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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis
Autoren: Douglas Preston
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sehr freundlich von Ihnen, und ich freue mich, dass Sie so zufrieden sind. In der Tat halten wir immer ein, was wir versprechen. Ich muss Ihnen ganz offen sagen, dass mit diesem Projekt viel harte Arbeit verbunden war. Wenn Sie mir das kleine Eigenlob verzeihen – das war eine der größten Herausforderungen, die ich als Lobbyist je bewältigt habe. Aber wir haben es geschafft, nicht wahr?« Crawley strahlte.
    »Ja. Wir hoffen, dass Sie für Ihre Arbeit angemessen bezahlt wurden.«
    »Nun, um die Wahrheit zu sagen, hat uns das Projekt wesentlich mehr gekostet, als wir erwartet hatten. Mein Buchhalter ist seit Wochen schlecht auf mich zu sprechen! Aber schließlich haben wir nicht jeden Tag Gelegenheit, die amerikanischeWissenschaft voranzubringen und zugleich der Navajo Nation Arbeitsplätze und neue Einnahmequellen zu verschaffen.«
    »Was mich zum Anlass unseres Besuches bringt.«
    Crawley nippte an seinem Kaffee. »Schön. Ich bin gespannt.«
    »Da die Arbeit nun beendet ist und Isabella läuft, werden wir Ihre Dienste nicht mehr benötigen. Wenn unser Vertrag mit Crawley and Stratham Ende Oktober ausläuft, werden wir ihn nicht mehr verlängern.«
    Yazzie sagte das so plump, mit so wenig Finesse, dass Crawley einen Moment brauchte, um diesen Schlag zu verdauen, doch er lächelte tapfer weiter.
    »Ah ja«, sagte er. »Tut mir leid, das zu hören. Haben wir in Ihren Augen irgendetwas falsch gemacht – oder versäumt?«
    »Nein, wie gesagt: Das Projekt ist beendet. Wozu brauchen wir da noch Lobbyarbeit?«
    Crawley holte tief Luft und stellte die Kaffeetasse ab. »Ich kann nachvollziehen, dass Sie so denken – schließlich ist Window Rock weit weg von Washington.« Er beugte sich vor und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Aber ich will Ihnen etwas verraten, Herr Vorsitzender. In dieser Stadt ist nichts jemals
beendet
. Isabella ist noch nicht funktionstüchtig, und wie heißt es so schön – man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Unsere Gegner –
Ihre
Gegner – haben noch längst nicht aufgegeben. Im Kongress gibt es viele Leute, die nichts lieber tun würden, als das Projekt zu kippen. So ist das eben in Washington – niemals vergeben, niemals vergessen. Morgen schon könnten sie eine Gesetzesvorlage einbringen und Isabellas weitere Finanzierung einstellen. Die könnten auch versuchen, die Pachtverträge neu zu verhandeln. Sie brauchen einen Freund in Washington, Mr. Yazzie. Dieser Freund bin ich. Ich bin der Mann, der seine Versprechen gehalten hat. Wenn Sie warten, bis irgendwelche schlechten Neuigkeitenbis nach Window Rock vordringen – wird es bereits zu spät sein.«
    Er beobachtete ihre Gesichter, konnte aber keine Reaktion erkennen. »Ich würde Ihnen dringend empfehlen, den Vertrag für mindestens sechs Monate zu verlängern – betrachten Sie es als eine Art Versicherung.«
    Dieser Yazzie war so undurchschaubar wie ein verdammter Chinese. Crawley wünschte, er hätte es noch mit Yazzies Vorgänger zu tun, einem Mann, der sein Steak blutig mochte, seinen Martini trocken und seine Frauen stark geschminkt. Wenn sie ihn bloß nicht mit der Hand in der Stammeskasse erwischt hätten.
    Schließlich ergriff Yazzie wieder das Wort. »Wir haben viele dringende Bedürfnisse, Mr. Crawley – Schulen, Arbeitsplätze, Krankenhäuser und Freizeitangebote für unsere jungen Leute. Nur sechs Prozent unserer Straßen sind asphaltiert.«
    Crawley hielt eisern an seinem Lächeln fest. Die undankbaren Scheißkerle. Sie würden von jetzt an bis zum Jüngsten Tag ihre sechs Millionen pro Jahr einsacken, und er würde nichts davon abbekommen. Aber er hatte nicht gelogen – dieser Lobbyauftrag war von Anfang an höllisch schwer gewesen.
    »Sollte tatsächlich noch vor Ihrem sprichwörtlichen Abend etwas geschehen«, fuhr Yazzie in seiner langsamen, schläfrigen Art fort, »können wir Ihre Dienste ja wieder in Anspruch nehmen.«
    »Mr. Yazzie, wir sind eine sehr exklusive Lobby-Agentur. Wir sind zu zweit, mein Partner und ich. Wir nehmen nur wenige Klienten an und haben eine lange Warteliste. Wenn Sie jetzt ausscheiden, wird Ihr Platz sofort von einem neuen Kunden eingenommen. Falls dann etwas geschieht und Sie erneut unsere Hilfe benötigen, nun ja …«
    »Dieses Risiko gehen wir ein«, sagte Yazzie so trocken, dass Crawley fast der Kragen platzte.
    »Dürfte ich Ihnen vorschlagen – nein,
dringend nahelegen
–, den Vertrag für weitere sechs Monate zu verlängern? Wir könnten sogar über eine Anpassung des
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