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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross
Autoren: Baumhaus
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Marlena.
    »Komm, Lena«, sagt er scharf, dreht sich um und geht zum Parkplatz.
    Marlena lächelt Kendall entschuldigend an und läuft ihm hinterher.
    »Wir sehen uns morgen!«, ruft sie noch.
    Kendall winkt ihr halbherzig nach, als Nico auch schon kommt. »So ein Blödmann«, sagt sie.
    Nico nickt. »Ja, stimmt.«
    Lächelnd läuft Kendall los. »Lass uns gehen. Ich habe noch Arbeit vor mir und die Hausaufgaben. Aber es hat gutgetan, mal wieder zu spielen, oder?«
    »Es war großartig. Hast du dir wehgetan?«
    »Nein. Das werde ich schon aushalten …« Sie bricht ab.
    »Was ist?«
    Kendall sieht nervös über ihre Schulter, als sie über die Straße gehen und die Abkürzung über ein Haferfeld einschlagen.
    »Marlena hat erzählt, dass sie kurz vor Tiffanys Verschwinden hierhergezogen sind und dass Elis Dad vermutet hat, dass Jacián etwas damit zu tun hat.«
    »Was? Das ist doch verrückt!«
    »Ist es das? Ich meine, können wir da sicher sein? Er ist gemein. Vielleicht ist er ja auch gestört.«
    »Kendall!«
    »Im Ernst. Was ist, wenn er sie im Wald gefesselt hat? Oder sie in kleine Stücke gehackt hat …«
    »Kendall, hör auf! Das ist lächerlich!«
    Doch sie ist nicht überzeugt.
    Sie gehen schweigend nebeneinander her, bis sie genau zwischen den Farmen ihrer beider Familien angekommen sind – sie liegen sich an der Straße gegenüber. Einen Augenblick lang bleiben sie mitten auf der Straße voreinander stehen und halten sich an den Händen. Dann neigt sich Nico vor und küsst sie sanft.
    »Arbeite nicht so schwer«, sagt er.
    »Du auch nicht. Rufst du mich um elf an?«
    »Wie immer.«
    Kendall lächelt. Sie lösen sich voneinander und gehen in entgegengesetzten Richtungen ihre langen Auffahrten hoch.

4
    Zu Hause wirft Kendall ihren Rucksack auf den großen Eichentisch in der Küche. »Hi Mum!«, trällert sie und küsst sie auf die Wange.
    »Wie war dein erster Tag?«
    Mrs Fletcher steht an der Spüle und wässert ihren Kräutergarten. Sie ist groß und dunkelhaarig wie Kendall, trägt Capri-Hosen und ein rotkariertes, kurzärmeliges Hemd, das sie an der Taille zusammengeknotet hat.
    »Gut.«
    »War es schlimm ohne Tiffany?«
    »Ja, schon ein wenig. Es ist allen aufgefallen, aber niemand hat etwas gesagt – genauso hatte ich es mir vorgestellt.«
    »Wie geht es mit deinen Zwängen? Ist es ein wenig besser, jetzt, wo der Schulalltag wieder beginnt?«
    Kendall bricht sich ein Stück von einem Vollkornmuffin ab und steckt es sich in den Mund.
    »Viel besser. Scheiße, habe ich Hunger.«
    »Liebling! Achte bitte auf deine Ausdrücke!«
    »Tut mir leid. Mann, habe ich Hunger. Besser?«
    »Ja.« Kendalls Mutter nickt zufrieden. »Was gibt es sonst noch Neues? Hast du Hectors Enkel kennengelernt?«
    Kendall neigt den Kopf. »Du kennst sie?«
    »Sie sind schon ein paar Monate hier.«
    »Warum erfahre ich das als Letzte?«
    »Ich wusste nicht, dass du das nicht weißt. Das Mädchen hat den ganzen Sommer an ihrem Stand auf dem Markt gesessen. Eine bemerkenswerte junge Frau.«
    »Nun, ich habe den ganzen Sommer auf diesem beschissenen Traktor verbracht und zugesehen, wie meine Beinmuskulatur sich in Luft auflöst. Ich bin ganz wackelig auf den Beinen.«
    »Kendall!«
    »’tschuldigung. Ich habe mir die Farmersprache wieder angewöhnt. Vielleicht solltest du mich nicht so viel mit den ganzen Fluchern arbeiten lassen.«
    Mrs Fletcher versucht offenbar, sich ein Grinsen zu verkneifen. »Ich weiß. Aber die Arbeit tut dir gut. So etwas bildet den Charakter.«
    Kendall verdreht die Augen und nimmt den Milchkrug aus dem Kühlschrank. Frisch wie sonst was von der Hector-Farm , steht darauf. Wie könnte man Hector nicht lieben? Sie gießt die Milch in ein riesiges Glas, trinkt es in einem Zug leer und knallt es dann auf den Küchentresen. »Ist Post gekommen?«
    »Nicht von der Juilliard.«
    Enttäuscht rümpft Kendall die Nase. »Na gut. Also, was muss gemacht werden, bevor ich mit dem Tanzen anfangen kann?«
    »Dad sieht heute auf dem Südwestfeld nach, wann wir ernten können. Er will, dass du hinauskommst, damit er dir zeigen kann, wie er das macht. Dann gibt es Abendessen und dann die Hausaufgaben. Dann kannst du üben.«
    »Riesenseufzer, Mum«, nörgelt Kendall. »Ich bin Kartoffeln so leid, dass ich schreien könnte.«
    »Noch sechs Wochen, dann ist es so gut wie vorbei.«
    Kendall beginnt zum Feld zu joggen, doch die Milch schwappt in ihrem Magen und ihre Oberschenkel brennen vom Fußballtraining, und sie
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