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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross
Autoren: Baumhaus
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wieder an.
    »Und was hat dein Bruder für ein Problem?«, erkundigt sich Kendall.
    Fragend zieht Marlena eine Augenbraue hoch. »Wie meinst du das?«
    »Er ist nicht gerade freundlich und redet kein Wort.«
    »Ach so, das. Er ist nur wütend«, erklärt Marlena. Sie senkt die Stimme, obwohl außer ihnen keiner da ist. »Er will eigentlich nicht hier sein.«
    »Warum nicht?«
    Marlena zuckt mit den Schultern. »Er musste für das letzte Schuljahr von all seinen Freunden wegziehen. Auch von seiner Freundin, mit der er jetzt eine Fernbeziehung führen will. Und als wir hergekommen sind … Na, das weißt du ja bestimmt.«
    »Was weiß ich?«
    »Dass der Sheriff zu uns gekommen ist. Gleich als wir eingezogen sind. Hast du das nicht mitbekommen? Hier scheint doch jeder zu wissen, was der andere macht.«
    Kendall schüttelt den Kopf. »Ich weiß von nichts. Ich habe den ganzen Sommer lang jeden Tag zwölf Stunden auf einem Traktor in Isolationshaft gesessen. Was ist denn passiert?«
    Marlena zieht ein Kosmetiktäschchen aus ihrem Rucksack und trägt Eyeliner auf. »Nun ja, wir sind im Mai hierhergezogen, direkt nachdem unser Schuljahr in Arizona zu Ende war. Kurz bevor diese Tiffany verschwunden ist. Sheriff Greenwood und die Polizei dachten vielleicht, dass Jacián etwas damit zu tun haben könnte.«
    Kendall reißt die Augen auf. Ihr Herz setzt einen Moment aus, und die irrationale Furcht steigt wieder in ihr auf.
    »Oh …« Die Worte bleiben ihr in der Kehle stecken, und die schlimmen Gedanken beginnen zu kreisen.
    »Natürlich hat er das nicht. Und nach einer Weile hat der Sheriff aufgehört, ihn zu belästigen.« Stirnrunzelnd trägt Marlena Lipgloss auf. »Jacián war allerdings richtig genervt und hat den Sheriff einen Rassisten genannt.«
    Kendall muss schlucken. »Und … warum seid ihr überhaupt hierhergezogen?«
    »Wegen meines Großvaters.« Sie steckt den Deckel auf den Lipgloss und kramt in ihrer Kosmetiktasche. »Er wird alt, und seine Geschäfte laufen nicht sehr gut. Er kommt mit der neuen Technologie nicht klar und nutzt immer noch Pferde, um das Vieh zusammenzutreiben. Ist das zu fassen? Meine Eltern haben sich entschlossen, herzukommen und die Sache in die Hand zu nehmen. Die Familie bedeutet ihnen viel. Uns allen.« Marlena dreht sich zu Kendall um. »Hey, alles in Ordnung mit dir?«
    Kendall hört auf, Marlena anzustarren, dreht den Wasserhahn auf und wäscht sich die Hände, damit sie stattdessen auf das Wasser starren kann. »Warte mal … Wer ist denn dein Großvater? Ich kenne hier keine Obregons.«
    »Es ist der Vater meiner Mutter. Hector Morales. Wohnt eine Meile weiter an der RR-4.«
    »Oh, Hectors Ranch!« Kendall lacht. »Alle lieben ihn! Wir kaufen jede Menge Sachen bei ihm – Milch und Fleisch. Ich wusste nicht, dass er Schwierigkeiten hat.« Aus irgendeinem Grund hat Kendall weniger Angst, jetzt wo sie weiß, dass Marlena und Jacián mit Hector verwandt sind.
    »Meine Mutter sagt, es sei nicht so schlimm. Er kann nur nicht so viel Fleisch liefern wie früher, und im Winter hat er wohl etwas Vieh verloren. Außerdem ist er viel zu dickköpfig, um sich Hilfe zu holen, deshalb sind ihm wohl einige Geschäfte durch die Lappen gegangen. Wir werden versuchen, das wieder zu ändern.«
    »Wir werden jedenfalls weiterhin bei euch einkaufen, da bin ich sicher. Und es ist cool, dass man reiten kann. Er hat einen tollen Stall. Wenn du willst, kannst du sogar zur Schule reiten. An der Seite gibt es einen Pfosten, wo du dein Pferd anbinden kannst.«
    »Echt jetzt?« Marlena grinst und nimmt ihren Rucksack. »Dieser Ort ist echt altmodisch. Zu Hause sind wir auch geritten, aber nur so zum Spaß. Es liegt uns im Blut, glaube ich. Aber bald stellen wir Großvater auf Allradantrieb um.«
    Plötzlich hämmert jemand draußen an die Wand, und sie erschrickt.
    »Das ist wahrscheinlich Nico«, sagt Kendall und greift nach ihrer Tasche. »Schön, dich kennenzulernen.«
    Marlena lächelt. »Lass dich nicht von meinem Bruder ärgern. Er ist im Augenblick einfach auf alles wütend.«
    »Aha«, sagt Kendall nur. Sie stößt die Tür auf und steht direkt vor Jacián Obregon.
    Finster starrt er sie an.
    Sie starrt zurück, aber ihr Magen verkrampft sich.
    »Du hast mich gefoult«, stellt sie fest.
    Erst sagt er gar nichts. Dann spricht er, und seine Stimme ist tiefer, als sie es erwartet hat.
    »Geh mir halt aus dem Weg, wenn du nichts abkriegen willst.«
    Dann ignoriert er Kendall und schaut an ihr vorbei zu
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