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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross
Autoren: Baumhaus
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Neuankömmlings wie Marlena zu sehen. Manche Schüler tragen Cowboyhüte und Stiefel, andere Sachen von Gap, Levi’s oder Target oder auch Selbstgenähtes. So schlimm ist es gar nicht, findet sie.
    Als Nico die Schule betritt, muss Kendall lächeln. Sie ist stolz darauf, dass er Krankenpfleger werden will. Seit sie klein waren, hat er Katzen und Farmtiere verarztet. Die anderen Jungen wie Brandon sind einfach blöd, wenn sie sich darüber lustig machen.
    Die Schule beginnt. Ms Hinkler verteilt Texte und Aufgaben an die oberen Klassen und verbringt dann die meiste Zeit mit den Achtklässlern, damit diese sich an sie gewöhnen und lernen, wie es in der Schule läuft.
    Im Teil der Zwölftklässler schlafen Brandon und Travis. Eli Greenwood liest eine Zeit lang, dann fängt er an, mit dem Bein zu zappeln und den Rand seines Englischbuches vollzukritzeln. Jacián löst Trigonometrieaufgaben auf einem Zettel, um sich anschließend auf seinem Stuhl zurücksinken zu lassen und mit dem Finger die Kritzeleien auf seinem Tisch nachzumalen. Nico stützt den Kopf auf einen Arm und legt den anderen neben sein offenes Physikbuch. Seine Augen fallen zu. Kendall tut so, als würde sie lesen, träumt aber vom Broadway.
    Schauspielern hat etwas, das Kendalls überaktive Fantasie beruhigt. Es ist, als ob die Konzentration, die die Schauspielerei benötigt, die Aufmerksamkeit von den endlosen Gedankenschleifen ablenkt, die ihr gelegentlich irrationales Verhalten lenken. Und das will sie – sie will Entlastung.
    Kontrolle über ihre Liste von Besessenheiten und Zwänge. Vielleicht kann sie im Winter bei einem anderen Stück mitspielen, wenn sie mit dem Fußball und den Kartoffeln fertig ist. Vielleicht.
    Marlena sieht aus der Abteilung der Neuntklässler zu ihr herüber und lächelt.
    Mittags gehen alle nach draußen zum Essen oder zu den Toiletten. Diejenigen, die in der Nähe wohnen, gehen zum Essen sogar gelegentlich nach Hause. Nico und Kendall wohnen ein Stück zu weit weg, als dass sich das lohnen würde.
    »Schon gelangweilt?« Kendall liegt auf dem Rücken neben Nico im Gras. Es ist ein wunderschöner Tag, nur ein paar Wolken und fast 25 Grad warm.
    Nico zeigt keine Reaktion, und Kendall piekt ihn in die Rippen.
    »Hmm?«
    »Ich habe dich gefragt, ob du dich schon langweilst. In der Schule.«
    Mit sichtbarer Anstrengung reißt sich Nico aus seinen Gedanken. »Oh, nein. Ich glaube, ich mag Physik.«
    »Ich wünschte, wir hätten mehr Möglichkeiten. Du weißt schon. Töpfern. Theater.«
    Nico rollt sich auf die Seite und sieht Kendall an. Berührt ihre Wange. »Ich auch. Für dich. Immer noch keine Post?«
    »Nein.«
    »Gut.« Nico lässt sich wieder zurückfallen. »Ich will nicht, dass du gehst.«
    Lachend boxt Kendall ihn in die Schulter. »Hör auf! Du wirst die Juilliard noch verhexen!«
    »Ich weiß. Tut mir leid. New York ist einfach so verdammt weit weg. Seit du geboren wurdest, war ich nie auch nur eine ganze Woche von dir getrennt.«
    »Na, vielleicht solltest du dir überlegen, ob du nicht auch ein wenig weiter weggehst. Warum musst du denn hier in der Nähe bleiben?«
    Nico zuckt zusammen. »Du hast recht.«
    »Natürlich habe ich recht.« Sie setzt sich auf, schließt die Augen und seufzt. »Aber die Wahrheit ist, dass ich nicht an die Juilliard gehen werde, und das wissen wir beide. Am Samstag sehe ich mir mit dir zusammen die State an.«
    Nico grinst. »Super.«
    Zurück im Klassenzimmer ist Nico allerdings schon wieder abgelenkt. Mit halb geschlossenen Augen legt er den Kopf auf sein Pult.
    Als Ms Hinkler gerade mit den Neuntklässlern beschäftigt ist, stößt Kendall ihn an. »Alles in Ordnung?«
    Langsam wendet sich Nico zu Kendall, doch sein Blick ist abwesend.
    »Alles bestens«, sagt er. Er sieht wieder nach vorne und lässt die Finger am Rand seines Tisches entlanggleiten.
    »Du benimmst dich echt komisch.«
    »Pssst« Nico schüttelt abwesend den Kopf und sagt nichts mehr. Stattdessen legt er seinen Kopf wieder auf das Pult und schließt die Augen.
    Beim Fußballtraining nimmt der Trainer das Team hart ran. Sie müssen laufen und gegeneinander sprinten. Es ist anstrengend, aber Kendall genießt es. Es beschäftigt sie. Doch während sie läuft, muss sie an etwas denken, das Jacián gestern zu ihr gesagt hat. In Gedanken wiederholt sie den Satz, eine Silbe bei jedem Schritt.
    Geh mir halt aus dem Weg, wenn du nichts abkriegen willst.
    Hat er das auch zu Tiffany Quinn gesagt, bevor er sie umgebracht hat?
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