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Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Titel: Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
Autoren: Sigrid Heuck
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eines Tages zu Cowboy Jim. »Für mich auch«, erwiderte Jim.
    »Aber warum führst du ihn dann nie auf der großen Viehausstellung in Silvertown vor?«, fragte das kleine Mädchen.
    Und weil Jim darauf keine Antwort wusste, beschloss er, beim nächsten Mal Mister Tramp dort auszustellen.
    Alljährlich veranstaltete fast jede größere Stadt im Wilden Westen so eine Schau. Die Farmer zeigten ihre Tiere und das beste von jeder Rasse erhielt einen Preis. Am Tag vor dem großen Ereignis bürsteten und striegelten Betsy und Jim Mister Tramp, bis sein Fell glänzte wie die blanken Fensterscheiben an Missis Applebees Farmhaus. Dann wuschen sie ihm Schweif und Mähne. Sie schmückten
sein Halfter mit Blumen und in den Schweif banden sie eine rote Schleife.
    Am nächsten Morgen setzte Cowboy Jim das kleine Mädchen hinter sich in den Sattel und ritt mit ihm nach Silvertown. Dort war schon alles in heller Aufregung. Es wieherte, muhte, blökte und gackerte so wild durcheinander, dass man fast sein eigenes Wort nicht verstehen konnte.
    Rings um den Vorführplatz hatte man Pferche gebaut, in denen die Tiere untergebracht wurden. Jim ritt zuerst zum Anmeldebüro.
    »Das ist Mister Tramp«, sagte er zu dem Mann am Schalter. »Er ist das allerschönste Pony der Welt.«
    »Ein strubbeliges Pony, schwarz, Nummer siebenunddreißig«, antwortete der Mann und drückte ihm ein Nummernschild in die Hand. »Nummer siebenunddreißig?«, fragte Jim. »Wenn diese Nummer aufgerufen wird, musst du ihn vorführen«, erklärte ihm der Mann. Inzwischen hatte das Preisgericht mit seiner Arbeit begonnen.

    »Wie viele Eier legt dein Huhn am Tag?«, wurden die Hühnerzüchter gefragt. Bei den Schafen erkundigten sich die Richter nach der Wolle und bei den Kühen nach der Milch. Die Pferde wurden im Schritt und im Trab vorgestellt und von allen Seiten genau betrachtet.
    »Nummer siebenunddreißig!«, schrie jemand. Jetzt war Mister Tramp an der Reihe. Stolz führte Jim sein Pony vor.
    Nachdem alle Pferde begutachtet waren, kam die Siegerehrung.
    »Liebe Pferdezüchter«, begann der Preisrichter, »hiermit möchte ich euch den Namen des schönsten Pferdes dieser Schau bekannt geben: Es ist …«
    »Pass gut auf, Tramp!«, flüsterte Jim seinem Pony ins Ohr. Die kleine Betsy biss sich vor Aufregung die Fingernägel ab.
    »Es ist«, fuhr der Richter fort, »der gelbe Hengst Präriesturm!«
    Die Leute klatschten.
    Auf Präriesturm folgte eine zierliche Stute und anschließend alle anderen Pferde genau
in der Reihenfolge, wie sie bewertet worden waren. Mister Tramp kam ganz zum Schluss. Traurig senkte Cowboy Jim den Kopf und eine dicke Träne kullerte über seine Backe. »Aber Mister Tramp ist doch das liebste Pferd auf der ganzen Welt!«, rief die kleine Betsy empört.
    Da jubelten die Zuschauer Jim und seinem Pony zu. Denn Betsy hatte Recht. Dass ein Pferd lieb ist, ist viel wichtiger als alles andere. Das hätte Jim beinahe vergessen.

Die Entführung
    Damals, als Cowboy Jim auf der Applebee-Farm arbeitete, spielte er jeden Tag mit der kleinen Betsy. »Jim ärgere dich nicht« spielten sie oder »Fang den Cowboyhut«.
    Eines ihrer liebsten Spiele aber war »Verstecken«. So eine Farm im Wilden Westen war dafür nämlich ganz besonders gut geeignet. Es gab so viele gute Verstecke dort, dass sie höchstens noch von einer Ritterburg oder einem alten Segelschiff übertroffen werden konnte. Eines Tages war Jim wieder einmal an der Reihe, die kleine Betsy zu suchen. Er schaute zuerst in die Scheune, dann ins Haus. Er suchte sie bei Mister Tramp auf der Weide und hinter den Brombeerhecken im Garten.
    »Betsy«, rief er, »komm schnell! Die Brombeeren sind reif!« Aber das war nur ein Trick, um sie aus dem Versteck zu locken.

    Später kroch Jim unter die alte Kutsche. Er durchwühlte das Stroh im Pferdestall und untersuchte sogar die Satteltaschen von Tramps Ponysattel, obwohl diese für ein Versteck ein bisschen zu klein waren. Er kletterte aufs Dach, um in den Kamin zu schauen, und als er gar nicht mehr wusste, wo er weitersuchen sollte, sattelte er Mister Tramp. Vielleicht versteckt sie sich hinter dem Hügel, dachte er und machte sich mit seinem Pony auf den Weg.
    »Komm heraus, Betsy! Du hast gewonnen«, rief er immer wieder. Doch nichts rührte sich. Plötzlich entdeckte er auf einem Zaunpfahl Betsys rosa Haarschleife, und als er den Boden untersuchte, fand er außer ihren Schuhabdrücken noch die Spuren von nackten Füßen.
    Jetzt hat irgendjemand die
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