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CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)

Titel: CRASH - Ins falsche Leben: Roman (German Edition)
Autoren: Martyn Bedford
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Adern auf den Handrücken war anders. Das waren nicht seine Hände! Und doch, als er das Waschbecken volllaufen ließ und die fremden Hände eintauchte, meldete ihm sein Gehirn, dass das Wasser warm war. Als er sich vorbeugte und sich das Gesicht wusch, das nicht sein Gesicht war, spürte er das Wasser auf die Haut spritzen, die nicht seine Haut war. Er richtete sich blinzelnd wieder auf und sah zu, wie die Tropfen über das Gesicht des Jungen im Spiegel rannen und auf dessen T-Shirt tropften, das so feucht wurde wie das, das Alex trug.
    Ausgeschlossen! So etwas gab es nicht!
    Und doch: Der Junge im Spiegel war Philip.
Er
war Philip. Und wenn das Philip war   – wenn Alex jetzt
so
aussah   –, dann war es auch kein Wunder, dass Philips Mutter ausrastete, wenn er behauptete, er sei ein anderer. Kein Wunder, dass sie geschimpft hatte, er führe sich wie ein Siebenjähriger auf.
    Ich bin nicht Philip! Sie sind nicht meine Mutter!
    Kein Wunder, dass sie ihm nicht geglaubt hatte. Und sie würde ihm wohl auch jetzt nicht glauben, wenn er aus dem Bad käme und ihr erzählte, er sei im Körper ihres Sohnes aufgewacht.
    Er konnte es ja selber nicht richtig glauben. Er hoffte einfach, dass Philips Gesicht, wenn er das nächste Mal in den Spiegel schaute, verschwunden war und er wieder sein eigenes Gesicht erblickte.
    Aber nein   – »Philip« war jedes Mal wieder da.
    Alex trocknete sich umständlich ab, Er zitterte so heftig, dass er das Handtuch fallen ließ. Erst jetzt merkte er, dass auch seine Beine behaarter und muskulöser waren. Als er pinkelte, kam der nächste Schock: a) Schamhaare, b) Größe. Nein. Das ging gar nicht! Das wäre ja, als würde er einem anderen Jungen beim Pinkeln das Ding halten. Er drehte sich um, setzte sich wie ein Mädchen auf die Brille, putzte sich flüchtig die Zähne und verließ hastig das Bad, damit er sich nicht länger im Spiegel ansehen musste.
    Aber so einfach wurde er das Bild nicht los. Außerdem: Falls er tatsächlich irgendwie und unerklärlicherweise im Körper eines anderen Jungen aufgewacht war, mit dem Gesicht eines anderen Jungen und so weiter   … was war dann mit seinem eigenen Körper passiert? Und was war aus »Philip« geworden? Schaute dieser Philip soeben in Alex’ Elternhaus in den Spiegel und betrachtete ungläubig ein fremdes Gesicht? Scheuchte ihn eine Frau, die nicht seine Mum war, ebenfalls in die Schule?
     
    Draußen auf der Straße schaute Alex in Philips Schuluniform (schwarzes statt grünes Jackett, einfarbig graue statt diagonal grün-grau gestreifte Krawatte) Philips Mutter nach, die in ihrem hellblauen Punto zur Arbeit (welcher?) fuhr. Anscheinend wurde er nicht zur Schule gebracht. Sie hatte ihre Pflicht getan und ihn aus dem Haus bugsiert   – alles andere war seine Sache. Eigentlich kein Problem, mal davon abgesehen, dass er keinen blassen Schimmer hatte, in welche Schule er ging. Oder wo diese Schule überhaupt war.
    Was andererseits keine Rolle spielte, da Alex nicht vorhatte, an diesem Morgen zur Schule zu gehen.
    Er zog Philips Handy aus der Jackentasche. Er hatte es auf einem Regal in Philips Schlafzimmer neben einer Handvoll Kleingeld und einer teuren Armbanduhr entdeckt. Fünf vor halb neun. Wenn heute wirklich Montag war, war Dad schon zur Arbeit gefahren und Mum brachte Sam gerade in den Hort, ehe sie selbst zur Arbeit fuhr. Alex setzte sich auf die Mauer vor dem Hausund schaltete das Handy ein. Es war ein flacheres, schickeres Modell als sein eigenes, aber einigermaßen unkompliziert zu bedienen. Dummerweise wusste Alex die Handynummern seiner Eltern nicht auswendig. Sie waren im Adressbuch seines eigenen Handys gespeichert. Mums Nummer auf der Arbeit genauso und Dad hatte ihm seine Büronummer nie gegeben (ihn auf der Arbeit anzurufen, war streng verboten). Alex kannte natürlich die Festnetznummer von zu Hause, aber dort würde niemand abnehmen und eine Nachricht erst am Abend abgehört werden. Darum rief er die Auskunft an und fragte nach der Nummer der Schule, in der seine Mutter arbeitete, rief dort an und ließ sich in die Bibliothek durchstellen. Mum fing erst um neun Uhr an, aber Alex konnte ihr zumindest eine Nachricht hinterlassen, die sie bald abhören würde.
    Ihre Stimme auf dem Band erwischte ihn so plötzlich, dass er erst keinen Ton herausbrachte. Dann sagte er: »Hallo, Mum, ich bin’s, Alex. Ich   … ich weiß nicht, was los ist oder wo ich bin oder sonst was, aber   … ich bin hier. Mir geht’s gut. Kannst
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