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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
Autoren: Joseph Merrick
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Stimme war deutlich zu laut. Ich merkte, dass mich einige Gäste im Lokal seltsam anstarrten und den Kopf schüttelten.
    Ich drosselte also meine Lautstärke und versuchte nun etwas leiser zu sprechen.
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Glauben Sie, was Sie wollen. Der Fall ist laut den Behörden abgeschlossen.«
    »Wurden denn keine ausgiebigen Untersuchungen angeordnet?«
    Teasle nickte. »Und ob. Es waren sogar Leute vom FBI vor Ort. Doch nach zwei Tagen zogen sie wieder ab.«
    »Wurde die Leiche denn nicht von einem Gerichtsmediziner obduziert?«
    »Das ging damals alles viel zu schnell. Kaum hatte ich die Leiche meines Freundes entdeckt, wurde sie sogleich abtransportiert. Ich kam nicht mehr dazu, eigene Nachforschungen anzustellen. Ich war wohl zu rasch mit dem Anruf in Fairbanks.«
    »Ich frage Sie ungern, aber was meinen Sie mit ›abgeschlachtet‹?«
    Der Sheriff sah sich kurz um, bevor er leise weitersprach. »Er wurde enthauptet und an den Füßen aufgehängt.«
    Teasles Gesichtsausdruck wurde hart. Er schien seine Umgebung kaum noch wahrzunehmen. Mir kam es vor, als ob er sich selbst diese Geschichte erzählen würde und mir dabei kaum Beachtung schenkte.
    »Aber das war nicht einmal das Schlimmste«, redete er weiter. »Als ich am Tatort eintraf, bot sich mir ein schauriger Anblick.«
    Ich horchte auf, wobei ich regungslos auf meine Coke starrte.
    »In seinem Körper steckten einige Schläuche und lange Nadeln in Händen und Füßen.«
    Mein Magen drehte sich um und ich empfand ein mulmiges Gefühl. Ich musste mich zusammenreißen, damit ich nicht über die Theke spuckte. In meiner gesamten Laufbahn war ich zwar mit einigen Morden konfrontiert worden, doch von solchen grotesken Fällen war ich bislang verschont geblieben.
    »Ich kann diesen Anblick nicht mehr vergessen. Er hing dort oben, nackt, mein langjähriger Kollege und Freund, völlig ausgemergelt.«
    Teasle rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel.
    »Ausgemergelt, sagen Sie? Wurde er möglicherweise schon mehrere Tage zuvor vermisst?«
    Teasle hielt kurz inne und verneinte meine Frage mit einem Kopfschütteln. »Was mich aber am meisten störte war, dass niemand, und ich meine damit auch die Spurensicherung, auch nur einen Tropfen Blut gefunden hat.«
    »Dann wurde er womöglich an einem anderen Ort getötet und an den Fundort gebracht«, schlussfolgerte ich.
    »Sie haben mich nicht verstanden. Was ich damit sagen will ist, dass sich ebenso kein Blut mehr in seinem Körper befand!«
    »Wie bitte?«, fragte ich entsetzt. »Das ist ja abartig!«
    Teasle nickte.
    »Laut den FBI-Fritzen trat der Tod circa eine Stunde vor meiner Ankunft ein. Er wurde demzufolge an Ort und Stelle geköpft, und durch diese ganzen Schläuche und Nadeln wurde ihm das Blut abgelassen.«
    Ich konnte einfach nicht glauben, was mir Sheriff Teasle erzählte. Um ehrlich zu sein, hatte ich gewisse Zweifel, denn wer sollte sich die Mühe machen, solch eine Tat mitten im Nirgendwo zu begehen, fern von jeder großen Presse? Anderer seits konnte ich mir auch gut vorstellen, dass irgendein Perversling dabei Spaß empfunden hatte. Ich wollte mir den Tathergang nicht weiter bildlich vorstellen.
    Dabei gab mir am meisten zu denken, dass das Opfer der Sheriff selbst gewesen war – ein Mann, der einen gewissen Respekt vermittelte und wohl kaum unbewaffnet seinen Dienst ausgeübt hatte. Ich merkte, dass mir das zu viel wurde.
    »Einen Moment«, sagte ich, während ich vom Barhocker aufstand. Ich brauchte eine Erfrischung und ging ohne ein weiteres Wort zur Toilette.
    Vor dem Spiegel sah ich mich eine Weile an, bevor ich mir das eiskalte Wasser über das Gesicht und den Nacken rieb. Die Erfrischung tat wirklich gut. Sie bewirkte, dass mein Kopf klarer wurde und ich wieder besser denken konnte.
    »Wo bist du da nur hineingeraten?«, fragte ich mich selbst, bevor ich eine Antwort bekam, die weder höflich war noch eine gewisse Etikette besaß. »Ins Scheißhaus«, lallte einer aus einer der verschlossenen Latrinen, die sich hinter mir befanden. Mir wurde übel.
    Ich lief wieder durch diese verrauchte Luft und nahm neben dem Sheriff Platz, der immer noch auf seinem Barhocker saß und keine Miene verzog.
    Ich bestellte mir noch eine Coke, bevor ich die Unterhaltung fortführte. »Und hat man den Mörder je gefasst?
    »Ich sagte Ihnen doch schon, die Behörden sehen das nicht als Mord. Die haben das unter den Tisch fallen lassen.«
    »Aber das geht doch nicht. Die ganzen Zeugen, der
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