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Crash

Crash

Titel: Crash
Autoren: J. G. Ballard
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empor.
    Ich hielt Catherines Hand und dachte an die spöttischen Versuche, die Vaughan an dieser Kreuzung mit ihr angestellt hatte. Mein Wagen lag im Licht der Scheinwerfer neben dem Bus. Die Reifen waren intakt, doch der Rest des Wagens war unkenntlich, als wäre der Zusammenprall innerlich und äußerlich von allen Richtungen gleichzeitig erfolgt. Vaughan war mit Höchstgeschwindigkeit über das Deck der Überführung gerast. Fast als hätte er versucht, in den Himmel abzuheben.
    Der letzte Fahrgast wurde aus dem oberen Geschoß des Busses herausgeholt, doch der Blick der Schaulustigen galt einzig und allein den deformierten Fahrzeugen in der Mitte der Bühne, nicht den menschlichen Opfern. Sahen sie in ihnen die Modelle ihrer eigenen zukünftigen Leben? Die isolierte Gestalt der Schauspielerin stand neben ihrem Chauffeur, sie hatte eine Hand zum Gesicht erhoben, als wollte sie sich vor dem Bild des Todes schützen, dem sie nur so knapp entronnen war. Polizisten und Ärzte, aber auch die dichtgedrängten Zuschauermengen, achteten sorgfältig darauf, eine Lichtung um ihre Gestalt freizulassen.
    Die Lichter auf den Dächern der Polizeiautos drehten sich und zogen immer mehr und mehr Zuschauer zum Unfallort, die sie von den vielgeschossigen Wohnblocks, von den durchgehend geöffneten Supermärkten der Western Avenue und aus den Fahrzeugreihen auf der Überführung sehen konnten. Von den Polizeilichtern unten erhellt, bildete die Überführung einen weithin sichtbaren Triumphbogen. Die Zuschauer kamen von den Zufahrten vom Flughafen, von den verlassenen Seitenstraßen und den unbelebten Fußgängerwegen zu dieser riesigen Bühne, sie alle wurden von der Logik und Schönheit von Vaughans Tod angezogen.

    An unserem letzten Abend besuchten Catherine und ich den Polizeischrottplatz, zu dem die Überreste meines Automobils gebracht worden waren. Ich nahm den Schlüssel von dem wachhabenden Beamten entgegen, einem jungen Mann mit scharf geschnittenen Zügen, den ich bereits den Abtransport von Vaughans verlassener Limousine überwachen gesehen hatte, die auf der Straße vor unserem Apartmenthaus gestanden hatte. Ich war ganz sicher, daß er von Vaughans Plan überzeugt war, mit der Limousine der Schauspielerin zusammenzustoßen, den er monatelang gehegt und mit den Fotografien kopulierender Paare zusammengestellt hatte.
    Catherine und ich gingen an den Reihen zerstörter und verlassener Autos entlang. Der Hof lag im Dunkeln, er wurde lediglich vom Licht der Lampen draußen erhellt, das sich in verbogenen Chromteilen spiegelte. Wir nahmen gemein sam auf dem Rücksitz des Lincoln Platz und vollzogen einen kurzen, rituellen Geschlechtsverkehr, bei dem Catherines Vagina im Anschluß an einige hastige Stöße eine kleine Menge Samen aufnahm. Ich hielt ihre Gesäßbacken umklammert, während sie auf mir saß. Hinterher ließ ich sie über mir knien und fing den Samen in den hohlen Händen auf, der aus ihrer Vulva tropfte.
    Danach gingen wir weiter zwischen den Unfallwagen umher, während ich meinen Samen in der Hand hielt. Die Lichtstrahlen kleiner Taschenlampen beleuchteten unsere Knie. Ein offener Sportwagen war neben dem Wachhaus zum Stillstand gekommen. Hinter der Windschutzscheibe saßen zwei Frauen, die in die Dunkelheit starrten. Die Fahrerin drehte den Wagen so lange, bis die Scheinwerfer die Überreste des Autos beleuchteten, in dem Vaughan gestorben war.
    Die Frau auf dem Beifahrersitz zögerte einen Augenblick, dann stieg sie aus. Ich beobachtete sie aus der Dunkelheit, während Catherine ihre Kleider richtete, und erkannte Dr. Helen Remington. Gabrielle saß hinter dem Lenkrad des Wagens. Es schien angemessen, daß sie sich hier versammelten, um das letzte zu betrachten, was an Vaughan erinnerte. Ich stellte mir vor, wie sie die Schnellstraßen und Parkplätze abfuhren, die im Geiste von Vaughans Besessenheit gezeichnet waren, welche nun in der sanften Umarmung der Ärztin und ihrer verkrüppelten Geliebten zelebriert wurde. Ich war froh, daß Helen Remington immer perverser wurde und sogar schon ihr Glück in Gabrielles Narben und Verletzungen fand.
    Als sie wieder verschwunden waren, wobei Helen beim Umwenden den Arm um Gabrielles Schultern gelegt hatte, setzten Catherine und ich unseren Streifzug fort. Ich hielt immer noch den Samen in der Hand. Schließlich griff ich durch zerschellte Windschutz- und Seitenscheiben und markierte ölige Armaturenbretter mit diesem Samen, wobei ich die Verletzungsteile an ihren
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