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Crazy Moon

Crazy Moon

Titel: Crazy Moon
Autoren: Sarah Dessen
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Orientierungspunkt. »Nein«, antwortete ich.
    Wieder dieses »Wow!«
    Die Ampel sprang auf Grün, der Wagen tuckerte langsam los. »Sieht aber aus, als hätte es wehgetan.«
    »Hat es nicht«, sagte ich knapp, damit er nicht weiterfragte.
    Und mehr redeten wir auch nicht während der Fahrt. Normans Auto war echt ’ne Nummer für sich: Außer den kopflosen Passagieren fuhren ungefähr zwanzig winzige Plastiktiere mit, die er sorgfältig nebeneinander auf das Armaturenbrett geklebt hatte, und vom Rückspiegel baumelten zwei gigantische rote Plüschwürfel.
    |17| »Nettes Auto«, murmelte ich so leise wie möglich. Der Typ war anscheinend so eine Art Kunstfreak.
    »Danke.« Er rückte die rote Giraffe neben dem Gebläse zurecht. So wie er klang, glaubte er wohl, dass ich es ernst gemeint hatte. »Es ist noch im Werden.«
    Wir bogen in eine unasphaltierte Straße ein und fuhren an einer Reihe von Häusern vorbei, hinter denen Wasser in der Sonne aufblinkte. Diese so genannte Straße ruckelten wir dann entlang bis zum Ende und parkten schließlich vor einem großen weißen Haus, über dessen Veranda hinweg ich den Strand und die Bucht sehen konnte. Draußen auf dem Wasser schaukelten kleine Boote.
    Norman stellte den Motor ab und hupte zweimal. »Sie wartet schon auf dich.« Er stieg aus und öffnete den Kofferraum, um meine Sachen auszuladen und auf der Vordertreppe abzustellen. Den Po-Trainer platzierte er als krönenden Abschluss zuoberst auf dem Stapel. Wirklich toll. Ich war mir nicht sicher, ob er ein Klugscheißer war oder nur so tat.
    »Danke«, murmelte ich, wieder so leise wie möglich, und beschloss, dass er ein Klugscheißer war.
    Miras Veranda war breit und erstreckte sich über die ganze Länge des Hauses, so wie man früher im Süden alle Veranden gebaut hatte. Zwei Dinge sprangen mir sofort ins Auge: zum einen ein altes Fahrrad, das unter einem Fenster an der Wand lehnte; über das Rückrad waren Cadillac-Flossen montiert worden, die knallrote Lackierung wies etliche Roststellen auf und im Lenkradkorb lag eine riesige schwarze Sonnenbrille.
    Das Zweite, was mir auffiel, war ein kleines Schild über der Klingel, eine Karteikarte, auf der in schlichten Druckbuchstaben |18| KLINGEL stand. Und für die ganz Minderbemittelten war zusätzlich ein Pfeil darauf gemalt, der auf die Klingel zeigte.
    Ich fragte mich irritiert, auf welchem Planeten ich gelandet war.
    »Norman?« Eine Frauenstimme drang durch die mit Fliegengitter bespannte Eingangstür aus dem Inneren des Hauses. »Bist du’s?«
    »Ja«, erwiderte Norman laut. Er ging die Stufen hinauf, stellte sich dicht vor das Fliegengitter und beschattete seine Augen mit den Händen. »Der Zug war ausnahmsweise pünktlich.«
    »Ich kann ihn mal wieder nicht finden«, sagte die Frau – vermutlich meine Tante Mira. Anscheinend lief sie beim Sprechen hektisch durchs Haus, denn ihre Stimme klang mal näher, mal weiter entfernt. »Heute Morgen war er noch da, aber dann habe ich ihn aus den Augen verloren . . .«
    »Ich helf dir suchen.« Norman ließ seinen Blick über die Veranda und die Wiese vor dem Haus schweifen. »Aber er läuft nie weit weg. Wahrscheinlich muss er nur wieder was mit diesem Hund verhandeln.«
    »Verhandeln?«, fragte ich.
    »Ja, sehr wichtige Verhandlungen«, meinte er, als sei es das Normalste von der Welt, und suchte weiter.
    »Hast du Colie mitgebracht?« Ihre Stimme wurde lauter. Offenbar näherte sie sich der Tür.
    »Klar. Sie steht neben mir.«
    Ich wartete darauf, dass die Tür sich öffnete. Fehlanzeige.
    »Ich kann es gar nicht gut haben, wenn er einfach verschwindet.« Miras Stimme wurde wieder leiser. Ich |19| blickte zu Norman, der sich gerade am anderen Ende der Veranda über das Geländer beugte, um darunter zu spähen.
    »Wir finden ihn«, sagte Norman. »Mach dir keine Sorgen.«
    Ich blieb stehen, wo ich war. Meine Tante war über mein Kommen offensichtlich genauso begeistert wie ich.
    Ich hockte mich neben meine Tasche auf die Stufen vor dem Haus und zog die Knie an. Da raschelte es im Gebüsch und die fetteste Tigerkatze, die ich je gesehen hatte, steckte ihren Kopf hervor und schaute mich an. Als sie sich durch das Geländer zwängte, blieb sie beinahe stecken. Erst rieb sie sich an mir und hinterließ jede Menge langer weißer Katzenhaare auf meinen ganz und gar schwarzen Klamotten. Dann kraxelte sie auf meinen Schoß und jagte mir ihre Krallen in den Oberschenkel, bevor sie sich gemütlich zusammenrollte.
    »Kater
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