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Crash

Crash

Titel: Crash
Autoren: J. G. Ballard
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tragischen Ereignisse jenes Abends.

    Kapitel Drei

    In den darauffolgenden drei Wochen drehten sich die grellen, blauen Lichter der Polizeiautos unaufhörlich in meinem Kopf, während ich in meinem Bett im Unfallkrankenhaus nahe des Londoner Flughafens lag. In dieser ruhigen Gegend, mit ihren Gebrauchtwagenmärkten, Wasserreservoirs und Vollzugsanstalten, die von den Zufahrtsstraßen zum Flughafen umgeben war, begann ich mich von den Unfallfolgen zu erholen. Zwei Reihen mit je vierundzwanzig Betten - von einer größeren Anzahl Überlebender ging man nicht aus - wurden permanent für die eventuellen Opfer einer Flugzeugkatastrophe reserviert. Eine davon wurde gelegentlich für Opfer von Verkehrsunfällen zur Verfügung gestellt.
    Nicht alles Blut, mit dem ich mich besudelt hatte, war von dem Toten gewesen, den ich auf dem Gewissen hatte. Die asiatischen Ärzte der Intensivstation fanden heraus, daß ich beim Aufprall am Armaturenbrett beide Kniescheiben gebrochen hatte. Stechende Schmerzen griffen an den Innenseiten meiner Schenkel entlang, bis hoch in meine Lenden, als würden feine Stahlkatheter durch die Venen meiner Oberschenkel gezogen.
    Drei Tage nach dem ersten Eingriff an meinem Knie steckte ich mich mit einer unbedeutenden Krankenhausinfektion an. Ich lag auf der leeren Station im Bett, das eigentlich dem Überlebenden eines Flugzeugunglücks vorbehalten war, und dachte in desorientierter Weise über die Verletzungen und Schmerzen dieses eventuellen Überlebenden nach. Die leerstehenden Betten rings um mich her erzählten Geschichten von Unfällen und Tod, der Umsetzung von Verletzungen durch die Gewalt von Flugzeug- und Automobilunglücken. Zwei Krankenschwestern schritten durch die Station, bezogen die Betten und sahen nach den Kopfhörern der Radios. Diese liebenswürdigen jungen Frauen ministrierten innerhalb einer Kathedrale unsichtbarer Verletzungen, ihre knospende Sexualität präsidierte über die schrecklichsten Gesichts- und Genitalverstümmelungen.
    Während sie meine Beinschiene richteten, lauschte ich dem Geräusch eines vom Londoner Flughafen startenden Flugzeugs. Die Geometrie jenes komplexen Folterinstruments schien in gewisser Hinsicht mit den Kurven und Konturen der Körper dieser jungen Frauen verwandt zu sein. Wer würde der nächste Insasse dieses Bettes sein - eine Bankangestellte in mittleren Jahren, unterwegs zu den Balearen, den Kopf voller Gin, die Vagina feucht, wenn sie den stattlichen Witwer betrachtet, der neben ihr sitzt? Nach einem Unfall auf der Startbahn des Londoner Flughafens könnte ihr Körper noch jahrelang von der Narbe der Sicherheitsgurtverankerung gezeichnet sein, gegen die sie mit dem Unterleib geschleudert wurde. Jedesmal entflieht sie in den Waschraum ihres Lieblingsrestaurants, wenn ihre geschwächte Harnblase gegen einen in Mitleidenschaft gezogenen Harnleiter drückt, während jedes Geschlechtsakts mit ihrem an Prostata leidenden Mann denkt sie an die Sekunden vor ihrem Unfall. Ihre Verletzungen rächen den eingebildeten Akt der Untreue für alle Zeiten.
    Fragte meine Frau, die mich jeden Abend besuchte, sich eigentlich jemals, welcher sexuelle Fehltritt mich zur Überführung über die Western Avenue geführt hatte, Wenn sie an meiner Seite saß und ihre zusammengekniffenen Augen alle bloßliegenden vitalen Teile der Anatomie ihres Mannes begutachteten, war ich sicher, daß sie die Antworten auf ihre unausgesprochenen Fragen an den Wunden und Narben meiner Beine und meiner Brust ablesen konnte.
    Die Krankenschwestern scharten sich um mich und führten ihre schmerzenden Handgriffe aus. Wenn sie die Abflußkanülen wieder an meinen Knien anbrachten, bemühte ich mich, die Beruhigungsmittel nicht zu erbrechen, die zwar ausreichten, mich ruhig zu halten, aber keineswegs die Schmerzen linderten. Nur das aufbrausende Temperament der Schwestern hinderte mich daran.
    Eine junge, blonde Ärztin begutachtete meine Brustverletzungen. Die Haut war um die untere Partie des Schlüsselbeins aufgeplatzt, wo der Knauf der Hupe von dem komprimierten Wageninnern nach oben gedrückt worden war. Ein halbkreisförmigcr Bluterguß verunstaltete meine Brust wie ein marmorner Regenbogen, der sich von einem Nippel zum anderen erstreckte. Während der folgenden Wochen durchlief dieser Regenbogen eine Reihe von Farbveränderungen, als würde man die Karosserie eines Autos umspritzen. Wenn ich an mir hinabsah, wurde mir klar, daß ein Automechaniker aus der Anordnung meiner Verletzungen
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