Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Titel: Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
Autoren: Sigrid Heuck
Vom Netzwerk:
kleine Betsy entführt, dachte Cowboy Jim, und er machte sich große Sorgen. So rasch er konnte, folgte er den Spuren. Nach kurzer Zeit fand er einen Stofffetzen aus Betsys Schürze und bald darauf, am Bachufer, sogar einen Strumpf.
    Ein kleines Stück bachaufwärts traf er auf ein Indianerlager. Es war ein ihm völlig unbekannter Stamm. Aber mutig, wie Jim war, ritt er gleich hinein.
    Er erwartete, Betsy am Marterpfahl zu finden, und er war bereit, wenn es sein musste, mit dem Häuptling um sie zu kämpfen. Doch das war nicht nötig. Mitten im Kreis der Indianer saß die kleine Betsy und aß Honigkuchen. Neben ihr hockte ein Indianerjunge.
    »Oje, Jim«, rief sie erschrocken, »dich habe ich ganz vergessen! Ich traf den kleinen Indianerjungen hinter der Scheune, und als er mir von seinem Waschbären erzählte, wollte ich ihn schnell ansehen, und dann gab es hier so guten Honigkuchen und - und …« Sie kam ins Stottern. »Komm, setz dich her und iss mit uns!«, sagte der Häuptling zu Jim. Und weil der Honigkuchen so gut schmeckte, war der Cowboy nicht länger böse mit Betsy.
    Als alles aufgegessen war, bedankten sich die beiden. Jim setzte das kleine Mädchen hinter sich auf Mister Tramp und dann ritten sie wieder heim.

Das Präriegewitter
    Wieder einmal hatte Cowboy Jim gefunden, dass es langweilig sei, immer nur auf der gleichen Farm zu arbeiten. Er kannte jeden Baum und jedes Wasserloch ringsumher. Er wusste, wann der Farmer niesen musste und was es Mittwochabend zu essen gab. Auch das »Muh« der Kühe war dasselbe »Muh« wie am Tag vorher. Und weil er Lust hatte, etwas Neues zu erleben, ließ er sich seinen Lohn auszahlen, sattelte Mister Tramp, schulterte seine Gitarre und zog los.
    Er ritt einige Zeit prärieauf und prärieab, bis er drei Cowboys begegnete. Sie trieben eine große Herde langhörniger Rinder von Westen nach Osten.
    »Hei!«, begrüßte sie Cowboy Jim lässig. Mister Tramp scharrte mit dem Vorderhuf. »Hei! Hei! Hei!«, erwiderten die Cowboys seinen Gruß.

    »Habt ihr Arbeit für mein Pony und für mich?«, fragte Jim.
    »Aber natürlich«, antwortete einer der Cowboys. »So einen wie dich können wir immer gebrauchen.«
    Also half ihnen Jim, die Rinder zu treiben. »Hei!«, schrie er den ganzen Tag und »auf geht’s!« Dabei ließ er das Lasso über seinem Kopf kreisen, dass es nur so sauste. Und weil das ziemlich anstrengend ist, taten ihm und Mister Tramp am Abend alle Knochen weh. Zu ihrem Unglück wurde es auch noch sehr schwül.
    »Wir bekommen ein Gewitter«, sagte einer der Cowboys zu Jim. »Hoffentlich werden die Kühe nicht unruhig.«
    Jim hoffte das auch, denn eine ängstliche Kuh konnte die ganze Herde anstecken. Wenn aber eine ganze Herde Angst bekam, war es aus mit der Ordnung. Dann liefen die Kühe den Weg zurück, den sie gekommen waren, oder sie zerstreuten sich in alle Richtungen und auf Nimmerwiedersehen.
    »Hoffentlich gibt’s kein Gewitter«, sagte Jim
zu Mister Tramp. »Wenn es nämlich kein Gewitter gibt, bekommt niemand Angst, und alles bleibt in Ordnung.« Aber er hoffte umsonst.
    Große schwarze Wolken türmten sich am Rande der Prärie auf. Rasch trieben sie näher. Als es das erste Mal donnerte, blökten einige Kälber vor Schreck.
    »Es muss etwas geschehen«, sagte Jim zu Mister Tramp. »Und zwar sofort, sonst ist es zu spät!«
    Da fiel ihm ein, dass er sich, als er klein war, auch oft vor Gewittern gefürchtet hatte. Damals hatte seine Mutter ihm vorgesungen. Alles Mögliche hatte sie ihm vorgeträllert: Schlaflieder und Trinklieder, Kinderlieder und Marschlieder. Als er sie auswendig konnte, hatte er mit eingestimmt.
    Das Gewitter war jetzt genau über der Herde. Es donnerte, der Wind wirbelte Sand durch die Luft und es wurde finster wie in einer Neumondnacht.
    Die Rinder wurden unruhig. Da nahm Cowboy Jim seine Gitarre von der Schulter.

    Er ritt Mister Tramp furchtlos mitten in die Herde hinein und begann laut zu singen: »Lu la lei, lu la lei, sei still, kleine Kuh! Kein Blitz, kein Donner bringt dich aus der Ruh!
    Jippedihott und hoppedihü - wild ist der Westen und weit die Prärie!«
    Die Kühe lauschten erstaunt. Den nächsten Donnerschlag überhörten sie beinahe.
    Jim sang sein Lied zu Ende und dann alle Lieder, die er noch kannte. Und als er fertig war, fing er wieder von vorn an. Verblüfft erkannten die anderen Cowboys, wie sehr Jims Musik das Vieh beruhigte. Da fielen sie mit ein und sangen so lange mit, bis das Gewitter vorbei und sie alle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher