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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)
Autoren: Martyn Bedford
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Körper, besuchen kann.« Jetzt setzte sich Alex auf. Er war plötzlich stinksauer und verpasste Rob einen kräftigen Stoß gegen die Schulter. »Dieser ganze Mist in Manchester, als du mich angeblich davor bewahren wolltest, so zu werden wie du   … Dabei willst du bloß nicht, dass ich mir etwas wiederhole, was du dir nicht wiederholen kannst. Weil du nämlich   …«
    Alex konnte die Bewegung im Dunkeln nicht sehen, aber Rob warf sich auf ihn, packte ihn am Kinn und schlug ihn so heftig mit dem Kopf gegen das Fenster, dass der ganze Bus schwankte.
    »Was kannst du wiederbekommen, was ich nicht wiederbekommen kann, hä, Alex?« Sein Griff wurde fester, als er Alex’ Kopf so brutal gegen die Scheibe drückte, dass Alex fürchtete, das Glas würde splittern. »Hä? Was kannst du kriegen?«
    »Mein Leben!«, ächzte Alex erstickt. Er versuchte, sich zu befreien, aber Rob war zu stark. »Ich kann mein Leben wiederkriegen.«
    »Ach ja? Und wie soll das gehen?«
    Rumms. Rumms. »Du tust mir weh.«
    »Wie, Alex? Wie willst du das anstellen?« Rob ließ ihn los. Alex rutschte an der Wagenwand hinunter und rieb sich die schmerzenden Stellen am Unterkiefer. Die Frage kam noch einmal, diesmal leiser: »Erzähl mir, wie du wieder zurückwechseln willst, Alex.«
    »Keine Ahnung.«
KeineAhnungkeineAhnungkeineAhnung.
»ICH   – HABE   – KEINE   – AHNUNG!«
    »Dann vergiss es.« Robs Gesicht schwebte wie ein Mond über Alex, so dicht, dass Alex in seinem Atem die Zigaretten und auch die Tomaten von der Pizza roch. »Wenn du keine Ahnung hast, wie du in deinen eigenen Körper zurückkehren kannst, bist du auch nicht besser dran als ich. Dein Körper ist noch am Leben, toll, aber er könnte genauso gut tot sein.«
     
    Irgendwann schlief auch Alex ein. Rob hatte sich wieder hingelegt, die Decke um sich gewickelt und war längst eingeschlafen. Wahrscheinlich nicht gleich, aber ganz bestimmt vor Alex, der noch lange dalag und in die Dunkelheit starrte. Eine Stunde? Zwei? Keine Ahnung, er war einfach wach und blieb es. Und irgendwann war er nicht mehr wach.
    Der Albtraum kam kurz vor Tagesanbruch. Man konnte ihn nicht mehr direkt als Albtraum bezeichnen: Er bestand im Grunde nur aus der pechschwarzen Dunkelheit, dem Kreischen und Reißen an Alex’ Eingeweiden.
    Diesmal fand kein Wechsel statt.
    Wie sehr hatte er sich danach gesehnt, dass der Traum wiederkehrte, so unerträglich er auch war, denn er hatte gehofft, der Traum würde einen neuerlichen Körpertausch zwischen ihm und Flip bewirken. Aber so kam es nicht. Und als Alex zitternd und schwitzend aufwachte, hätte er vor Enttäuschung heulen können, weil er sich immer noch in diesem Körper befand, in diesem improvisiertenBett, in einem Campingbus, in den das erste trübe Morgenlicht drang und in dem Rob schnarchend neben ihm lag.
    Er blieb eine Weile deprimiert liegen. Er hasste Rob. Er hasste sich selbst.
    Rob hatte recht. Es gab keinen Rückweg, sein altes Leben blieb ihm auf immer verschlossen. Der Funken Hoffnung, den der flüchtige Wechsel entzündet hatte, schien ihn nun zu verhöhnen und quälte ihn lediglich mit den Gedanken daran, was hätte sein können
.
Aber beim Tauziehen der beiden Seelen rührte sich Alex’ Seele nicht vom Fleck und klammerte sich buchstäblich in purem Überlebenskampf an Flips Körper.
    Leise schälte sich Alex aus dem Schlafsack wie eine Schlange aus ihrer alten Haut. Er schob sich ans Bettende und richtete sich vorsichtig auf. Wo waren seine Turnschuhe? Da, an der Tür. Er schlüpfte hinein und beugte sich vor, um sich die Schnürsenkel zu binden. Er hatte einen Brummschädel und sein Gesicht war immer noch schmerzempfindlich, außerdem hatte er einen höllischen Durst, aber wenn er den Wasserhahn aufdrehte, weckte er garantiert Rob. Der Riegel machte kaum hörbar »Klick«, die Tür quietschte zum Glück nicht. Alex kletterte in den kalkig grauen kühlen Morgen hinaus.
    Die Felsen waren dank markierter Wanderwege und Wegweiser leicht zu finden. Alex war im Nu dort. Unter den Bäumen war es kalt, aber als er auf die Lichtung trat, auf der er mit den Garamonds gepicknickt hatte, öffnetesich der Himmel zu einem hellen Flecken Sonnenlicht. Wenn der Frühnebel erst verflogen war, würde es ein warmer Tag werden. Der Nebel lichtete sich schon jetzt ein wenig und bot hier und da einen herrlichen Blick über die Täler, die sich bis zum Horizont erstreckten. Wunderschön   – wenn man in der Stimmung dafür war.
    Alex ging weiter auf
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