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CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition)

CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition)

Titel: CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition)
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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heiraten will.«
    Dann sank Martins Kinn auf seine Brust herab, der Arm wurde schlaff und die Hand klatschte auf die Steinbank, auf der er gefesselt war. Jakob atmete schwer. Remo tat es ihm gleich. Und dann kamen die Tränen.

Angestrengt lauschte sie auf jedes Geräusch. Dabei kauerte sie im dunklen Nirgendwo. Die Zeit, bis sie Madlen endlich fortbrachten ... unendlich lange. Die Schleifgeräusche, die Schritte ... fast hätte sie eine Melodie gesummt. Aber ihr Überlebensinstinkt hielt sie in letzter Sekunde davon ab. Und nun nahm sie alle Geräusche in sich auf, die ihr die Nacht zutrug, und analysierte sie.
    Wind. Tiere. Zerbrechende Äste. Knistern. Atmen. Das war sie selbst. Oder? Sie würde schreien, wild schreien und um sich schlagen, wenn plötzlich jemand an ihrem Ohr atmete. Jemand, der nicht sie selbst war. Heißer, fremder Atem auf ihrer Haut. Ja, das konnte reichen, dass sie den Verstand verlor. Wenn das nicht schon längst geschehen war. Wusste man überhaupt selbst etwas davon, wenn man verrückt wurde?
    Franka konzentrierte sich. Sie durfte sich nicht ablenken lassen, nicht zu lange hier bleiben. Jede Minute zählte. Vielleicht brachten sie Madlen fort und kamen dann zurück, um nach ihr zu suchen. Und wenn sie dann noch hier saß ...
    Vielleicht sind sie längst zurück. Sie stehen im Kreis um mich. Schweigend. Sie warten, dass ich mich zeige, mich durch ein Geräusch verrate.
    Franka fühlte, dass ihr Fuß kribbelte. Es war höchste Zeit. Früher oder später würde das Dorf sie finden, wenn sie jetzt nichts unternahm. Remo. Er konnte noch leben. Es war möglich. Sie hatten Martin niedergeschlagen, nicht sofort getötet. Für Remo musste sie fliehen und überleben. Sonst war er mit ihr verloren. Sie dachte nach. Die Dörfler waren den Geräuschen nach alle in derselben Richtung verschwunden. Mit Madlen. Wenn sie selbst sich nun in die entgegengesetzte Richtung bewegte, konnte sie vielleicht genug Raum schaffen, einen Vorsprung. Sie brauchte Zeit, um über die Mauer zu klettern. Und lautlos konnte sie das auch nicht tun.
    Sie richtete sich auf, langsam, kaum atmend, jeden Moment darauf gefasst, dass jemand im Dunkeln nach ihr griff. Aber nichts geschah. Franka schlich los, hielt auf die Mauer zu. Sie brauchte eine Orientierung, etwas zum Entlanghangeln. Fahles Mondlicht fiel durch die Zweige und Franka richtete sich danach und lief möglichst dort, wo die bläulichen Schimmer den Boden wenigstens etwas beleuchteten. Ansonsten tappte sie blind vorwärts, die Augen weit geöffnet, um jeden winzigen Lichtstrahl zu nutzen. Wie lange sie unterwegs war, konnte sie nicht sagen. Minuten vielleicht. Eine halbe Stunde. Die Zeit bedeutete nichts mehr, sie hätte kein Geld darauf wetten können, seit wann sie hier herumkrauchte. Irgendwann musste sie auf die Mauer oder das Ende des Waldes stoßen.
    Franka beschleunigte ihre Schritte. Ihre Nerven, die hielten das nicht mehr aus. Überall dieses Rascheln, das Schleifen, das Knacken. Es war unmöglich zu unterscheiden, ob es ihre eigenen oder fremde Schritte waren, die ihr zielstrebig folgten. Liefen, wenn sie lief, verharrten, wenn sie innehielt. Diese Verrückten konnten überall sein. Vielleicht jagten sie sie bereits. Dass sie zu zweit geflohen waren, wussten sie. Also warum suchten sie dann nicht mit Hundertschaften nach ihr? Wo waren diese Dreckskerle? Franka lief noch schneller, fast rannte sie. Es war schier unmöglich, dass die Dörfler sie entkommen ließen, dass sie sich mit Madlen zufrieden gaben. Oder? Waren sie dumm oder gerissen? Taten sie das zum ersten Mal oder hatten sie Routine? Lauter Fragen und sie konnte nichts tun als Laufen ...
    Franka stieg über ein Gesträuch und wäre fast hingefallen. Hier kam kaum noch Mondlicht an, sie konnte die Hand vor Augen nicht sehen.
    Die Mauer!
    Franka stieß ein leises Wimmern aus. Sie hatte die Mauer gefunden! Deshalb drang das fahle Licht nicht mehr bis zu ihr durch die Bäume, denn die massive Steinmauer ragte schwarz vor ihr in den Himmel. Mit zitternden Händen tastete sie sich vorwärts, bis sie den kalten, bemoosten Stein fühlte. Jetzt musste sie es nur noch nach oben schaffen. Und wieder runter. Aber darüber konnte sie sich gleich Gedanken machen. Hauptsache erst mal rauf, weg von diesem verfluchten Boden, weg von diesen Kranken. Franka versuchte zu erkennen, wie die Bäume um sie herum wuchsen. Sie brauchte einen mit vielen schweren Ästen. Langsam bewegte sie sich an der Mauer entlang, voller
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