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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross
Autoren: Baumhaus
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gutem Wetter sitzen die beiden Männer am frühen Abend oft zusammen, obwohl sie sich nie unterhalten. Der alte Mr Greenwood schaut grimmig, doch Hector strahlt, als er Kendall sieht.
    »Kendall!«, begrüßt er sie. »Komm doch mal her, bitte!«
    Kendall geht zu ihnen.
    »Ja, Sir?«
    »Du bist Marlena in der Schule eine gute Freundin. Vielen Dank dafür.«
    Kendall lächelt. Hector ist so ein feinfühliger Mensch, einfach nett. Sie fragt sich, wie ein Kind von ihm jemanden wie Jacián hervorbringen konnte. »Marlena ist super. Und sie spielt richtig gut Fußball.«
    »Und Jacián ist unser Fußballchampion«, erklärt Hector stolz und kichert.
    »Ja«, bestätigt Kendall und versucht, begeistert zu klingen. »Ja, er hat wirklich Talent.«
    »Er braucht auch Freunde«, sagt Hector ein wenig sanfter, aber irgendwie bestimmt. »Jeder braucht Freunde.« Er wirft Mr Greenwood einen Blick zu, woraufhin dieser unbehaglich auf seinem Stuhl herumrutscht. »Du bist ein gutes Mädchen. Gib ihm eine Chance, ja?«
    »Okay«, antwortet Kendall. Was soll sie auch sonst sagen? »Ich versuche es.« Und bevor sie es verhindern kann, fügt sie hinzu: »Aber er sollte den anderen auch eine Chance geben.«
    Hector sieht Kendall nachdenklich an und legt dabei den Finger an die Lippen.
    »Da stimme ich dir zu, Kendall. Für einen so jungen Menschen bist du sehr klug. Ich danke dir.«
    Kendall muss unwillkürlich lächeln. Sie nimmt seine Hand und drückt sie. »Schön, Sie zu sehen.«
    Sie geht in den Laden und streift durch die Regale, um sich die Auslage anzusehen. Dabei denkt sie an Nico und fragt sich, was mit ihm los ist.
    Schließlich bezahlt sie und macht sich auf den Heimweg. Alle dreißig Schritte sieht sie sich um. Wenn sie alleine läuft, muss sie immer an Tiffany Quinn denken.
    Kendall erledigt ihre Arbeit und die Hausaufgaben und denkt deprimiert an Nico. Aber sie ist froh, auf dem Weg nach Bozeman am nächsten Tag die Chance zu haben, mit ihm darüber zu reden. Ihre Eltern sagen Gute Nacht und gehen zu Bett. Um halb elf, während sie sich Musikvideos anschaut, schläft Kendall auf dem Sofa ein.

Wir
    Du legst deine Wange an die Unsere und flüsterst: »Wer seid ihr?« Wir spüren dein Herz, deinen schnellen Atem. Dein pulsierendes Blut. Ja, Wir hören dich. Und Wir wissen, was zu tun ist. Beruhigen. Anlocken. Verführen. Fangen, oh ja. Wir fangen dich ein. Wir hatten dich schon bei der ersten Berührung.
    Komm zurück heute Nacht!
Rette mich!
Sag nichts!

7
    Kendall wacht auf, als es an der Tür läutet. Einmal, zweimal. Die Sonne strahlt durch die Wohnzimmervorhänge herein – sie hat die ganze Nacht auf der Couch geschlafen.
    Mist , denkt sie. Verschlafen. Heute Bozeman.
    Im Schlafanzug geht sie an die Tür.
    Es ist nicht Nico.
    Es ist Jacián. Mit einem Paket Fleisch.
    »Lieferung«, erklärt er. Er trägt eine dunkle Sonnenbrille, sodass Kendall seine Augen nicht sehen kann. Ängstlich wie eine Fünftklässlerin spielt sie mit den Knöpfen an ihrem Pyjama.
    »Oh.« Sie tritt beiseite, als er die Kiste hereinbringt. Sie überlegt kurz, ob sie Mundgeruch hat. Bei jedem anderen an der Tür würde ihr das wahrscheinlich etwas ausmachen.
    »Kühltruhe?« Er verlagert das Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
    »Unten … hier entlang.« Kendall fährt sich mit den Fingern durch die wirren Haare und führt ihn die Kellertreppe hinunter. Hier unten ist es kühl, und es riecht nach Erde und Regen. Sie öffnet die Tür vom Gefrierschrank und rückt die Maisdosen zurecht, die sie im letzten Monat gemeinsam mit ihrer Mutter zubereitet und eingefroren hat. Sie stellt sie in ordentlich aufgestapelte Reihen.
    »Das ist schwer«, bemerkt Jacián.
    Kendall hält inne.
    »Oh … Stell es einfach ab. Ich mach das schon.«
    Er stellt die Kiste ab und läuft, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf.
    »Da ist noch eine Kiste«, ruft er ihr noch zu.
    »Hoffentlich«, antwortet Kendall. »Das wäre sonst eine ziemlich kleine Kuh. Eine von diesen Zwerg-Kühen.« Niemand hört sie.
    Kurze Zeit später ist Jacián zurück. Er schiebt sich die Sonnenbrille auf den Kopf und beginnt, die Kisten auszupacken. Kendall stellt sich vor den Gefrierschrank, um ihn am Einräumen zu hindern.
    »Schon gut, wirklich, ich schaffe das alleine.«
    »Mein Großvater hat gesagt, ich soll das machen«, antwortet er. »Das gehört zum Service von Hectors Ranch.« Kendall hört die Ironie in seiner Stimme und muss an ihr Gespräch mit Hector
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