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Cryer's Cross

Cryer's Cross

Titel: Cryer's Cross
Autoren: Baumhaus
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denken.
    »Das ist wirklich nicht nötig.« Kendall fühlt sich für die Ordnung verantwortlich und will, dass es richtig gemacht wird.
    »Du machst das sowieso falsch. Leg alle Steaks zusammen, alle Hamburger, alle Braten. Nicht nach Größe und Form, sondern nach Kategorie, sonst weiß man nie, wie viel von einer Sorte noch übrig ist.«
    Kendall hält inne, richtet sich kerzengerade auf und funkelt ihn an, eine Hand in die Hüfte gestemmt und in der anderen ein Kilo tiefgefrorenes Hamburgerfleisch.
    »Versuchs mit deiner seltsamen Männerlogik doch bitte im nächsten Haushalt. Auf Wiedersehen.«
    Er starrt zurück und bleibt stehen. Sein Kiefer bewegt sich, als wolle er etwas sagen.
    Kendall muss an Tiffany Quinn denken. Sie wirft einen Blick in die Gefriertruhe und stellt sich vor, sie sei voller zerhackter, entführter Mädchen. Sie blickt wieder zu Jacián, dessen schwarze Augen wütend funkeln. Eine Welle irrationaler Angst schießt ihr durch die Brust, doch sie versucht, sie nicht zu zeigen. Sie ist allein mit einem Entführer im Keller, und sonst ist niemand zu Hause.
    »Geh. Bitte.«
    Jaciáns Augen verengen sich, doch dann entspannt er sich.
    »Wie du willst.«
    Er macht auf dem Absatz kehrt und geht die Treppe hinauf. Kendall hört seine Schritte und das Klicken der Haustür.
    Nervös blickt sie sich um, während sie das Fleisch in die Truhe räumt. Nach Form und Größe sortiert. Nur so will sie es haben.
    Sie springt schnell unter die Dusche und macht sich fertig. Sie wartet. Kurz vor Mittag ist Nico noch immer nicht aufgetaucht. Kendall ruft ihn zu Hause an, doch sein Anschluss ist besetzt. Sie legt auf und wählt stattdessen die Nummer seiner Eltern. Mrs Cruz nimmt ab.
    »Hi Mrs Cruz. Ist Nico da?«
    »Kendall! Nein, ich habe ihn heute Morgen noch nicht gesehen. Soll ich ihm etwas ausrichten?«
    »Hm.« Kendall überlegt. »Wir wollten heute eigentlich nach Bozeman. Vielleicht können Sie ihn wecken?«
    »Mach ich. Er ruft gleich zurück!«
    »Danke.«
    »Bis dann, Liebes.«
    »Bis dann, Mrs Cruz.«
    Kendall legt auf und schaltet den Fernseher ein. Der Nachrichtensprecher berichtet schon wieder von einer sechzehnjährigen Serienmörderin in Brasilien – das Mädchen hat zwölf Menschen getötet. Wow. Das muss sie Nico erzählen. Dagegen wirkt Jacián der Teenager-Entführer ja richtig harmlos.
    Nach zwanzig Minuten wird Kendall ein wenig unruhig, weil Nico sich immer noch nicht gemeldet hat. Gerade, als sie wieder zum Telefon greift, klingelt es.
    Es ist Nicos Mutter.
    »Kendall«, sagt sie nervös. »Nico ist nicht zu Hause. Sein Bett ist gemacht, aber er hat keine Nachricht hinterlassen.«
    Kendalls Magen macht einen Sprung, und sie braucht einen Moment, um wieder klar denken zu können. »Ist sein Auto weg?«
    »Ja.«
    »Okay. Das ist doch gut, oder? Wahrscheinlich ist er irgendwo draußen.« Kendalls Zunge ist wie betäubt. Sie schluckt schwer. Atmet.
    »Ja, wahrscheinlich.« Mrs Cruz lacht nervös.
    »Vielleicht ist er ohne mich nach Bozeman gefahren«, flüstert Kendall.

8
    Sie finden den Wagen. Er ist nicht in Bozeman. Er steht vor der Schule.
    Nico ist nicht da.
    Nach einer kurzen und erfolglosen Suche in der Stadt und auf dem Schulgelände rufen Nicos Eltern alle möglichen Leute an, um zu fragen, ob sie ihn gesehen haben.
    Es gibt keine Spur von Nico Cruz.
    Der Motor von Nicos Wagen ist kalt, und Sheriff Greenwood kann keinerlei Anhaltspunkte finden. Nicht im Wagen, und auch nicht in der Schule. Dennoch sperrt die Polizei vorsichtshalber alles mit Flatterband ab. Nach dem, was mit Tiffany Quinn passiert ist, kann man bei einem vermissten Jugendlichen nicht vorsichtig genug sein. Alle sind nervös.
    Als Kendall die Nachricht von dem gefundenen Auto erreicht, rennt sie die Meile von zu Hause bis zur Schule. Das Auto wirkt verloren trotz der Menschenmenge, die sich bereits eingefunden hat. Sie keucht, sinkt auf die Knie und ringt nach Atem. Die Leute drängen sich an ihr vorbei, um das Auto zu sehen und die Schule … als ob es dort etwas zu sehen gäbe. Aber da ist nichts. Nur ein Auto. Ein Gebäude. Gelbes Flatterband.
    »Wahrscheinlich geht es ihm gut«, sagt jemand. »Vielleicht übertreiben wir alle. Er ist ja fast ein erwachsener Mann. Vielleicht ist er nur wandern gegangen.«
    »Vielleicht ist er in den Wald gegangen zum Jagen.«
    »Vielleicht hatte er kein Benzin mehr und hat den Wagen deshalb hier abgestellt.«
    »Ja, man sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
    Aber da ist auch
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