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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
Autoren: Joseph Merrick
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hätte beantworten können. Womöglich betrachtete er dies auch als Henkersdrink, wobei er der Henker war. Na ja, meinen Pessimismus hätte ich ausnahmsweise einmal beiseitelegen können.
    Ich parkte meinen Wagen neben seinem, stieg aus und atmete die Stadtluft ein, bemerkte aber rasch, dass diese Luft hier nicht viel von »Stadt« an sich hatte. Dennoch genoss ich es.
    »Dark, ich lade Sie auf einen Drink ein, etwas Wärme tut Ihnen bestimmt gut«, lächelte der Sheriff, und es war eindeutig wieder sein eigenartiger Sarkasmus zu spüren.
    »Schon gut, Teasle, ich kann gut für meine Drinks selbst bezahlen. Wie wäre es, wenn ich Sie einlade?«
    Er ging auf mein Angebot ein und wir betraten die Kneipe, obwohl ich es doch als äußerst überraschend empfand, dass Teasle sich ohne Umschweife einladen ließ. Das Innenleben des »Angel’s Bell« wartete mit der typischen Einrichtung auf. Es wurde Billard gespielt, Pfeile wurden auf eine Dartscheibe geworfen, einige einarmige Banditen leerten die Geldbörsen weniger Spielsüchtiger, und der übergewichtige Wirt, dessen Bartheke aus braunem Eichenholz bestand, rieb stetig mit einem Tuch auf deren blank lackierter Oberfläche. Ich lenkte meinen Blick ungewollt auf sein Glasauge, welches dabei starr ins Leere schaute.
    Als wir die Kneipe betraten, starrten mich alle an, als wäre ich ein Aussätziger. Ich war ein Fremder in einer Kleinstadt mit knapp viertausend Einwohnern, wie es die Legende meiner Landkarte verriet. Hier kannte jeder jeden. Gerade in solch einer Bar, in der sich vermutlich nur Stammgäste aufhielten, fiel jemand wie ich sofort auf.
    Als Teasle und ich uns auf die Barhocker setzten, legte sich die Neugier der Gäste, und sie gaben sich wieder ihren eigenen Angelegenheiten hin. Vermutlich lag dies am Sheriff, der über die Hälfte von ihnen persönlich kannte; dies verriet sofort sein permanentes Kopfnicken, während er sich in der Kneipe umsah.
    »Was trinken Sie, Sheriff?«, fragte ich.
    »Im Dienst genau genommen nichts, andererseits ist mein Dienst für heute beendet und ich genehmige mir daher einen Gin Tonic.«
    »Einen Gin Tonic und eine Coke bitte«, rief ich zum Wirt, da die doch recht laute Musik und die nicht überhörbaren Gespräche der Gäste schwer zu übertönen waren.
    »Eine Coke?«, fragte mich der Sheriff, völlig von meiner Bestellung überrascht.
    Ich nickte. »Ich habe mir schon viel zu häufig die Birne weichgesoffen. Glauben Sie mir, es ist besser so.«
    Während uns der Wirt unsere Bestellung über seine sauber polierte Theke schob, hörte ich, wie sich jemand an der Jukebox am anderen Ende des Lokals zu schaffen machte. Die Klänge, die daraufhin folgten, kamen mir vor wie die Sirenen eines bevorstehenden Fliegerangriffs, der nun unvermittelt über mich hereinbrechen würde. Ich traute meinen Ohren kaum, als das Lied ertönte, das das unmittelbare Ende meiner Karriere begleitet hatte: »All my Ex’s live in Texas«!
    Sheriff Teasle bekam offensichtlich den Farbwechsel in meinem Gesicht mit, denn er starrte mich an wie jemand, der in einen Wald schaut und ein beunruhigendes Geräusch vernimmt: nicht ängstlich, nein, eher bereit, dagegen etwas zu tun.
    »Ein Whisky hier für meinen Kollegen«, rief er zum Wirt und drängte zur Eile. Augenblicke später spürte ich die brennende Wirkung des Alkohols im Hals und eine gewisse Erleichterung durchfuhr meinen Körper. Mist. Es schüttelte mich am ganzen Leib.
    »Ich dachte, Sie haben einen Anfall, nach Ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen. Was ist denn geschehen? Ich glaubte doch tatsächlich, Sie treten mir vor meiner Nase weg.«
    »Schon gut, Sheriff. Ich danke Ihnen, doch dieses verdammte Lied bringt mich aus der Fassung.«
    »Das Lied aus der Jukebox? Ich vermutete eher, Sie hätten hier einen Geist gesehen.«
    »Es schossen mir nur eben unschöne Erinnerungen durch den Kopf, deren ich mich nur zu gern entledigen würde.«
    »Wem sagen Sie das«, sagte der Sheriff tonlos und kippte seinen Gin Tonic auf Ex hinunter.
    Ich stutzte. »Jetzt sagen Sie nur nicht, dass Ihre Frau Sie ebenfalls verlassen hat?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Mister Dark. Ich bin nicht verheiratet. Es hatte wohl nie so sein sollen.«
    Teasle bestellte sich noch einen und sah zu mir herüber. »Also hat Ihre Gemahlin Sie verlassen und der Song erinnert Sie an Ihre Frau?«
    »Nein, Sheriff. Es ist eher so, dass er eine ungewollte Verbindung mit all dem Mist herstellt, der mich im letzten halben Jahr
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