die Stadt litt unter einer für den Süden typischen Hitzewelle, doch die Obdachlosen stellten sich in warmen Jacken für das Frühstück an. Offenbar spürt man die Wärme nicht, wenn der Magen leer ist. Ich fragte mich, wie die neue Topadresse der Stadt mit den Stammgästen der Suppenküche zurechtkommen würde.
    Als ich mit Antonio Johnson ins Revier kam, sah ich, dass Lieutenant Aaron Rauser mich von seinem Büro im Morddezernat am anderen Ende des Ganges beobachtete. Johnson war mittlerweile wieder ganz munter und machte ein Mordstheater. Im Auto hatte er noch
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