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CUT

CUT

Titel: CUT
Autoren: Juan Santiago
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die Treppe in zwei Sätzen.
    „Ihr bleibt alle, wo Ihr seid“, ruft
Steven und folgt mir.
    Oben angekommen, führt Horst mich in ein
Bad. Dort liegt Tristan in der Badewanne. Sein Mund ist mit Paketband verklebt,
seine Hände und Füße sind mit Kabelbindern gefesselt. Er ist ziemlich
angekokelt, was daran liegen dürfte, dass ein Föhn in der Badewanne liegt.
Seine Augen sind weit aufgerissen - er ist tot. Ich halte Steven zurück, der
das Bad betreten will.
    „Das schaust Du Dir nicht an“, bestimme
ich.
    „Olaf, geh aus dem Weg“, fordert er mich auf.
    „Nein“, fauche ich ihn an und mache
Anstalten, ihn nötigenfalls gewaltsam am Betreten des Bades zu hindern, aber
Steven ist schneller als ich und schlüpft einfach unter meinem ausgestreckten
Arm durch.
    Dann schnappt er deutlich hörbar nach
Luft und lässt sich einfach zu Boden sinken.
    „Warum ich? Warum immer ich?“, flüstert
er leise. Ich beuge mich zu Steven und hebe ihn hoch, stütze ihn und bugsiere
ihn in Richtung seines Zimmers. Auf dem Weg dorthin kommt uns Trevor entgegen.
    „Geh in Dein Zimmer“, kommandiere ich.
Trevor scheint so erschrocken über den ungewohnten Ton, dass er mir gehorcht.
Auch Steven lässt sich widerstandslos abführen, während Horst telefoniert. Timo
schaut sich den Toten näher an und diskutiert leise mit Horst. Mir egal, ich
habe das dringende Bedürfnis, mich um Steven zu kümmern.  Vor allem sollte ich
ein paar Dinge von ihm erfahren, bevor ich die Ermittlungen an mich reiße.
     
    In seinem Zimmer schiebe ich Steven aufs
Bett und setze mich auf die Kante.
    „Wie geht’s Dir?“, frage ich mitfühlend.
    „Beschissen ist geprahlt“, antwortet
dieser leise.
    „Ich hab grad innerhalb von zwei Tagen
drei Freunde verloren... mittlerweile glaube ich nicht mehr an Unfälle.“
    „Ich auch nicht... Kabelbinder und
Paketband haben nichts mit gängigen Sexualpraktiken zu tun, bei denen man in
der Badewanne einen tödlichen Unfall erleiden kann. Mhm... was meintest Du eigentlich
mit 'warum immer ich?'„, frage ich.
    „Kleines Dejá-vù... erinnert mich an
früher“, erwidert er. Ich schaue ihn fragend an.
    „Wie wär’s mal zur Abwechslung mit der
ganzen Geschichte?“, schlage ich vor.
    „Da würden wir in vier Wochen noch
sitzen... die Zeit haben wir jetzt nicht“, erwidert er.
    „Dann bitte die Kurzfassung“, fordere ich
ihn auf. Ui, häng ich grad zu sehr den Bullen raus? Egal... im Moment.
    „Ach... da gab’s mal ne Mordserie in
Frankfurt... da sind immer wieder Kumpels von der Südseite verschwunden, die
dann in teilweise und in Einzelteilen wieder aufgetaucht sind... ganz
schlechtes Thema“, erklärt Steven.
    „Okay... wer hätte einen Grund, Dir so
was anzutun?“, hake ich nach.
    „Wer sagt denn, dass es dabei überhaupt
um mich geht?“, fragt mich Steven unwillig.
    „Niemand. Ich versuche nur
nachzuvollziehen, was geht. Ich lass Dich jetzt für einen Moment alleine,
derweil suchst Du mir bitte schon mal die Personalakten zu den drei Toten raus,
damit wir uns die gemeinsam anschauen können“, schlage ich vor.
    „Okay... schick Alex zu mir, er soll mir
was Starkes zu trinken mitbringen“, bittet Steven.
     
    Draußen auf dem Flur ist allerdings kein
Alex zu sehen. Dafür wartet Timo auf mich.
    „Wie geht’s ihm?“
    „Bescheiden... am Rand eines
Nervenzusammenbruchs, würde ich sagen. Kannst Du mir was Neues sagen?“
    „Ein bisschen. Der Typ hat sich ziemlich
gewehrt, ist am Stromschlag gestorben, und da ist was, das Dir überhaupt nicht
gefallen wird“, deutet Timo mir an.
    „Was denn?“, frage ich.
    „Der Strom war aus, der lag in der Wanne
und der Fön neben ihm. Als Du den Strom wieder eingeschaltet hast, hat’s ihn
das erste Mal gebrutzelt. Da hat er allerdings noch gelebt, denke ich. Wirklich
erwischt hat es ihn erst bei Deinem zweiten Versuch. Genau sagen kann ich das
allerdings erst im Obduktionsbericht“. Ich schüttele mich, als hätte ich einen
Schlag vor den Kopf bekommen. Shit! Aber wer konnte das ahnen?
    „Steven will was Hochprozentiges...
bringst Du's ihm?“, bitte ich.
    „Ich geh mal zu Horst.“
     
    Dieser schaut mehr als nachdenklich aus.
Horst sitzt auf der Klobrille und scheint irgendwas an den Fingern 
auszurechnen.
    „So eine verdammte Scheiße“, fluche ich
leise. Kollege Brüller schaut auf.
„Die Kollegen sind auf dem Weg. Hast Du was rausgekriegt?“, fragt er mich.
    „Nicht viel, Steven steht wohl unter
Schock. Timo sagt, es ist ein sauberer
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